
ZeitPunkte (306)
Interview mit Hans Eichel zur derzeitigen Schuldenkrise (Podcast)
von unseren RedakteurInnen Ulrike Ross (Interview) und Paul Bröker (Podcast) (25.10.11)
Thema Nummer 1 in den Nachrichten ist derzeit die Schuldenkrise. Für den morgigen MIttwoch ist ein Treffen angesetzt, bei dem die verantwortlichen Politiker die Maßnahmen zur Rettung Griechenlands endgültig beschließen wollen. Bereits vor wenigen Wochen konnte unsere Redakteurin Ulrike Ross den ehemaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel zu seiner Position befragen.
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"Die Banken müssen an den Kosten der Finanz- und Wirtschaftskrise beteiligt werden durch eine ständig zu bezahlende Finanztransaktionssteuer!" |
Interview mit dem ehemaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel by UmlaufOnline
Think Green?
von unserem Redakteur Philipp Dittmar (08.05.2011)
Grün ist die dominierende Farbe in der Politik. Grün ist Öko. Grün ist sexy geworden. Doch was steckt wirklich hinter der grasgrünen Fassade der „neuen Volkspartei“ und ihren großspurigen Projekten, die so ziemlich alles in Frage stellen, was die Regierung verfügt? Die neusten Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zeigen, dass die deutschen Landtage immer grünlastiger werden. Haben die Grünen wirklich das Potenzial, ein Bundesland oder vielleicht sogar eines Tages einen ganzen Staat zu regieren, oder werden sie an ihren eigenen hohen Erwartungen und denen der Bevölkerung scheitern?
Winfried Kretschmann könnte Geschichte schreiben. Viel mehr noch, er wird es mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft tun. Er wird der erste Ministerpräsident werden, der den Grünen angehört. Die spektakuläre Wahl in Baden-Württemberg hatte zur Folge, dass das 58-jährige CDU/CSU-Lager unter zuletzt Mappus ein Ende findet - und eine fast schon revolutionäre Stimmung wurde im Land entfacht. Sagenhafte 24,2% machten es möglich, mit der SPD zu koalieren und einen Neuanfang im Ländle zu starten.
Auch in Rheinland-Pfalz ist der Mainzer Landtag teilweise grün geworden. Kurt Becks SPD ist von den Grünen abhängig, wenn sie an der Macht bleiben will.
Somit ist es wohl nicht mehr von der Hand zu weisen: Die Bürger fordern die Grünen an die Macht, da diese anscheinend genau das vertreten und symbolisieren, was die Bevölkerung sich tatsächlich wünscht und von vielen anderen Politikern eher weniger ernst genommen wird bzw. werden kann.
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Ein Wahlplakat der Grünen |
Die Grünen werden gesehen als rettende Samariter, die scheinbar alle Klimaprobleme mit einem unaufgeregten Schnippsen lösen können. Doch auch wer seinen „Atomkraft - Nein Danke"- Aufkleber stolz spazieren trägt, hat unter seinem Hemd und der Krawatte noch lange kein Superman-Kostüm. Und die irdischen Fähigkeiten von Özdemir und Co. könnten an der harten Front von Opposition sowie großindustriellen Lobbyisten mir nichts dir nichts zerschellen. Politik ist kein Wunschkonzert für die Bevölkerung. Und schon gar nicht tanzt alles nach der Pfeife der Wähler. Andere kontrollieren Politik und Regierung, dagegen können auch die besten Politiker mit den kühnsten Visionen nichts ausrichten.
Gegen Atomkraft zu sein, ist schön und gut. Es ist sogar sicherlich der richtige Schritt für die Energiefrage der Zukunft. Doch woher sollen die Alternativen kommen? Bei den Grünen hat der Wähler diese schnell parat: Wind- und Wasserenergie und natürlich das „Allheilmittel" namens Solarenergie. Doch laut den Grünen soll auch die Kohlekraft mittelfristig weiterhin eine Rolle in der Energiegewinnung spielen. Die wenigsten Wähler sind sich dessen bewusst.Und dass der Rauch aus den schmucken Schornsteinen der Kraftwerke nicht einfach nur Wasserdampf ist, sondern dadurch die größten Co2-Werte emittiert werden, weiß wohl jedes Kind. Die Grünen haben die gleichen Mittel wie alle anderen Parteien. Es ist mittlerweile unmöglich geworden, umwelt- und bevölkerungsfreundlich zu regieren, da der Einfluss der Wirtschaft auf die Politik immer größer wird. Das ist jedoch kein grünes Problem, sondern es trägt alle Farben der Parlamente.
Viele bezeichnen die Grünen schon als die „neue Volkspartei". Dieser Titel resultiert wahrscheinlich hauptsächlich aus den schwächelnden CDU/CSU und SPD, denn viele Wähler wandern nun zu den Grünen ab, da diese die Welt ja ein bisschen besser machen wollen. Jedoch konnten die Grünen sich bisher sehr gut unter dem Schleier der Opposition oder hinter Koalitionspartnern verstecken. Doch in Baden-Württemberg ist nun Schluss damit. Sie müssen zeigen, ob sie ihre teilweise utopischen Wahlversprechen auch nur im Ansatz halten können oder ob sie genauso wie die Union an der Atomfrage zerbricht. Erst während einer Legislaturperiode sieht man das wahre Gesicht einer Partei: Es wird sich zeigen, wie
das der Grünen aussieht. Es wird wohl heißen: Die Schönen oder die Biester.
Die Grünen werden also wohl sehr schnell ihre Grenzen aufgezeigt bekommen: Bürger, die meist nicht einsehen, mehr für den Strom zu bezahlen, der aus umweltfreundlicher Produktion stammt, sowie wirtschaftliche Interessen können schnell zur Stolperfalle für die neue Regierung in Baden - Württemberg werden. Die anderen Parteien bestehen schließlich auch nicht vollständig aus Unmenschen, die sich nicht für die Umweltlage interessieren. Doch irgendwo sind auch die Grenzen aller Bemühungen erreicht. Neue, grüne Energieformen kann man nicht aus dem Hut zaubern, und auch die Solarpannels sind nicht die Lösung, sondern eher ein neues Problem. Ihre Energiebilanz ist erst nach ca. 20 Jahren ausgeglichen, etwa so lange halten die Kollektoren auch. Dass das Thema Atomkraft eigentlich nicht richtig zu beantworten ist und dass man sich leicht daran verbrennen kann, hat ja kürzlich die CDU/CSU eindrucksvoll gezeigt. Ausstieg: Ja oder Nein? Letztendlich ist es nahezu utopisch, nach einer für alle zufriedenstellenden Lösung zu suchen. Eine Bevölkerungsgruppe wird sich immer vor den Kopf gestoßen fühlen und bestimmte Parteiführer als Buhmänner darstellen. Dieses Schicksal kann auch Kretschmann einholen, und zwar schneller als gedacht.
