Der Wettergott war Goethe-Schüler

Von unserem Redaktionsleiter Ulrich Eichler, (29.06.2004 18:54)

Nach fünf Jahren veranstaltete das Goethe-Gymnasium am Dienstag, den 29. Juni 2004, wieder ein grandioses Schulsportfest. 1000 Schülerinnen und Schüler konnten im Auebad Kassel zu diesem Anlass ihre sportlichen Fähigkeiten und auch ihre Geschicklichkeiten unter Beweis stellen.

„Das war das beste Schulsportfest, was ich je an der „Goethe‘ erlebt habe“, erklärt mir eine Mutter nur so beiläufig, während sie ihre völlig verfrorene und erschöpfte Tochter nach dem Sponsoren-Schwimmen mit einem bunten Handtuch abrubbelte. War sie etwa einst selbst Schülerin des Goethe-Gymnasiums“ Egal. Ich fühlte mich jedenfalls bestätigt.
In unserer UMLAUF-Ausgabe Nr. 43/1994, S. 21 (siehe Anhang unten) sorgte mein Artikel „Bundesjugendspiele -Was soll das““ bei meinen Sportkollegen für einige Unruhe. Allen war klar, so sollte es nicht weitergehen. Mein damals geforderter Wunsch nach einem Sportfest wurde bald realisiert.
Aber den Höhepunkt setzte dann schließlich das diesjährige Sportereignis. 1000 Schülerinnen und Schüler, die sich anfänglich morgens um 9.00 Uhr noch müde zur Eröffnung bewegten, waren plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen. So viel unangeahnte Bewegungsvielfalt, so viel körperlicher Einsatz und so viel plötzliche Konzentration habe ich lange nicht mehr erlebt.

Nur wenn die Schüler sich in der Gemeinschaft wohlfühlen, …

Ich denke, unsere Foto-Galerie spricht für sich und dokumentiert dieses besondere Ereignis unseres Gymnasiums. Wir gratulieren allen Sportlehrern für die hervorragende Vorbereitung und Organisiation, wir gratulieren ihnen, dass es ihnen durch dieses vielfältige Angebot gelungen ist, allen Schülerinnen und Schüler, aber auch allen Lehrerinnen und Lehrern einen unvergesslichen Tag zu bieten und wir gratulieren ihnen natürlich auch, dass sie es geschafft haben, das Wetter – mit welchen Mitteln auch immer – zum Positiven zu wenden.

…und auch für das leibliche Wohl gesorgt wird (Frau Jochheim), dann …

Ich freue mich schon jetzt auf das Schulsportfest im nächsten Jahr, zu dem ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kolleginnen und Kollegen Frau Rode, Frau Kühn, Herrn Becklas, Herrn Rauch und Herrn Kilian endlich einmal „anständige“ Würstchen vom Grill für unsere Kämpferinnen und Kämpfer anbieten kann.

Bloß weg vom Wettkampfgetümmel!
(Auszug aus UMLAUF Nr. 43/1994, S. 21)

Für die Bundesjugendspiele muss ja nicht gleich eine Flamme von der Goetheschule bis zur Hessenkampfbahn getragen werden. Auch eine spektakuläre Eröffnungsfeier oder gar Ehrungen von herausragenden sportlichen Leistungen mit einem Lorbeerkranz auf dem Sieger-Treppchen, begleitet von Whitney Houstons „One Moment in Time“, wären sicherlich übertrieben. Aber ein besonderes Ereignis im Schulalltag soll es wohl doch sein, wenn schon der Bundesminister des Inneren in seinem Aufruf fordert: „Die Bundesjugendspiele sollen mehr sein als ein sportliches Kräftemessen. Sie sollten vielmehr in einen festlichen Rahmen gestellt und mit spielerischen Elementen angereichert werden. Die Siegerehrungen sollten in diesem Rahmen stattfinden.“

Weiter heißt es dort, dass „…die Bundesjugendspiele alle Jugendlichen herausfordern sollen, um in einem Wettkampf… ihre individuelle sportliche Leistungsfähigkeit zu überprüfen. Sie sollen anregen, diese Fähigkeiten zu verbessern, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie körperlich und seelisch gesund zu halten. Dabei werden für Leistungen, die den in der Ausschreibung festgesetzten Mindestanforderungen entsprechen, Sieger- und Ehrenurkunden vergeben.“

Bestimmt gibt es viele Schüler an unserer Schule, die sich auf diesen Tag freuen, um ihre sportlichen Leistungen endlich beweisen zu können. Sie trainieren dafür, und das nicht nur während der Schulzeit, denn am Ende mit einer vom Bundespräsidenten signierten Ehrenurkunde belohnt zu werden, lässt manchem Athleten die Brust schwellen. Nicht genug damit, weiter Anerkennungen für den sportlichen Erfolg sollten an unserer Schule noch folgen: Da gibt es noch Wanderpokal für den Leichathleten des Jahres und Medaillen für die „Jahrgangssieger“, gestiftet vom UMLAUF.

