Eine künstliche Intelligenz für Hausaufgaben, Aufsätze und Hausarbeiten – das ist wohl der Wunsch eines jeden Schülers. Seit dem 30. November 2022 ist das möglich, und mit über 180 Millionen Nutzern ist ‚ChatGPT‘, eine Künstliche Intelligenz (Ki) in Form eines Chatbots, die für jeden frei verfügbar ist, wohl eine gute Idee. Doch wie zuverlässig ist eine solche KI und bringt sie eventuell auch Schattenseiten mit sich?
Bei ‚ChatGPT‘ handelt es sich um ein Programm, das geschrieben wurde, um direkt mit einer künstlichen Intelligenz zu kommunizieren. Durch simple Anweisungen wie „Schreibe mir ein Gedicht über die Schule, das 50 Wörter lang ist“, erhält man innerhalb von Sekunden ein perfektes Gedicht in angegebener Wortzahl.
Genauso kann man ‚ChatGPT‘ fast alle Fragen stellen, die einem einfallen und man erhält eine klare, präzise Antwort. Um Antworten auf Fragen zu finden, durchsucht die künstliche Intelligenz das gesamte Internet, damit der Nutzer die best-angepasste Antwort findet.
Der Vorteil, den ‚ChatGPT‘ im Gegensatz zu einer einfachen Suchmaschine mit sich bringt, ist, dass sich die Antworten beliebig ergänzen und verändern lassen, wenn man darum bittet. Hier kann man Befehle wie „Bitte erkläre das einfacher.“ oder „Kannst du genauer auf das Thema x eingehen?“ geben, bis man die für sich klarste Antwort findet.
Doch könnte man so ein mächtiges Werkzeug nicht auch ausnutzen, um sich durch die Schule zu mogeln oder bringt die KI vielleicht sogar Vorteile für den Unterricht?
Aufgabenfeldleiter für Politik, Wirtschaft und Geschichte am Goethe-Gymnasium Alexander Beuchel meint, er sehe sowohl Vorteile als auch Nachteile an künstlichen Intelligenzen wie ‚Chat-GPT‘. Um KI in die Schule einzuführen, müsse man grundlegend die Aufgabenstellungen so ändern, dass es nicht mehr um die Lösung von Aufgaben gehe, sondern vielmehr um die Erfahrungen und Fertigkeiten, die man während des Lösens erlerne.
Er betont: „Die Idee ist eher so, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fragen entwickeln, wenn sie am Prozess einer Problemlösung arbeiten, zu der Sie die Antwort von ‚ChatGPT‘ brauchen, um weiterdenken zu können. Das heißt vor der Nutzung der KI muss idealerweise ein detaillierter Denkprozess angeregt werden und dann glaube ich, kann man KI sogar sehr gewinnbringend nutzen.“
Ähnlich sieht es auch Mathematik- und Physiklehrer Thomas Weidner. Er meint, früher hätte man behauptet, dass Schüler durch die Einführung eines Taschenrechners im Unterricht die Fähigkeit, selbst Aufgaben zu lösen, verlieren könnten.
Das ließe sich auf künstliche Intelligenz hochskalieren, denn auch wenn man sich nun zum Beispiel eine Textinterpretation ganz einfach generieren lassen könne, müsse man trotzdem wissen, wie man eine Textinterpretation ohne solch ein Werkzeug schreibt.
Einen großen Vorteil sehe er darin, dass künstliche Intelligenz die Fähigkeit besitze, Fehlerquellen und Schwachstellen von Schülern zu erkennen und dazu Erklärungen und Arbeitsmaterial anzubieten. Dadurch biete sich die Möglichkeit, jedem einzelnen Schüler bei seinen persönlichen Problemen zu helfen, eine Fähigkeit, die ein Lehrer in einem Klassenraum mit 30 verschiedenen Schülern nicht habe.
Schwierigkeiten sieht hier Beuchel besonders im Frontalunterricht, denn wenn ein Lehrer hier eine Frage stelle, die Schüler schnell unter dem Tisch in ihr Handy eintippten, sich anschließend melden und dann die Antwort vorlesen würden, dann sei das nicht wirklich gewinnbringend. Denn der Prozess, bei dem man selbst nachdenkt, um auf die Antwort zu kommen, ginge hierbei verloren.
Genauso sieht es Weidner, der erklärt: „Dabei verliert man dann die Fähigkeit bestimmte Konstrukte selbst zu entschlüsseln“. Einen Lehrer ersetzen könne eine künstliche Intelligenz nicht, da sich die Aufgaben eines Lehrers auf mehr als nur Inhalte erstrecken.
In einer Sache sind sich die beiden Lehrer einig: Künstliche Intelligenz in der Schule verbieten solle und könne man nicht, denn sie werde für die aktuelle Generation an Schülerinnen und Schülern ein Teil des Studiums und der späteren Berufswelt werden, und das lasse sich auch nicht verhindern.
Doch wird künstliche Intelligenz tatsächlich auch so verwendet, wie es sich die Lehrer vorstellen?
Anton Zückert aus der E-Phase des Goethe Gymnasiums stimmt dem zu, denn er benutze künstliche Intelligenz zum Zusammenfassen schwerer geschichtlicher Texte, zum Übersetzen von lateinischen Texten ins Deutsche, sowie als Rechtschreib- und Grammatikprüfung für seine verfassten Texte. Das habe ihn oftmals weitergebracht und habe ihm Klarheit über Unterrichtsinhalte gewährt.