Der Mangel an Alternativen zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm der Grünen. Obwohl sie nicht mehr wie früher die Partei der oppositionellen Alternativen sind, die sich regelmäßig an Bäume ketten und für eine saubere Welt demonstrieren, sind produktive Lösungsvorschläge Mangelware.
Das UNO-Dilemma
von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (17.04.2011)
Selbstherrlich krallt Mummar al-Gaddafi sich an seinem libyschen Thron fest, den er nun seit über 40 Jahren besetzt, und lässt auf das aufständische Volk, das an seinem Staatssitz rüttelt, schießen. Auch Vergewaltigungen werden als Waffe eingesetzt. Voller Selbstbewusstsein tritt er die Menschenrechte mit Füßen, und die internationale Gemeinschaft wägte zunächst einmal das Für und Wider möglicher Maßnahmen ab, während in Libyen täglich Menschen sterben.
Die UNO ist mit 192 Mitgliedstaaten das größte internationale Friedensbündnis der Welt und hat sich unter anderem die Wahrung der Menschenrechte zum obersten Ziel gesetzt, doch der Fall Libyen zeigt, dass sich die internationale Gemeinschaft in einem Dilemma befindet. Auf der einen Seite der UNO-Waage liegt das Recht jedes Einzelnen, das zum einen Persönlichkeits- und Freiheitsrechte beinhaltet, und zum anderen auch das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie Wahlen. Auf der anderen Seite liegt die Souveränität eines jeden Staates, die die Selbstbestimmtheit und die Unabhängigkeit von anderen Staaten sichert.
Hinzu kommt, dass die Situation in einem Land richtig eingeschätzt werden muss, um mögliche Folgen von UNO-Maßnahmen überhaupt abschätzen und abwägen zu können. Dies stellt eine der größten Hürden dar, denn eine falsche Einschätzung der Lage in einem Krisengebiet kann verheerende Folgen haben. Wie gravierend diese Folgen sein können, zeigen die Geschehnisse 1994 in Ruanda, wo ca. 1.000.000 Menschen ums Leben kamen, da die internationale Gemeinschaft den Zustand des Genozids nicht anerkannte und somit keine entsprechenden Truppen ausgesandt wurden, die den Massenmord hätten stoppen können.
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Dilemma: das Abwägen von Entscheidungen |
Somit ist Fakt, dass bereits kleine Unaufmerksamkeiten viele Menschen das Leben kosten können. Die Vereinten Nationen versuchen deshalb, die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und einzuschätzen, bevor sie handeln. Allerdings müssen sich die Mitglieder der Vereinten Nationen auch bewusst sein, dass, während sie sich in ihren polizeibewachten Büros den Kopf zerbrechen, in den Krisengebieten mit jedem weiteren Tag mehr Menschen sterben.
„Eine gute Kriesenanalyse ist wichtiger als schnelle Entscheidungen, die schwere Folgen haben können. Die UNO hat die höchste Legitimität, Frieden und Menschenrechte in Ländern wie Libyen durchzusetzen. Auch wenn die Handlungsfähigkeit der UNO eingeschränkt ist, ist ihre Hilfe wichtig und unabdingbar, auch wenn ihre Hilfe manchmal spät einsetzt", meint Tobias Schmidt aus dem Jahrgang 13 zu dem UNO-Dilemma im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse in Libyen. Zwar hat die UNO in Libyen letztendlich doch noch die notwendige Entscheidung getroffen, Maßnahmen gegen Gaddafi einzuleiten, allerdings kommt die Resolution zu spät, um die Oppositionellen so weit zu stärken, dass sich das Blatt noch wenden könnte. So bleibt bis heute der Zustand bestehen, dass die Maßnahmen der Vereinten Nationen nur langsam an Gaddafis Thron nagen.
Atomkraft - nein danke! Oder?
von unserer Redakteurin Mabelle Franke (07.04.2011)
Als Folge des Tōhoku - Erdbebens und des darauffolgenden Tsunamis explodierte die äußere Schutzhülle einer der vier Reaktoren. Seitdem droht eine Kernschmelze, die eine erneute Explosion hervorrufen und die gesamte radioaktive Strahlung zugleich freisetzen würde.
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Unvorstellbare Ausmaße nahm das Erdbeben in Japan an. |
Doch erst durch diese gravierenden Bedrohungen wurde das Kernkraftwerk in Fukushima überhaupt bekannt. Mittlerweile kennt jeder das besagte Kraftwerk, und auch politische Äußerungen zur Atomkraft bleiben nicht aus. Angela Merkel, unsere Bundeskanzlerin, die zuvor der Atomkraft nicht ablehnend gegenüberstand, äußert sich plötzlich entschieden gegen die Atomkraft auch in Deutschland. Es folgte das vorläufige Abschalten einiger Atomkraftwerke in Deutschland.
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Atomkraft als Wahlkampfthema |
Am 27. März 2011 fanden die Kommunalwahlen in Kassel und auch die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz statt. Besonders „Die Grünen" erlangten im Gegensatz zu 2006 dieses Jahr 12, 5 Prozent mehr als vor 5 Jahren. Mit 24, 2 Prozent repräsentieren sie nun knapp ein Viertel der Bevölkerung im Landtag von Baden - Württemberg. Ist dies das Ergebnis von Erfolg des Wahlkonzepts oder der Beeinflussung durch die Atomkatastrophe in Fukushima?
„Natürlich lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass dieses Wahlergebnis nur auf den drohenden Supergau in Fukushima zurückzuführen ist, aber trotzdem denke ich, dass es einen gewissen Einfluss darauf hatte", kommentiert Sarah Hugo aus der Jahrgangsstufe 12 das überraschende Wahlergebnis.
Denn auch die Angst der Bevölkerung in Deutschland vor einer solchen Katastrophe steigt zunehmend, obwohl Äußerungen, die dies widerlegen sollten, zu vernehmen waren.
„Es werden Minimal-Dosen Radioaktivität bis zu uns transportiert. Eine Gesundheitsrelevanz besteht aber nicht", so etwa Gerhard Wotawa von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Ähnlich schätzen auch die Experten des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach das Risiko ein: Wind und Regen würden die in Japan freigesetzten radioaktiven Partikel in der Luft so weit verdünnen, dass in Europa kaum etwas messbar sein wird.
