Besser geht’s nicht!

Von unserer Redakteurin Franziska Eidam (17.06.2005 19:54)

Im Mai dieses Jahres kamen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 des Goethe-Gymnasiums absolut begeistert von ihrem Schwedenaustausch vom 9. bis 18. Mai 2005 zurück. „Schweden war einfach der Hammer!“ berichteten die Schüler, obwohl im Vorfeld mitgeteilt worden war, dass das Ale Gymnasium mit unserem alten „Eimer“ kaum zu vergleichen sei.

Die untenehmungslustigen Kasseler

Das Ale Gymnasium liegt in Nödinge, im südwestlichen Teil von Schweden, etwa 25 Kilometer von der Großstadt Göteborg entfernt. Es ist ein Gymnasium und zugleich ein Haus für Wissen und Kultur. Die Räumlichkeiten werden zur Bildung und Weiterbildung sowohl von Schülern als auch von Erwachsenen genutzt.

Das Gymnasium, welches die Gebäudeform eines Schmetterlings besitzt, strotzt nur so von modernster Ausstattung und ungewöhnlicher Architektur. Im gesamten Haus befinden sich für Schüler frei zugängliche Computer mit Internetanschluss und überall sind Monitore installiert, die Nachrichten, Essenspläne, wichtige Termine und Bekanntmachungen übermitteln. So gab es für die deutschen Besucher am ersten Schultag einen Willkommensgruß, der den ganzen Tag auf den Monitoren zu lesen war.

Herr Müller hat sich schnell den Landessitten angepasst

Das Gymnasium verfügt über einen modern gestalteten, zentralen Aufenthaltsbereich für Schülerinnen und Schüler im Gebäude. Hier haben wir uns auch häufig getroffen und besonders wohl gefühlt. An den Tischen wurde Karten gespielt und auf den absolut bequemen, dick gepolsterten Sitzbänken hat so manch einer seinen Schlaf nachgeholt. In den Pausen spielten die schwedischen Schüler Gitarre und Karten.

Zuerst entstand bei uns der Eindruck, dass es sich hier eher um ein riesiges Jugendzentrum handelt würde statt einer Schule. „Hier fühlen wir uns richtig wohl“, meinten einige Schüler, „Aber was zum Teufel lernen die hier eigentlich?“ Doch dieser Eindruck täuschte, da das Ale Gymnasium eine besonds fortschrittliche Art von Lernmethodik beinhaltet, denn Schüler und Lehrer planen ihre Arbeit gemeinsam. Es gibt in der Woche 8 bis 10 Stunden selbstständiges Lernen, genannt Studienpass. Während dieser Zeit sind alle Klassenzimmer offen, und die Lehrer, die Computer und die Bibliothek stehen den Schülern zur freien Verfügung.

Den schönsten Sonnenuntergang gibt es in Schweden

Die Schüler haben neben den Pflichtfächern viele Wahlmöglichkeiten. Sie können Kurse in ihren Lehrplan aufnehmen oder sogar eigene Programme kreieren. Mitgestaltung ist Programm: „Die Direktion des Ale Gymnasium will, dass jeder Schüler sich im täglichen Leben der Schule beteiligt fühlt. Um eine aktive Verantwortung für Unterricht, Studienpass und eigene Wahlen übernehmen zu können, müssen unsere Schüler heraus bekommen, wie sie am besten lernen. Außerdem muss ihnen die Möglichkeit eröffnet werden, ihren Schulalltag langfristig zu planen und beständig zu verbessern.“ So steht es auf der Hompage der Schule und so engagieren sich die Schülervertretungen und die Schüler aktiv am Schulleben, indem sie die Schule als ihren Arbeitsplatz ansehen und diesen auch selbst mitgestalten.

Voraussetzung der vielen verschiedenen Kurse und Programme am Ale Gymnasium ist die besondere Ausstattungen wie etwa Fotolabor, Theater, Tonstudio, Filmstudio und auch ein komplett eingerichtetes Krankenzimmer. Das Theater mit Tontechnik, Lichteffekten und dem Bühnenbild besitzt ein so hohes Niveau, dass wir den Eindruck hatten, ausgebildete Schauspieler vor uns zu haben. Im Filmstudio werden eigene Filme für die Schülerschaft und für einen regionalen Sender produziert, ein Radiosenders und eine regionalen Zeitung werden ebenso von den Schülern gestaltet. Die öffentliche Bibliothek ist mit dem Gymnasium gekoppelt und hat daher eine riesige Auswahl.

Theatervorstellung am Ale Gymnasium

Da die Schülerinnen und Schüler sich nahezu den ganzen Tag in der Schule aufhalten, gibt es in der schuleigenen Mensa von 11 bis 14 Uhr kostenfreie warme Mahlzeiten. Die Schüler haben mit dem Personal der Küche sogar vereinbart, gegen Bezahlung in der Mensa frühstücken zu können. Ein Schülerprogramm hat sich um die Zahnpflege der Schüler gekümmert und an den Mensa-Waschbecken Fluorspender anbringen lassen. Dies war nur eins von vielen Projekten, mit denen die Schüler ihren „Arbeitsplatz“ gestalten.

Wir konnten beobachten, dass an diesem „paradiesischen Arbeitsplatz“ auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern wesentlich ausgeprägter ist als an unserer Schule. Die schwedischen Schüler dürfen zum Beispiel ihre Lehrer, und darunter fällt auch der Direktor, bei ihren Vornamen ansprechen. Dies trägt zu einem lockeren, freundlichen und vertrauten Verhältnis bei.

Die Aufenthaltsräume

Das Ale Gymnasium ist das Beispiel einer wunderbaren neuen Schulform. Aber leider ist diese Schule – eine von fünf Modellschulen – auch in Schweden eher eine Ausnahme. Aber ein Haus der Bildung und der Kreativität, in dem sich Schüler und Lehrer wohlfühlen und gerne aufhalten, könnte doch auch für uns ein anzustrebendes Ziel sein, oder?

Was die Gruppe aber sonst noch erlebt hat, könnt ihr auf der Fotostrecke betrachten.