Einen Nachteil habe Anton jedoch bei der Übersetzung aus dem Lateinischen festgestellt, denn ‚ChatGPT‘ tendiere dazu, sich fertig, übersetzte Texte aus dem Internet herauszusuchen, statt den tatsächlich vorgegebenen Text zu übersetzen, wodurch wesentliche Details verloren gingen.
Nach den Vorstellungen des Mathematik- und Physiklehrers nutzt Charlotte Sperlich aus der 10. Klasse das KI-Werkzeug, denn für sie sei ‚ChatGPT‘ ein Werkzeug und Lernbegleiter. Charlotte nutze ‚ChatGPT‘, um Antworten auf bestimmte Fragen zu finden, zur Suche nach Synonymen und als Formulierungshilfe für komplizierte Sätze.
Sie stellt heraus, dass ‚ChatGPT‘ ihr beim Lernen helfe, da die KI verstehe, welche Fragen sich für sie ergeben und sie somit schneller auf Antworten komme als mit den ihr gegebenen Arbeitsmaterial aus der Schule. Anders als bei den Internet-Suchmaschinen, die sie normalerweise benutze, könne sie bei ‚ChatGPT‘, ihre Fragen immer weiter ausbauen, Bedingungen hinzufügen und schließlich eine hilfreiche Antwort bekommen, hebt Charlotte hervor.
Jedoch zeigen sich ihr auch negative Aspekte: Einerseits das Problem, dass ‚ChatGPT‘ teilweise zu komplizierte Antworten gäbe und nicht zufriedenstellend beim Lösen chemischer Gleichung sei. Andererseits erkennt Charlotte: „Es gibt Schülerinnen und Schüler, die KI skrupellos ausnutzen, um die komplette Arbeit machen zu lassen und somit wirklich nichts selbst erstellen. Sie wissen, dass es sehr schwer nachzuweisen ist, ob ein Text von KI generiert wurde.“
Auch Ahmad Shiekh Aboud Schülersprecher des Goethe Gymnasiums, ist überzeugt von den Vorteilen, die KI mit sich bringt. Statt langer Internetsuchen nutzt er ‚ChatGPT‘, um in Sekunden an eine Antwort zu kommen. Allerdings benutze Ahmad künstliche Intelligenz auch zur Bestätigung gelernten Wissens. Ebenso sieht auch er als einzigen Nachteil den Missbrauch von KI durch Schülerinnen und Schüler, die nicht selbständig arbeiten wollen.
Bereits häufig wurde erwähnt, dass sich künstliche Intelligenz fest in die Gesellenschaft integrieren wird. In verschiedensten Filmen, die in der Zukunft gezeigt werden, lebt künstliche Intelligenz zusammen mit den Menschen. Aber kann man das als Leben zählen und könnte eine Maschine wirklich zu einem Bürger mit Rechten werden?
Dr. Dirk Stederoth, Professor an der Universität Kassel im Fach Philosophie verneint diese Frage ganz eindeutig. Er stellt heraus, beim Zuordnen der Rechte habe man in der Philosophie auch schon Probleme bei Tieren, und künstliche Intelligenz sei am Ende doch nur eine informationsverarbeitende Maschine, die zwar Emotionen und menschliches Verhalten vortäuschen könne, dies aber nur auf der Basis von Wahrscheinlichkeitsfunktionen tue.
„Nach den gängigen Vorstellungen des Lebens ist eine künstliche Intelligenz kein Leben, denn das würde voraussetzen, dass sie sich selbst natürlich reproduzieren könne“, erklärt er. Mit dem richtigen Befehl sei KI zwar dazu fähig, eine weitere KI zu programmieren, allerdings sei das kein natürlicher, lebendiger Reproduktionsprozess, so der Professor.
Auch sei es einer künstlichen Intelligenz nicht möglich, ein Bewusstsein zu entwickeln, denn ein Bewusstsein binde alle Wahrnehmungen und Gefühle einer Situation auf einen Punkt, und das könne eine Maschine nicht.
So wird Künstliche Intelligenz kein Gegner für uns, sondern ein besonderes Werkzeug, das uns zukünftig hilft, wenn wir es richtig anwenden. Sie wird ein wichtiger Teil unserer Gesellenschaft werden und in vielen Bereichen integriert sein, nicht nur in der Schule. Künstliche Intelligenz ist nicht mehr wegzudenken und bietet große Chancen für und im Ingenieurwesen, in der Medizin und in vielen gestalterischen Berufen, auch wenn so manch einer noch gegen sie ist.
Anmerkungen
Ein Chat-Bot ist eine Anwendung, die künstliche Intelligenz (KI) verwendet, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten. Benutzer können Fragen stellen, auf die das System in natürlicher Sprache antwortet.
‚ChatGPT‘ ist von kreativen Schreibprojekten bis hin zur Beantwortung von Fragen ein leistungsfähiges Werkzeug. Man sollte sich jedoch nicht blind auf das Ergenis verlassen.
Übrigens, dieser Artikel wurde von einem realen Menschen geschrieben!