Trotzdem bleibt immer ein gewisses Risiko, weil die Atomkraft unkalkulierbare Risiken mit sich bringt. Dies zeigt sich ganz deutlich an der atomaren Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986, deren Folgen bis heute spürbar sind und erahnen lassen, dass Japan vor scheinbar unlösbaren Aufgaben steht.
Fakt ist dennoch, dass nur wenige, wenn nicht zu wenige, regenerative Energiequellen zur Verfügung stehen. Und Fakt ist auch, dass sich bis zur Katastrophe von Fukushima der Protest gegen Atomkraftwerke in Grenzen gehalten hat. Trotzdem stellen sich mittlerweile nicht nur Atomkraftgegner, sondern auch große Teile der Bevölkerung gegen Atomkraftwerke.
Als Bürger bleibt uns neben dem Gang zur Wahlurne jedoch nur die Möglichkeit, erst einmal abzuwarten und auf die Entscheidungen der Repräsentanten zu hoffen - und darauf, dass nicht politisches Kalkül, sondern tatsächlicher Umgestaltungswille für die überraschenden Wahlergebnisse verantwortlich war.
Streik - schon wieder?
von unserem Redakteur Henning Engelbrecht (29.03.2011)
Wut, Stress, Verzweiflung - diese Gefühle beherrschen zurzeit Deutschlands Bahnhöfe: Die Lokführer streiken und legen damit weite Teile des Personen- und Güterverkehrs lahm. Zwar sind Kassel und Umgebung nicht betroffen, doch stellt sich Frage, ob das denn nun wirklich schon wieder notwendig ist.
Streik - mal wieder. Wenn die Lokführer in Deutschland die Arbeit niederlegen, geht nichts mehr. An einem einzigen Tag befördert die Deutsche Bahn so viele Passagiere wie die Lufthansa in einem ganzen Jahr. Doch scheinen genauso zahlreich die Stör- und Ausfälle im Zugverkehr zu sein. Egal ob die Klimaanlage ausfällt oder Achsen brechen, das Winterwetter zu stundenlange Wartezeiten und Ausfällen führt, mit dem Zug zu reisen hatte in der letzten Zeit so seine Tücken.
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Klare Ansage: Streik! |
Jedoch wird niemand bestreiten, dass ein Streik ein legitimes Mittel ist, um die Interessen der Arbeitnehmer durchzusetzen. Aber gerade diese werden angezweifelt. Die Lokführergewerkschaften GDL ist besonders daran interessiert, ihre Forderungen detailgetreu umzusetzen. Bis vor kurzem verweigerte sie sogar die Verhandlungen, doch mittlerweile scheint auch die GDL wieder an einer schnellen Lösung interessiert.
Aber worin bestehen eigentlich genau die Forderungen? Zunächst sollen alle Lokführer, egal ob sie bei der Deutschen Bahn oder einem privaten Unternehmen beschäftigt sind, zum gleichen Tarif entlohnt werden. Zusätzlich verlangen sie eine Lohnerhöhung von 5%. Außerdem soll es in Zukunft keinen Unterschied mehr machen, in welchem Bereich (Fern-, Nah- oder Güterverkehr) die Lokführer beschäftigt sind.
Reichen diese Gründe aus? Denn von einem auf den anderen Tag die Arbeit niederlegen bedeutet für die 6,5 Millionen Fahrgäste, die täglich auf den Zugverkehr angewiesen sind, ein schweres Problem. Missbrauchen die Lokführer und ihre Gewerkschaften also ihre enorme Macht? Darüber spalten sich die Geister: „Durch ihren großen Einfluss können die Lokführer höhere Gehälter förmlich erpressen. Ich finde, sie sollten vorsichtiger mit solchen Streiks umgehen, um das Wohlwollen der Bevölkerung nicht zu verlieren", erklärt Yonis Mohamoud aus der E01 seine Perspektive. Außerdem wächst in der Öfftlickeit der Ärger und die Meinung, die Lokführer würden für einen Ausbildungsberuf schon außerordentlich gut bezahlt. Rat sucht man im Vergleich zu anderen Ländern. Dabei sticht besonders Frankreich heraus, wo den Lokführern schon seit einigen Jahren Sonderrechte zugestanden werden und es trotzdem noch zu Streiks kommt.
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Chaos auf den Bahnhöfen |
Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er oder sie die Beweggründe der GDL und ihrer Mitglieder versteht und nachvollziehen kann. In Zukunft erhoffen sich wohl alle Parteien ein besseres Miteinander, insbesondere die Fahrgäste - damit am Goethe-Gymnasium nicht bald wieder eine bekannte Erklärung herangezogen wird: „Meine Bahn ist ausgefallen."
E10 - Die Lösung oder nur der Beginn eines neuen Problems?
von unserem Redakteur Philipp Dittmar (21.03.2011)
Verzweiflung an Deutschlands Tankstellen macht sich breit: Die Unsicherheit über den zu wählenden Kraftstoff ist praktisch greifbar. E10 - Ja oder Nein? Niemand ist sich sicher, ob das eigene Vehikel den neuen Ökokraftstoff verträgt oder ob es gleich an der nächsten Straßenecke liegenbleibt. Die neue Superwaffe der Mineralölkonzerne wirft Fragen über Fragen auf. Doch was hat es mit E10 genau auf sich?
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E10 - Das große Fragezeichen an Deutschlands Zapfsäulen |
E10 sollte die Lösung für viele Probleme werden: Die Umwelt sollte geschont, das Image der Ölkonzerne und der Regierung aufpoliert und die Bevölkerung zufriedengestellt werden. Doch die neue Variante des Super Plus-Benzins stellt sich als Ladenhüter heraus. Viele Autos scheinen das Benzin mit 10% beigemischtem Ethanol nicht zu vertragen.
Niemand scheint sich sicher zu sein, ob der eigene Wagen den neuen Bio-Sprit verträgt, obwohl es offizielle Listen gibt, in denen alle Autos aufgeführt sind, die nicht mit E10 betrieben werden können. Doch auch diese Listen können die verunsicherten Gemüter der deutschen Autofahrer kaum beruhigen. Das Problem ist, dass die Hersteller zwar angeben, dass ihre Autos E10 vertragen, doch diese Angaben sind keinesfalls verbindlich. Gehaftet wird im Ernstfall nicht nicht und der Kunde bleibt letztendlich auf seinen Kosten sitzen.
Weder der eigens wegen E10 einberufene „Benzingipfel" noch der Ruf nach Klarheit aus allen Riegen der Parteien haben bisher dazu geführt, dass Licht in das Biosprit-Dunkel gebracht wurde. Zwei Drittel der Deutschen fürchten eine Beschädigung des eigenen Autos und greifen daher lieber zum altbewährten Super Plus. Nur zehn Prozent sind bereit, ohne eine eindeutige Haftungserklärung E10 zu tanken. Die Ölindustrie versucht indes verzweifelt, die Autofahrer zum Tanken des neuen Kraftstoffes zu bringen, doch die schwankenden Preise, die tendenziell eher steigen, haben nicht gerade dazu geführt, dass die Bevölkerung der Branche blind vertraut. Gerade einmal 27 Prozent glauben den Angaben, dass E10 keine Schäden verursache.
