100 Euro sind sehr viel Geld

Von unseren Redakteurinnen Jasmin Nikolaus und Julia Pfannkuch (12.03.2005 16:27)

Busse und Bahnen standen still, Sender verstummten. Mit Schweigeminuten hatte ganz Europa am 5. Januar den fast 300000 Opfer der Flutkatastrophe in Asien gedacht. Eine beispiellose Spendenkampagne lief währendessen weltweit an, und auch am Goethe-Gymnasium wurden Schüler aktiv und starteten eine Sammelaktion. Wir haben die Initiatoren, Marjan Akrami und Pia Grunewald aus der Klasse 10a, auf ihre Erfahrungen mit ihrer Aktion hin befragt.

Pia Grunewald während ihrer Sammelaktion

UO: Wie ist es dazu gekommen, dass du die Spendenaktion gestartet hast?
Marjan: Wir haben in WPU Biologie mit Frau Schmidt über die Flutopfer in Sri Lanka geredet. Dann hatte ich zunächst die Idee, eine solche Spendenaktion zu starten. Auch Pia war sofort begeistert. Schließlich haben wir mit Herrn Gries geredet, welcher meinte, dass es eine tolle Idee sei.

UO: Wie lief die ganze Spendenaktion ab?
Marjan: Zunächst einmal haben wir ein Ziel für unsere Spenden gesucht, weil wir wissen wollten, was mit dem gespendeten Geld passieren würde. Herr Gries hatte die Idee, Spenden für eine Schule oder ein Krankenhaus zu sammeln. Durch ein Gespräch mit der Sekretärin des Abendgymnasiums, Frau Meyer-Treibert, kamen wir auf Herrn Anesley, der ein Schul-Projekt in Sri Lanka unterstützt und eine Sammelerlaubnis besitzt. So kam es letztlich auch zu einer Zusammenarbeit mit der Abendschule, die ebenso Spenden gesammelt hatte. Durch Plakate haben wir unseren Schülern mitgeteilt, dass wir für zwei Tage durch die Schule gehen würden, um Spenden für die Flutopfer einzusammeln.

UO: Wie war die Reaktion der anderen Schüler?
Marjan: Viele Schüler haben sich sehr sozial verhalten. Besonders die Kleineren haben viel gespendet, und auch viele Lehrer und Eltern haben sich beteiligt.

Marjan Akrami und Pia Grunewald prüfen das Projekt

UO: Sie kommen ja gerade aus Sri Lanka. Können sie uns etwas über die aktuelle Situation dort erzählen?
Herr Anesley: Es sieht dort immer noch so aus wie nach der Katastrophe, nur dass das Wasser sich zurückgezogen hat. Es war eine große Katastrophe! Auch die Straßen sind zerstört, so dass die Katastrophengebieten immer noch schwer erreichbar sind. Auch Bagger, die groß genug sind, um dort wieder alles aufzubauen, fehlen. Besonders für die Kinder, die ihre Eltern verloren haben, ist die Situation sehr schlimm. Deshalb ist es wichtig, dass sie so schnell wie möglich wieder in die Schule gehen können, um ein geregeltes Leben aufzunehmen. Im Moment besteht nicht einmal ein Schulgebäude, geschweige denn, dass die Wasserversorgung funktioniert.

Das Katastrophengebiet

UO: Mit den eingesammelten Spenden, wollen sie den Aufbau einer Grundschule in Sri Lanka unterstützen. Wie wird das Ganze ablaufen?
Herr Anesley: Das Geld wird direkt nach Sri Lanka überwiesen. Dort werden damit die wichtigsten Utensilien zum Aufbau dieser Schule angeschafft. Während des ganzen Prozesses werdet ihr natürlich immer Fotos und Berichte des Pfarrers, der das ganze Projekt zusammen mit dem Schulleiter organisiert, vom aktuellen Stand der Bauarbeiten bekommen. Der ganze Wiederaufbau wird step by step ablaufen, aber ihr werdet auf jeden Fall ständig informiert.

UO: Wo haben sie in Sri Lanka gelebt? Waren sie direkt in den betroffenen Gebieten?
Herr Anesley: Nein, ich war dort immer nur um zu helfen. Es ist nicht möglich dort zu leben. Außerdem gibt es im Moment große Problem mit Krankheiten, so dass ich Angst hatte mich anzustecken.

Unser Schulleiter Herr Gries im Gespräch mit Herrn Anesley

UO: Ist das die einzige Spendenaktion, an der sie beteiligt sind oder gibt es noch andere?
Herr Anesley: Bis jetzt ist es die einzige, aber ich habe demnächst noch einen Termin mit einer anderen Schule hier in Kassel. Mal sehen, was sich daraus ergibt.

UO: Was können wir nach ihrer Meinung noch zur Unterstützung tun?
Herr Anesley: Am besten wären regelmäßige Geldspenden, jeden Monat kleine Beträge. Das reicht, denn dort sind 100 Euro sehr viel Geld. Natürlich kann man auch Schulsachen nach Sri Lanka senden, jedoch ist es viel billiger, wenn die Schulartikel direkt vor Ort gekauft werden. Kleidung dagegen ist eher nutzlos, da diese dort viel billiger ist und die Schulkinder dort sowieso eine Schuluniform tragen müssen.

UO: Was würde mit den regelmäßigen Spenden passieren?
Herr Anesley: Zunächst einmal würden wir davon auf jeden Fall die Lehrer bezahlen. Das sind Freiwillige, die nur etwa 10 Euro im Monat verdienen. Ansonsten müsste man sehen, was am dringensten benötigt wird.

UO: Wir danken für das Gespräch.