Das klingt gut und es aus, als ob wir an der Goetheschule voll und ganz dem Aufruf des Ministers folgen würden. Das müssen wir ja auch, denn immerhin haben wir an unserer Schule ein Schulsportzentrum! Aber mal ganz ehrlich, wie sieht es wirklich bei uns aus. Da werden bei den Bundesjugendspielen die einzelnen Disziplinen in zwei Blöcken so schnell wie möglich durchgehechelt. Solche Schüler und Lehrer scheinen besonders fein raus zu sein, die eiligst alles hinter bringen konnten. Und wehe, es könnten mal zu Verzögerungen kommen: Ungeduld, Aufregung, aggressive Kritik gegenüber den Kampfrichtern bis hin zum gleichgültigen Wegwerfen von Wettkampfunterlagen konnte ich beobachten. Und das nur, weil vielleicht noch zwei Schüler mit voller Konzentration und höchstem Einsatz ihre Leistungen beim Hochsprungleistung verbessern wollten; eigentlich lohnt es sich da, sich hinzusetzen, zuzuschauen und anzufeuern – mit einem anderen Wort mitmachen, auch wenn man mal selbst nicht im Mittelpunkt des Geschehens ist.

Deswegen, kurz mal mitgemacht, abgehakt. Bloß weg vom Wettkampfgetümmel! Die Gesamtpunktzahl wird meist später erst errechnet, der Klassenlehrer verteilt die Urkunden, und die ganze Mühe hat eigentlich für die Zeugniszensur kaum noch Bedeutung. Also was soll das“ Will sich da vielleicht mach einer zwischen Schule und Ferienbeginn einen „lockeren Tag“ machen“ Mein Eindruck wird eigentlich jedes Jahr neu bestätigt, dass die Bundesjugendspiele die Bundesjugendspiele an unserer Schule – aus welchen Gründen auch immer – nur herzlos durchgeführt werden.

Welchen festliche Rahmen wählten wir da eigentlich, um der Goetheschule mit ihrem Schulsport alle Ehre zu machen“ Wann sollten die geforderten Siegerehrungen mit der Übergabe von Urkunden, Medaillen oder gar eines Pokals stattfinden, wenn die meisten Schüler und Lehrer längst den Heimweg angetreten haben“

Wie haben wir die im ministeriellen Aufruf geforderten „spielerischen Elemente“ bisher umgesetzt“ Das abschließende Fußballspiel zwischen einer Auswahl der Klassen 9 und 10 gegen eine Lehrer-Mannschaft scheint wohl doch nicht mehr spektakulär genug zu sein, um letztlich alle Unter- und Mittelstufen-Schüler zum Bleiben zu bewegen. Wir sollten endlich den Mut haben, die Bundesjugendspiele in dieser Form abzuschaffen! Aber gemeinsam mit der Schulleitung, den Sportlehrern, Klassenlehrern und der SV kann sicherlich eine neuer Weg gefunden werden, um das Ereignis der Bundesjugendspiele wieder attraktiv zu machen.

Wie wär‘ s mit einem Spieltag im Rahmen eines Schulfestes, an dem jedem Schüler die Möglichkeit geboten wird, sich sportlich zu beteiligen, sei es in einem Handball-, Fußball-, Korball- oder gar Hockeyspiel, in unterschiedlichen Staffel- bzw. Langstreckenläufen, in einem Wettkampf zwischen den zehn Besten im Hoch- bzw. Weitsprung oder in anderen Disziplinen. Spannend ist so etwas auch für Zuschauer, die nicht gerade beteiligt sind, allemal. Nur, so ein Sportfest bedarf einer überzeugenden Planung, Organisation und vor allem unseres gemeinsamen Engagements. Einen Versuch wäre es doch wert, oder“