Bei diesem Loch an Informationen und der allgemeinen Verunsicherung hilft auch die Tatsache, dass sogar die Polizei auf den Biosprit vorerst verzichtet, nicht wirklich weiter. Jessica Wessel, Landespolizeiamtssprecherin von Schleswig-Holstein, erklärte: „Bevor wir unseren Fuhrpark komplett lahmlegen oder größere Reparaturen provozieren, gehen wir auf Nummer sicher." Grund sei, dass es noch keine „eindeutigen Aussagen von Herstellern und Werkstätten zur Verträglichkeit" gebe. Die nahe Zukunft von E10 sieht somit wohl eher düster aus. Der große Preisunterschied zu der traditionellen Form des Super Plus rührt größtenteils daher, dass die Raffinerien mit einer größeren Nachfrage an E10 gerechnet haben und nun fürchten, auf ihrem Kraftstoff sitzen zu bleiben.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen beteuert indes, dass die Regierung keineswegs die Einführung von E10 verordnet habe. Sie habe lediglich den Weg bereitet, damit die Konzerne die Biokraftstoffquote von 6,25% erreichen können. Dieser Aussage kann man durchaus Glauben schenken, wenn man bedenkt, dass selbst Röttgen letzte Woche nicht mit Gewissheit sagen konnte, dass sein eigener Wagen E10 verträgt.
Che cosa sta succedendo con lei, signor Berlusconi?
von unserem Redakteur Philipp Dittmar (28.02.2011)
Frauenheld, Freund von Mubarak, Hassobjekt für viele seiner Landsleute und internationaler Politiker sowie Ministerpräsident Italiens: Was sich im ersten Moment nach einem schlechten Film anhört, ist europäische Wirklichkeit. Silvio Berlusconi vereint all diese „Titel“ und Eigenschaften, und füllt Woche für Woche die Titelseiten der nationalen Presse. Jetzt wurde er vom Mailänder Staatsanwalt für eine seiner Frauengeschichten verklagt. Ein Wendepunkt für Berlusconis politische Karriere oder nur eine neuerliche Station auf dem mit Peinlichkeiten und Entrüstungen gepflasterten Weg?
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Berlusconi - privat oder im Dienst? |
Allein bei der Betrachtung von Berlusconis Vita der letzten Monate überfallen einen Fragen nach dessen Moralbewusstsein - und es drängt sich der Wunsch auf, einfach die Nachrichten auszuschalten oder die Zeitung zuzuschlagen. Junge, hübsche Damen, die offensichtlich nicht den blassesten Schimmer von Politik hatten, wurden kurzerhand in hohen Ämtern installiert, um nach etwas Kritik gleich wieder entlassen zu werden; nahezu wöchentlich war die Klatschpresse voll mit den sexuellen Eskapaden des Regierungschefs, und auf der politischen Ebene nahm Berlusconi spätestens seit seinem Bekennen zu Mubarak auch niemand mehr ernst.
Doch dieses Mal hat der italienische Gigolo es sowohl moralisch als auch rechtlich übertrieben. Er soll eine minderjährige Prostituierte angeheuert haben, wohl wissend,
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Berlusconi mit Mikro und Mittelfinger |
dass diese ihre Tätigkeit illegal ausführt. Die „Ruby-Affäre" (nach dem Namen der Prostituierten) könnte Berlusconi schwere Schäden beibringen. In Italien stehen auf solch ein Delikt bis zu 15 Jahre Haft. Und zu seinem Unglück wird der im April beginnende Protest auch noch von drei Frauen als Richterinnen geleitet, die schon deutlich haben verlauten lasse, wie sie zu Berlusconis Taten stehen. Hierbei zeigt sich jedoch eine weitere Facette des Phänomens Berlusconi: Der „Cavaliere" bleibt stets unbeeindruckt und lässt sich von keinem Trubel beunruhigen. Zu dem Sex-Prozess sagte er nur, er mache sich keine Sorgen - seinem Vaterland zu Liebe. Auf viele mögen Aussagen dieses Kalibers zynisch, frech und unverschämt klingen, doch sie scheinen Erfolg zu zeigen. Bislang hatte Berlusconi kaum etwas zu fürchten, abgesehen von vereinzelten Angriffen in der Öffentlichkeit.
Doch wer bereits zum dritten Mal (!) Ministerpräsident in Italien wird, kann seinen Lebenslauf nicht nur mit moralisch fragwürdigen Geschichten gefüllt haben. Tatsächlich hat Berlusconi ein eigenes Imperium um sich aufgebaut, bestehend aus Verlagen, Filmproduktionsfirmen, Baufirmen und einer Investmentfirma. Sein Vermögen wird derzeit auf 9,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, womit er einer der reichsten Männer Italiens ist. Berlusconi ist mittlerweile fast alleiniger Herrscher über italiens Nachrichtenlandschaft, was Teil der Erklärung dafür sein mag, dass er trotz seiner Eskapaden immer noch bei großen Teilen der Bevölkerung große Popularität genießt. Übermäßig schlechte Presse oder gar Tiraden gegen seine Person sind Berlusconi in Italien eher fremd - wer Schirmherr etlicher Zeitungen ist, weiß schließlich schlechte PR zu vermeiden.
Und so wurde Berlusconi erst 2008 wiedergewählt, was bedeutet, dass er uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben wird, damit etliche Klatsch-Magazine auch weiterhin ihre Seiten mit ihm füllen können.Es sei denn, Silvio Berlusconi bekommt, wenn seine Schuld festgstellt wird, seine gerechte Strafe vom Mailänder Gericht. Ein Medienrummel wird die Verhandlung allemal: 16,5 Millionen Google-Treffer zeigen nur zu gut, wie brisant das Thema Berlusconi ist.
Zum Schluss seien noch zwei Aussagen Berlusconis erwähnt - unkommentiert, da sie für sich sprechen:
„Ich bin der Jesus Christus der Politik!"
„Mussolini hat nie jemanden getötet, er schickte Oppositionelle in Urlaub in die Verbannung."
