Das größte Problem war ein Liebesproblem

Von unserem Redakteur Christian Heine (03.12.2004 20:38)

Seit Sommer 2004 wurde am Goethe-Gymnasium das Patensystem von unserer Vertrauenslehrerin Frau Jochheim ins Leben gerufen. Zielsetzung war die verstärkte Integration der Eingangsklassen 5 und 6 durch Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen. Über die Erfahrungen mit dem Patensystem trafen wir uns mit Patin Angie Fleischmann aus der Klasse 11c und ihren Schützlingen Jenny Peters, Cadia Martin und Jenny Peters aus der Jg.-Stufe 5.

Jenny Peters, Angie Fleischmann, Cadia Martin (v.l.) und vorne Jenny Eckert

UO: Wie findet ihr denn das Patensystem?

Jenny E.: Ich finde es gut, dass sich die Paten um uns kümmern und die Lehrer bei Problemen ansprechen, z.B. wenn wir geärgert werden.

UO: Ist das denn schon mal vorgekommen?

Cadia: Ja, das ist schon vorgekommen, aber die Lehrer haben sofort eingegriffen und es hat sich gebessert. Seitdem werden wir auch nicht mehr geärgert.

UO: Waren das ältere Schüler?

Jenny E.: Ja, dass waren Siebt- und Achtklässler.

UO: Und wie habt ihr dann das Problem gelöst?

Jenny P.: Wir waren zwar nicht dabei, aber die Lehrer haben diese Schüler darauf angesprochen und am nächsten Tag war alles wieder in Ordnung.

Angie: Mir wurde von meinen Patenschülerinnen davon berichtet, dann sind wir zur Klassenlehrerin gegangen. Die sagte den Achtklässlern, dass sie das zu unterlassen hätten.

UO: Ist es nicht ungewöhnlich, dass Fünftklässlerinnen von Mittelstufenschülern angegriffen werden?

Angie: Nein, dass ist eine Art Selbstbehauptung, die wollen sagen: „Wir sind schon länger hier, wir haben mehr Rechte!“

Jenny Eckert und Cadia Martin (v.l.)

UO: Versteht ihr euch mit eurer Patin?

Alle Schülerinnen: Ja!

UO: Und ihr habt gar keine Hemmungen sie anzusprechen?

Alle Schülerinnen: Nein!

UO: Kann es sein, dass eure Patin für euch fast eine zweite Mutter ist?

Jenny E.: Nein, so extrem ist das nun auch wieder nicht, aber Angie gibt mir zum Beispiel Nachhilfe in Mathe!

Angie Fleischmann: Ich habe ihr nur einmal geholfen, sich auf eine Arbeit vorzubereiten.

UO: Gibt es denn auch weitere Unterrichtsbetreuung?

Cadia: Nein, aber wir treffen uns einmal im Monat, bereden Probleme und spielen noch ein bisschen, wenn wir noch Zeit haben.

Angie Fleischmann und Jenny Peters

UO: Was war denn das größte Problem, was ihr bislang hattet?

Angie (leicht verlegen): Liebesprobleme

UO: Angie, du hilfst also nicht nur schulisch, sondern auch in Beziehungsangelegenheiten?

Breite Zustimmung

UO: Ist es einfacher, einen weiblichen oder männlichen Paten zu haben?

Jenny P.: Für uns ist eine Patin besser, die Jungs bevorzugen einen männlichen Paten.

Angie: Es gibt für jede Klasse einen Paten und eine Patin.

Gesprächsrunde unter Leitung von Christian Heine (Mitte)

UO: Ist der Stundeausfall für den Paten hoch?

Angie: Nein, die Treffen finden ja nur ein- oder zweimal im Monat statt. Da ich aber Montags die ersten zwei Stunden frei habe, mache ich mit ihnen Sport! Und wenn es ein Problem gibt, dann frage ich den Lehrer, ob ich die drei Mädchen mal kurz aus dem Unterricht nehmen darf.

UO: Und die Lehrer haben nichts dagegen?

Angie: Nein, ich gehe dann mit zwei anderen Paten ins Zweitgebäude und frage den jeweiligen Lehrer, ob er mal kurz rausgehen kann.

UO: Gab es einen Streit, den du noch nicht schlichten konntest?

Angie: Nein, zum Glück noch nicht!

UO: Wie gefällt euch unser Gymnasium denn insgesamt? Kommt ihr gut mit eueren Lehrern aus?

Alle Schülerinnen: Ja!

Jenny Peters (vorne) und Angie Fleischmann

UO: Und wenn ein Lehrer sehr streng ist, kannst du dann etwas unternehmen?

Angie: Nein, ich kann zwar mit dem Lehrer reden, aber die Chancen, seinen Charakter zu ändern, sind gering.

UO: Bekommt ihr das SV-Recht von eurem Paten erklärt?

Cadia: Ja, ein bisschen.

UO: Wer ist jetzt eure Klassenlehrerin?

Cadia: Frau Hunold!

Angie: Frau Hunold war auch von Anfang an für das Patensystem. Es gab aber auch andere Lehrer, die uns als überflüssig tituliert haben!

UO: Und wie geht ihr auf solche Vorwürfe ein?

Angie: Wir fanden das nun wirklich nicht toll, da wir uns als Unterstützung für die Lehrer und nicht als Belastung betrachten.

UO: Was würdet ihr euch denn noch wünschen?

Alle Schülerinnen: Wir wollen mehr Zeit mit unserem Paten verbringen, weil wir uns toll verstehen und Angie sich viel um uns kümmert.

UO: Wir danken euch für das Gespräch.