Das Verbot mit harten Maßnahmen durchsetzen

Von unserer Redakteurin Anna Jarworski (11.01.2005 23:07)

Es ist nur ein einziger Satz, den Kultusministerin Karin Wolff (CDU) noch nachträglich in ihren „Gesetzentwurf zur Qualitätssicherung hessischer Schulen“ eingeflickt hat: „Rauchen ist im Schulgebäude und auf dem Schulgelände nicht gestattet“. Damit ist der jahrzehntelangen liberalen Praxis ein Ende gesetzt worden, denn jetzt sollen nur noch die Köpfe rauchen.

Demonstrativ wenden sich die rauchenden Schüler ab und eine Lehrerin sieht belustigt aus dem Fenster

Ab dem 1. Januar 2005 soll das Gesetz zum Rauchverbot an allen hessischen Schulen gelten. In einer Übergangsphase bis August 2005 müssen entsprechende Maßnahmen entwickelt werden. Das Gesetz gilt nicht nur für Schüler, Lehrkräfte, Hausmeister, sondern auch für Lieferanten und Brötchenverkäufer auf dem Schulhof. Dieses Gesetz umfasst zudem sämtliche Schulen, egal ob Hauptschule, Realschule, Gymnasium oder Berufsschule.

Ein bisher wenig beachtetes Warnschild

Ziel ist es nach Angaben der Kultusminsterin, immer mehr Jugendliche vom Rauchen abzubringen, denn nach Umfragen inhaliert bereits jeder dritte 9-Klässler sein tägliches Nikotin – mit steigender Tendenz. Das ist schon ziemlich heftig, da das Risiko, später an Lungenkrebs zu erkranken, bei einem 15-Jährigen drei Mal höher ist als bei einem, der mit 25 seine erste Zigarette geraucht hat.

Die linke helle Lunge verwandelt sich in ein koksähnliches Stück

Doch wie werden die betroffenen Schüler, vor allem aber ihre rauchenden Lehrervorbilder diese Situation bewältigen? Eine Übergangsfrist von etwa einem halben Jahr wird ihnen noch gewährt. In dieser Zeit müssen alle Schulen ein Regelwerk erarbeiten und verabschieden. So könnte jeder Zug an einer Kippe als Regelverstoß angesehen werden, der bei Schülern mit einem Eintrag ins Zeugnis geahndet wird. Im Wiederholungsfall drohe dann der Schulverweis.
Viele Schüler sind sich noch gar nicht der Gefahren bewusst, die sie mit dem Rauchen auf sich nehmen. Doch was halten die Schüler von diesem Raucherverbot?

INTERVIEW

Jessica T., Jan Wimmel, Rojiear Pish-Gharavol (v.l.)

Jessica T., 9. Klasse, Luisenschule Kassel (Raucherin)
Jan Wimmel, 12. Klasse des Goethe-Gymnasiums Kassel (Nichtraucher)
Rojiear Pish-Gharavol, 10. Klasse des Goethe-Gymnasiums, 1. Schulsprecherin (Nichtraucherin)

UO: Was haltet ihr von dem Raucherverbot, das ab dem 1. Januar 2005 an allen hessischen Schulen gilt?

Jessica: Ich finde, dass dieser Erlass unnötig ist, da es ja gesetzlich erlaubt ist ab 16 zu rauchen. Und die Schüler, die eh schon rauchen, werden es irgendwie schaffen trotzdem weiter zu rauchen.
Jan: Also generell finde ich das eine gute Sache. Als Schüler kann ich mich mal über den Schulhof bewegen ohne in dichten Rauchschwaden unterzugehen. Eine Schule mit Schülern im jugendlichen Alter sollte das Rauchen nicht unterstützen. Ob das Gesetz im Endeffekt etwas bringt, halte ich zwar für fraglich, aber es trennt erst einmal die Raucher von den Nichtrauchern, die den Großteil der Schüler ausmachen. Und das ist auch recht angenehm.
Rojiear: Ich bin der Meinung, dass dieses Rauchverbot nicht wirklich sinnvoll ist, weil die Schüler irgendeinen anderen Ort finden, an dem sie rauchen können wie z.B. auf den Toiletten. Für Schulen mit allen Jahrgangsstufen in einem Gebäude ist es sinnvoll, aber nicht für unser Gebäude an der Ysenburgstraße.

UO: Was meint ihr, werden die betroffenen Schüler es aushalten, in den Pausen und überhaupt auf dem Schulgelände auf ihre gewohnte Zigarette zu verzichten?
Jessica: Ja, dann werden sie deshalb sicher das Schulgelände verlassen.
Jan:Ich denke schon, dass sie das zwangsläufig einhalten werden und einhalten müssen. Es gibt auf dem Schulhof ja kaum verdeckte Ecken, wo man unbemerkt rauchen dürfte. Folglich werden also viele in den Pausen auf die Straße rennen um ihrem Nikotinverlangen nachzukommen.
Rojiear: Nein sie werden es nicht einhalten. Es wird sich immer wieder ein Ort finden, wo sie rauchen. Und außerdem werden sie es nicht einsehen, weil die Lehrer sich bestimmt auch nicht an dieses Verbot halten. Für Schüler, die seit Jahren rauchen, ist eine Zigarette in den Pausen notwendig, damit sie mit dem Stress klar kommen.

UO: Wie sollen sich die aufsichtsführenden Lehrer verhalten um dem Gesetz Geltung zu verschaffen?
Jessica: Sie sollen ihre Aufsicht konsequenter durchführen. Nicht nur herumgehen und mit den Schülern reden, sondern richtig hart durchgreifen. Und vorallem an den Ausgängen stehen.
Jan:Na, ja, um zu kontrollieren, ob das alles eingehalten wird, muss die Aufsicht bei groben Gesetzesverstößen bestimmt einschreiten. Ob die Lehrer selber aufhören zu rauchen, ist die Sache jedes einzelnen, aber aktuell soll ja schon der eine oder andere die Absicht haben aufzuhören.
Rojiear: Die Lehrer sollten sich selber an dieses Verbot halten und im Lehrerzimmer das Rauchen einstellen. Und außerdem wäre eine bessere Pausenaufsicht erwünscht, die das kontrolliert. Dieser Verbot sollte mit richtig harten Maßnahmen durchgesetzt werden, damit wir eine rauchfreie Schule werden. Dazu müssen nicht nur die Lehrer beitragen, sondern auch die Schüler.