Wikileaks - Was wollen wir wissen?
von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (26.01.2011)
„Wikileaks setzt auf seine Anhänger, um stark zu bleiben. Bitte halten Sie uns an vorderster Front der Anti-Zensur und unterstützen sie uns.“ Mit diesen Worten versucht Wikileaks auf seiner Website seine Anhänger zu mobilisieren, um in dem Kampf gegen Korruption, Lügen und Undurchsichtigkeit bestehen zu können. Diese Unterstützung bekamen PayPal, Mastercard und Visa zu spüren: Wikileaks-Unterstützer riefen zu DDOS-Attacken gegen die Konzerne auf, nachdem diese das Geschäftsverhältnis mit dem umstrittenen Internetprotal beendeten.
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Das Gesicht von Wikileaks: Julien Assange |
Die Attacken, bei denen tausende vernetzte Computer einen Server mit Datenanfragen überhäufen sodass dieser überlastet wird, sollten auch das Internetkaufhaus Amazon treffen. Am 12.12.2010 fiel der Server tatsächlich für kurze Zeit aus, allerdings weist Amazon die Vermutungen einer Wikileaks-Attacke zurück. Doch der Druck, den die Aktivisten ausüben ist nicht zu unterschätzen, schließlich bedeutet ein Ausfall des Servers enorme Umsatzeinbußen.
Wikileaks sorgte durch die Veröffentlichung von US-Depechen für einen internationalen Diskurs. Die Informationen über Regierungschefs, die zum Teil nur Klatsch-Informationen bieten, wie zum Beispiel, dass Kim Jong II (der Regierungschef von Nordkorea) ein Champagner trinkender Kettenraucher ist, haben aber teilweise auch explosiven Inhalt. Denn neben diesen lapidaren Klatsch-Geschichten werden auch Einschätzungen von US-Botschaftern öffentlich, die Politikern mangelnde Regierungsfähigkeit und wenig politische Informiertheit unterstellen. Die eigentlich geheimen Daten veröffentlicht Wikileaks um Transparenz zu schaffen, doch wie viel Transparenz ist gut und was sollte doch lieber im Verborgenen bleiben?
Diese Frage spaltet die Meinungen über das „aufklärende" Informationsportal: „Ich finde es super, dass Wikileaks Details ans Licht bringt, die Regierungen und Großkonzerne versuchen zu verheimlichen. Allerdings hat auch das Grenzen, die Veröffentlichung der US-Depechen ist zu viel", sagt zum Beispiel Tobias Schmidt aus dem Jahrgang 13. Mit dieser Auffassung steht er nicht alleine da, denn in wie weit sorgen die „schmutzigen" Details über Merkel und Co. nicht eher für eine Gefährdung der Demokratie als für Aufklärung?
Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern und auch das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Führungsspitze stehen auf dem Spiel. In den Internetforen finden sich jede Menge mehr oder weniger qualifizierte Bemerkungen zu den Wikileaks-Enthüllungen. „Da müssen uns erst Ausländer sagen, was wir für Pfeifen an der Spitze haben - aber wie immer werden die alle brav wiedergewählt", äußert sich ein anonymer User.
Bleibt die Frage, ob unsere Regierungschefs Popstars oder Landesoberhäupter sind, ob es uns interressiert, wie sie unseren Staat regieren oder welche Vorlieben sie beim Alkoholkonsum haben? Die Schneide zwischen Aufklärung und Klatsch, auf der sich Wikileaks mit seinem Vordenker Julian Assange bewegt, ist scharf. Die Redaktion der Zeitung „Zoo Weekly“ antwortet auf die Geschehnisse rund um Wikileaks mit der Auszeichnung zum schlechtesten Australier für Julian Assange und zeigt so auf ihre ganz eigene Art und Weise, dass sie nicht alles wissen will.
3. Hessischer Demokratietag
von unseren Redakteurinnen Leah Böttger und Anne Streicher (22.12.2010)
Am Freitag, den 3. Dezember, fand hier in Kassel der 3. Demokratietag statt. Zahlreiche Personen, sowohl Schüler und Lehrer der Schule als auch Politiker und andere interessierte Besucher aus ganz Deutschland sind zur Fasanhofschule Kassel gekommen, um die Demokratie an deutschen Schulen zu unterstützen.
Tafelbild |
Organisationen und Politiker aus ganz Deutschland unterstützten die Veranstaltung in der Hoffnung, sie können bewirken, dass wir Schüler, also die Zukunft Deutschlands, uns für Demokratie interessieren. "Wenn du dich nicht um mich kümmerst, verlasse ich dich, deine Demokratie", illustriert Kultusministerin Henzler. Jeder Schüler kann etwas für bessere Demokratie an Schulen tun, sei es als Bus-Scout in Bussen und Bahnen, um faires Verhalten und Gleichberechtigung zu fördern, oder als Klassen- oder Schulsprecher.
Am Anfang des Tages fanden sich alle in der Aula der Schule ein. Wir wurden von zwei Schülern, der Schulleiterin und Politikern wie der Kultusministerin, dem Landrat und der Jugenddezernentin Kassels begrüßt und sie erklärten uns, worum es an diesem Tag ging. Danach teilten uns die Schüler den Tagesablauf mit und stellten die Workshops, in die sich die Schüler, Eltern und Lehrer eintragen sollten, vor; es gab viele verschiedene Wokshops, von Kinderrechten bis Schülerstreitschlichtung, über PIT (Präsentation im Team) und Elternrechte.
Workshopvorstellung |
Nach der Einführung fanden sich alle Schüler in ihren vorher eingetragenen Kursen ein. In den Gängen herrschte reges Treiben, als sie in ihre Klassenzimmer eilten. Die Vormittagskurse, in die auch wir einen Einblick bekamen, gehörten zu unterschiedlichen Kategorien. Zu ihnen gehörten 'Medien', 'Feedback im Unterricht' in dem man verschiedene Methoden besprach und 'Streitschlichtung'; speziell für die angereisten Streitschlichter der verschiedenen Schulen.
Auch für Eltern und Lehrer gab es einen speziellen Kurs: eine Diskussionsrunde darüber, was Eltern und Lehrer alles für die Kinder und Jugendlichen tun können. Auch fanden sich einige Schüler in 'SV-Tipps' ein, einem Kurs extra für SV-Mitglieder, genauso wie bei 'SV-aktiv', der größtenteils aus Klassensprechern zusammengesetzt war.
Nach den ersten Workshops fragten wir ein paar Schüler nach ihren Eindrücken:
"Der Workshop 'Schulparlament' war wirklich sehr hilfreich und interessant und wir wollen die neuen Ideen mit an unsere Schule nehmen", so zwei Schüler aus Marburg.
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Anzeigetafel |
Coleen aus Rüsselsheim, im Auftrag des Stadtschülerrats hergekommen war, um Informationen zu sammeln und an den SSR weiterzuleiten, fand ihren Workshop 'Kinderrechte' inspirierend und hilfreich. Nachdem die Vormittagskurse geendet hatten, gab es in der Aula Mittagessen und eine kurze Ruhepause, bevor sich die Schüler in ihren nächste Kurse einfanden. In den Gängen wimmelte es von Jugendlichen, alle fröhlich lächelnd oder sich unterhaltend. Andere schauten sich die vielen Stände an, die in den Gängen aufgebaut waren; viele repräsentierten einzelne Workshops, wie zum Beispiel GuD (Gewaltprävention und Demokratie lernen) oder die 'Rote Rübe'.
Nachdem alle Schüler wieder in den Workshops verschwunden waren, trafen wir den Standinhaber und Projektleiter des P.I.T ((Gewalt) Prävention im Team) Helmut Rademacher, der schon den ersten hessischen Demokratietag 2008 im Haus am Maiberg in Heppenheim erlebte, ihn mit 'erfand' und auch beim zweiten Demokratietag in Marburg mithalf: "Die Workshops sollen den Schülern bei der weiteren Zukunftsgestaltung helfen. Heute sind sie von Rechtsextremismus und Ignoranz geprägt, das soll sich durch Organisationen wie diese ändern." Ungefähr 200 Beteiligte, Schüler wie Lehrer nahmen teil; der nächste Demokratietag ist voraussichtlich 2011 in Frankfurt.
Feuerprobe des Friedens
von unserem Redakteur Henning Engelbrecht (22.12.2010)
Die Situation auf der koreanischen Halbinsel hat sich in der vergangenen Woche dramatisch zugespitzt. Ein Krieg gilt nicht für ausgeschlossen und was das für entsetzliche Folgen für die ganze Welt haben könnte, beweist allein schon die Tatsache, dass Nordkorea Atommacht ist und trotz internationaler Proteste in der Vergangenheit ausgiebige Tests für Langstreckenraketen durchgeführt hat.
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Südkoreanische Insel nach dem Angriff (Foto: www.spiegel.de) |
Nach dem Beschuss einer Insel ist der Koreakonflikt wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen hierzulande wie auch in allen anderen Regionen getreten. Nach dem scheinbar mutwilligen Angriff auf eine zu südkoreanischem Gebiet gehörende Insel durch Artilleriestellungen von Nordkorea schaut die Weltbevölkerung mit besorgtem Blick wieder in den Fernen Osten. Doch um die momentane Situation zu verstehen, ist Hintergrundwissen gefragt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Niederlage Japans, das Korea eingenommen hatte, wurde das Land in Nord und Süd aufgeteilt. Ähnlich wie in Deutschland wurden die zwei Territorien von unterschiedlichen Weltmächten kontrolliert: China und den USA. In Nordkorea entwickelte sich ein kommunistischer Staat, während sich Südkorea an seinem Verbündeten Amerika, nach Westen also, orientierte. Im Jahr 1953 kam es schließlich zum Krieg. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen wurde eine Grenze festgelegt, die genau am 38. Breitengrad entlang verläuft. Eine entmilitarisierte Zone sollte die beiden Konfliktparteien in Zukunft voneinander trennen. Übersetzt in die Realität bedeutet das ein riesiges Minenfeld mit Hunderttausenden Soldaten auf beiden Seiten.
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Nordkoreanische Militärparade (Foto:www.spiegel.de) |
Seit diesem relativen Frieden hat es immer wieder Auseinandersetzungen gegeben, auch militärischer Art. Offiziell gibt es nämlich noch keinen Friedensvertrag und so sieht sich Nordkorea im Recht und droht sogar mit weiteren Angriffen sollte Südkorea weiterhin so provozierend sein. Tatsachen werden auf beiden Seiten verdreht und als Außenstehender ist es schwierig zu sagen, was wahr und was Erfindung der staatlich kontrollierten Medien ist. So soll Südkorea auch als Erstes geschossen haben. Die Stimmung in beiden Ländern wird immer aggressiver. In Südkorea finden Proteste statt, bei denen Bilder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il und seines Sohnes und Nachfolgers sowie nordkoreanische Flaggen verbrannt werden. "Ich glaube, es besteht ein großes Potenzial für einen Krieg. Es könnte sich etwas wirklich Ernstes anbahnen", kommentiert Leonhard Wenning aus der E-Phase die momentane Lage.
Bei einer solch angespannten Situation ist es auch nicht besonders hilfreich, dass Südkorea mit den USA geplante Seemanöver durchführte, an dem der amerikanische Flugzeugträger USS Washington beteiligt war, und das Nächste noch dieses Jahr stattfinden soll. Derartige Machtdemonstrationen sollen abschrecken und einen Atomkrieg verhindern. Ob das auf diese Weise erreicht werden kann, bleibt wohl fraglich.
Bei diesem Durcheinander von Bündnissen und Verwicklungen ist es schwer, den Überblick zu behalten. Immerhin sagte auch schon US-Senatorin und Republikanerin Sarah Palin: Die USA werden auch in Zukunft zu ihren nordkoreanischen Verbündeten stehen.
weitere...
Ernst oder Panikmache?
von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (1.12.2010)
„Terrorismus: politisch motivierte Gewaltanwendung vor allem durch revolutionäre oder extremistische Gruppen und Einzelpersonen. Mit auf besonders hervorragende Vertreter des herrschenden Systems oder bestimmte Bevölkerungstruppen gezielten oder auch wahllos in die Bevölkerung treffenden direkten Aktionen will der Terrorismus die Hilflosigkeit des Regierungs- und Polizeiapparats gegen solche Aktionen bloßstellen. Die internationale Verbreitung des Terrorismus wirft erhebliche rechtliche und praktische Schwierigkeiten bei der Bekämpfung auf.“ (Definition Terrorismus aus dem Duden für Allgemeinwissen 2000)
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Diese Definition von Terrorismus muss Deutschland zurzeit am eigenen Leib erfahren. Die verhältnismäßig kleine Gruppe von al-Qaida Aktivisten, deren Kern auf ca. 2700 Mitglieder geschätzt wird, schafft es nicht nur Deutschland, sondern auch die USA und ganz Europa in Schach zuhalten. Mittwoch den 17.11.2010 gab Bundesinnenminister Thomas de Maizière die konkreten Erkenntnisse über Terroranschläge gegen Ende November in einer Pressekonferenz bekannt. Schon seit Mitte des Jahres gäbe es Hinweise, die sich nun konkretisierten, sodass eine höhere Polizeipräsenz sowie stärkere Kontrollen an Flughäfen usw. für nötig gehalten werden. De Maizière kommentierte die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland mit den Worten: „Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen zur Hysterie."
Diese Aussage löst in der Bevölkerung ganz unterschiedliche Einschätzungen der Situation aus. Einige glauben nicht ernsthaft an einen Anschlag, schließlich gab es schon vor ca. einem Jahr die Videodrohung des jungen Al-Qaida Mitglieds Bekkay Harrach, der für eine erhöhte Alarmbereitschaft der Bundesregierung sorgte. Allerdings kam es nie zu einem Anschlag, sodass die Ernsthaftigkeit dieser Androhungen infrage gestellt wird. Andere nehmen die Warnung durchaus ernst und versuchen, durch erhöhte Aufmerksamkeit die Sicherheitsbestrebungen zu fördern. Die Meldungen von verlassenen Gegenständen und Gepäckstücken sind in die Höhe geschnellt und auch auf den Anzeigetafeln einiger U-Bahnhöfe wird daran erinnert, die Augen offen zu halten.
Allgemein fällt diese Teilung auch bei einer kleinen Umfrage im PoWi-Leistungskurs des 13er Jahrgangs des Goethe-Gymnasiums auf. „Ich denke das ist alles nur Panikmache", sagt Kirsten Albrecht. Cem Tosun hingegen glaubt an die Terrorwarnungen. Das Thema werde von den Medien unnötig aufgebauscht, sagt Ludolf Dührsen und auch Niklas Wilhelm ist der Meinung: „Es besteht zwar Gefahr, aber ganz ehrlich, es sterben wesentlich mehr Menschen bei Autounfällen oder verhungern. Warum wird gleich so eine Panik daraus gemacht? Dann dürfte ich mich schließlich auch nicht mehr ins Auto setzen." Manch einer mag auch an die Verschwörung der Regierung glauben und vermutet in kürzester Zeit Steuererhöhungen oder Ähnliches, von denen die Terrorwarnung ablenken soll. Allerdings hat diese Theorie bei der Umfrage keine Zustimmung gefunden.
Doch nicht nur die Diskussion über die Ernsthaftigkeit der Drohung beschäftigt die Deutschen, sondern auch die Frage über den umstrittenen Afghanistaneinsatz findet erneut Interesse. Schließlich macht sich Deutschland durch seine Truppen in Afghanistan automatisch zum möglichen Ziel von al-Qaida, wie auch Gregor Gysi in einem Interview bestätigt. Ob wir schon in wenigen Tagen den Schrecken einer explodierten Bombe verdauen müssen, oder sich die Drohungen in Luft auflösen ist abzuwarten.
Faschingsanfang - Und dann?
von unserer Redakteurin Mabelle Franke (21.11.2010)
Bereits im alten Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis und die Griechen veranstalten es für ihren Gott Dionysos. Jeder kennt den Karneval in Brasilien und in Deutschland ist die bekannteste Faschingsstadt wohl Köln. Jedoch liegt zwischen dem 11.11. jedes Jahres und Rosenmontag, der in jedem Jahr an einem anderen Tag ist, ein großer Zeitraum. Die wenigstens wissen, was zwischen diesen beiden Daten passiert. Aus diesem Grund bot mir Daniela Schäfer, Schülerin unserer Schule aus dem Jahrgang 11, die Möglichkeit zu erfahren, was sich in diesem Zeitraum abspielt.
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Die Hummeln vom VfL Wolfsanger |
Daniela Schäfer ist Mitglied im VfL (Verein für Laienspiele) Wolfsanger. Dies ist ein etwas kleinerer Verein, trotzdem ist am Faschingswochenende, welches auch in Wolfsanger stattfindet, immer alles ausverkauft. Der Unterschied zwischen diesem kleineren Verein und größeren Vereinen besteht nur darin, dass andere Vereine zwischen Faschingsanfang und dem Faschingswochenende bis hin zum Aschermittwoch auch an Turnieren teilnehmen, um ihre Marsch- oder Showtänze mit anderen Tanzgruppen zu messen.
Zurzeit befinden sich ca. 10 Mitglieder in Danielas Tanzgruppe, in größeren Vereinen befinden sich dort ungefähr 20 bis 30 Mitglieder. Und trotzdem besteht fast kein Unterschied in den Vorbereitungen für das Faschingswochenende. „Meine Tanzgruppe, die Hummeln, trainieren einmal in der Woche. Wir beginnen jedes Jahr nach den Osterferien mit unseren Proben für das nächste Faschingsfest", erklärt Daniela.
Im VfL Wolfsanger gibt es sechs verschiedene Tanzgruppen: die Bambinis, in der sehr junge Narrenfreunde Mitglied sind, die Räuber, eine reine Jungengruppe, die Hummeln für Mitglieder im jugendlichen Alter, die Sternchen für junge Frauen, die Mamas und Papas für die Eltern der jungen Mitglieder und das Männerballett.
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Hier kann man die bunten Kostüme noch einmal genauer betrachten. |
Die Hummeln führen jedes Jahr einen Marsch- und einen Showtanz auf, für die die Vorbereitungen sehr lange dauern. Ein Marschtanz ist der eher traditionelle Karnevalstanz; dabei marschiert die ganze Gruppe und bewegt sich meistens synchron. Im Gegensatz zum Marschtanz wird beim Showtanz zu Musik mit Gesang getanzt; dies ist eine moderne Form der Karnevalstänze. „In diesem Jahr üben wir gerade einen Showtanz, den wir auf einen Song von Lady Gaga tanzen werden", erklärt mir Daniela.
Das Training für diese beiden Tänze findet also das ganze Jahr über statt und wird von zwei Trainern begleitet, jedoch können die Tänzer/innen auch ihre eigenen Ideen mit einfließen lassen. Getanzt wird zu verschiedenen Themen, jedes Jahr gibt es ein neues Motto, wie zum Beispiel „eine Fahrt zum Mond". Die Gruppe wählt selbst die Musik aus und entwickelt einen Tanz.
Natürlich tragen die Tänzerinnen und Tänzer bei ihren Auftritten schillernde, teilweise auch prunkhafte Kostüme. „Für unsere Gruppe, die Hummeln, schneidert meine Mutter die Kostüme selbst", sagt Daniela stolz, denn die Kostüme sind sehr aufwendig und es muss viel Zeit investiert werden, um diese herzustellen. „Ich mache diese Arbeit sehr gerne. Ich finde es schön zu sehen, dass die Kostüme am Faschingswochenende auch von vielen Zuschauern bewundert werden,“ trägt Danielas Mutter, Silke Schäfer, der Unterhaltung bei. Die Kostüme für die anderen Tanzgruppen fertigt jedoch eine andere Schneiderin an, denn es benötigt viel Zeit um ein einzelnes Kostüm zu nähen.
In größeren Vereinen werden außerdem während den Vorbereitungen zum Faschingswochenende Prinzenpaare gewählt. Sie sind die Vertreter der einzelnen Vereine und können von anderen Vereinen an einem Abend des Faschingswochenendes eingeladen werden. Die Prinzenpaare sind somit Zuschauer und ihnen kann gezeigt werden, wie das Faschingswochenende in einem anderen Verein aussieht, denn bei keinem Faschingsverein ist das Faschingswochenende gleich.
Grüne Welle?
von unserem Redakteur Philipp Dittmar (13.11.2010)
Wäre an diesem Sonntag Bundestagswahl, bekäme Bündnis 90/Die Grünen ganze 23% der Stimmen (Quelle: Forsa) - genauso viele wie der Koalitionspartner SPD. Doch wie haben die ehemaligen „Vollzeitaktivisten und Umweltschützer" es zu so einer Verbesserung im Vergleich zur letzten Bundestagswahl gebracht?
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„Die Grünen? Das sind doch nur „Ökos", die einem das Blaue vom Himmel versprechen". So oder so ähnlich dachten noch viele vor der letzten Wahl. Die kleine Partei aus Berlin wurde zwar wahrgenommen, doch sie galt nur als Anhängsel und Werkzeug der SPD, die schon unter Bundeskanzler Schröder mit den Grünen koalierte. Doch mittlerweile können sich immer mehr Leute vorstellen von der Partei regiert zu werden, die aber auch selber vor den Gefahren dieser Explosion der Umfragewerte warnt. Es gab nämlich schon mal eine ähnliche Situation: 2002 hatte sich Guido Westerwelle von der FDP beflügelt von Umfragewerten um 18% als Kanzlerkandidat aufstellen lassen. Am Ende erreichte die FDP schlappe 7%.
Deswegen sagt auch Fraktionsvize Fritz Kuhn: „Das Wichtigste ist, dass wir jetzt bescheiden bleiben und nicht den Guido machen!" Die Grünen nehmen langsam aber sicher den Platz der SPD als stärkste Oppositionspartei ein, da sich die Partei um Sigmar Gabriel immer mehr ins Abseits schießt: Sarrazin-Gericht, Atomausstiegsdebatte und die schwammige Position im Fall Stuttgart 21 sind hier nur einige Stichworte.
Es gibt allerdings auch heftigen Gegenwind für die Grünen. Beispielweise Oscar Lafontaine bemängelt, die Partei habe ihre Grundideale wie Pazifismus und soziale Gerechtigkeit fallen lassen und beschränke sich nur noch auf die Umweltproblematik. Sie seien jetzt schon zu einer Art FDP geworden, die mit jedem regieren würde (siehe Beispiel oben). Auch Finanzexperten sehen die Grünen kritisch. Ihr Programm zur Wahl 2009 hätte rund 100 Milliarden Euro gekostet und dabei wurde nicht einmal - ganz oppositionstypisch - ein Finanzierungskonzept entwickelt.
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Renate Künast und Jürgen Trittin |
Auch Gottlieb Steitz, Schüler aus unserer E-Phase, sieht die Grünen in der Regierung als keine gute Alternative: „Ich bin skeptisch den Grünen gegenüber, weil ich ihnen nicht zutraue, ein Land zu regieren. Sie haben sich die wählerwirksamsten Themen ausgesucht, mit denen sie Wahlkampf machen, aber die grundsätzlichen Probleme sehe ich bei ihnen in den falschen Händen. Außerdem sind die Grünen eine sehr gute Oppositionspartei und sollten dies auch bleiben."
Allen voran sind zwei Personen am Umfragehoch der Grünen beteiligt: zum einen Renate Künast und zum anderen Jürgen Trittin, die beiden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag. Sie repräsentieren die Partei und tragen Ideen und Programme nach außen. Deswegen ist auch die Kandidatur von Renate Künast als Bürgermeisterin von Berlin symptomatisch für das Selbstbewusstsein der Grünen. Künast als Bürgermeisterin der Hauptstadt, Trittin als Bundeskanzler? Bis das Wirklichkeit wird, müssen wir uns wohl noch etwas gedulden, doch eins ist klar: Wenn die Grünen so weiter machen, müssen sich alle anderen warm anziehen, besonders Schwarz-Gelb.
Shell-Jugendstudie 2010
von unserem Redakteur Paul Bröker (02.10.2010)
Die Jugend blickt zuversichtlich in die Zukunft – die 16. Shell-Jugendstudie offenbart jedoch auch die wachsende Kluft zwischen Jugendlichen verschiedener Schichten.
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Die privilegierten Jugendlichen äußern sich optimistischer über ihr Leben |
Die Shell-Jugendstudie zeichnet das Bild einer pragmatischen Jugend. Die 12- bis 25-Jährigen haben gelernt, mit dem gesellschaftlichen Druck umzugehen und haben klare Vorstellungen von ihrer Karriere. 59 Prozent der über 2500 befragten Jugendlichen sehen demnach ihre Zukunft optimistisch, 9 Prozent mehr als noch 2006, dem Jahr, in dem die letzte Studie erschien. Sieben Prozent gaben an, sie würden ihre Zukunft schlecht sehen, 33 Prozent waren unentschlossen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist jedoch auch die immer tiefer werdende Kluft zwischen den sozialen Schichten. Gerade einmal ein Drittel der sozial Schwächeren sieht demnach für sich eine optimistische Zukunft, weniger noch als in 2006, und nur 40 Prozent unter ihnen sind mit ihrem jetzigen Leben zufrieden. Bei Jugendlichen höherer Schichten hingegen ist dieser Wert fast doppelt so hoch. Momentan sieht es so aus, als würde sich daran auch nichts positiv ändern.
Florian Etzold aus der E-Phase überraschen die Ergebnisse der Studie wenig. „Die Reichen haben einfach mehr Geld für Bildung und Lernmittel“, meint er. Doch an unserer Schule gibt es auch einige, die die Studie nicht für derart aussagekräftig halten. So meint z. B. Heinrich Kraus, ebenfalls aus der E-Phase, dass er nicht gleich optimistischer wäre, wenn er aus einer höheren sozialen Schicht käme.
In Zusammenhang mit der sozialen Identität fallen auch das soziale Engagement und das Interesse an Politik auf. Letzteres stieg zwar leicht im Vergleich zu 2006, doch ausschließlich aufgrund des gestiegenen Interesses privilegierter Jugendlicher. Ebenso verhält es sich mit sozialer Aktivität, wie z. B. der Teilnahme an gesellschaftlichen Debatten, diese finden scheinbar nicht mehr mit den unteren sozialen Schichten statt.