Ganz herzliche Glückwünsche!

Aus unserer UMLAUF Online Redaktion (26.06.2004 20:57)

Die erste Abitur-Entlassungsfeier nach der Umbenennung unserer Schule in Goethe-Gymnasium zeigte sich durch positive Veränderungen. Nicht nur der musikalische Auftakt durch Annika Jochheim (Querflöte), Stefanie Werner (Violine) und Larissa Schäfer (Klavier), sondern auch Katja Sokolova am Klavier und Christina Späth mit ihrem unvergleichlichem Gesang, begleitet von Artur Hintz, konnten die anwesenden Eltern und Schüler überzeugen. Die Rede unseres ehemaligen Schulsprechers Jingnan Zhu war von Format, und unser Deutschlehrer Alexander Schön wusste beherzt die Verbindung unserer erfolgreichen Abiturienten mit der alles beherrschenden Fußball-Europameisterschaft herzustellen (beide Reden wird UMLAUF Online in Teilen nachreichen). Aber auch unser neuer Vorsitzender des Elternbeirates, Ulf Meckbach, konnte mit einer Überraschung aufwarten: jede Abiturientin und jeder Abiturient wurde mit einer namentlich gekennzeichneten Flasche Abitursekt überrascht. Nach der Ausgabe der Abiturzeugnisse folgte der obligate Sektempfang.

Frisch, froh, feierlich und ausgeruht, unsere Abiturientinnen und Abiturienten mit ihren Eltern und Freunden

An dieser Stelle wollen wir aber zuerst die Rede unseres Schulleiters digital verbreiten, der schließlich maßgeblich an der positiven Entwicklung unserer Schule beigetragen hat:

Der persönliche Jahrgangssekt

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

mit diesen ersten Sätzen meiner Eröffnungsrede zu der heutigen Abiturfeier 2004 spreche ich zu allererst SIE an.

Wir Lehrerinnen und Lehrer – und selbstverständlich Ihre Eltern – freuen uns mit Ihnen, dass Sie Ihre Gymnasialzeit mit Erfolg abgeschlossen und das Abitur bestanden haben. Dazu von mir: Ganz herzliche Glückwünsche!

Sie können stolz auf sich sein!

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, bei der Vorbereitung meiner heutigen Ansprache dachte ich immer wieder an Ihre Zukunft. Ich dachte daran, was Sie wohl erwarten wird. Und daran, nach welchen Maßstäben Sie in Zukunft handeln werden. Ich fragte mich, welche Entscheidungen Sie wohl künftig für Ihr Leben treffen. Mir ging es dabei ganz ähnlich wie vor vielen Jahren einem meiner Lehrer, der uns kurz vor dem Abitur aus diesem Grund folgende Geschichte erzählte:

Herr Gries

Ein Gelehrter ging einmal übers Land und sah einen Bauern, der einen Johannisbrotbaum pflanzte. Er blieb bei ihm stehen und sah ihm zu und fragte: „Wann wird dieses Bäumchen Früchte tragen“ Der Bauer erwiderte: „In 70 Jahren.“ Da sprach der Gelehrte: „Du Dummkopf! Denkst du, dass du in 70 Jahren noch lebst und die Früchte deiner Arbeit genießen kannst“ Pflanze lieber einen Baum, der früher Früchte trägt, damit du dich noch daran freuen kannst!“

Der Bauer beendete ruhig seine Arbeit und antwortete mit Stolz: „Herr, als ich zur Welt kam, da fand ich Johannisbrotbäume und aß von ihnen, ohne dass ich sie gepflanzt hatte, denn das hatten meine Vorfahren getan. Jetzt habe ich einen Baum für meine Kinder und Enkel gepflanzt, damit sie die Früchte genießen. Denn wir Menschen brauchen einander; die Kinder brauchen die Eltern und die Eltern ihre Kinder. Wir alle können nur bestehen, wenn einer dem andern die Hand reicht.“

Soweit die Geschichte. Wenn einer dem anderen die Hand reicht, so lautete der letzte Satz. Und dieser Satz scheint mir doch wichtig für Ihre Zukunft zu sein, liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Die Hand den späteren Generationen reichen! Also, gerade auch Ihnen! Nicht nur kurzfristig denken. Nicht vergessen, dass Menschen nur gemeinsam etwas Sinnvolles gestalten können. Nicht nur an Selbstverwirklichung denken, sondern rücksichtsvoll, tolerant sein. Loyalität den Menschen gegenüber! Nicht wegschauen nach dem Motto, das geht mich nichts an, sondern Partei ergreifen für den, der Hilfe braucht oder der bedroht wird! Denn auch Sie werden in Situationen kommen, in denen Sie auf die Hilfe anderer angewiesen sein werden.

Ohne weiter zu lernen, ohne Initiative, ohne Mut und ohne Durchhaltevermögen wird Ihr Weg in die weitere Zukunft nicht frei sein. Sie sind und werden weiterhin gefordert, Leistungen zu bringen, Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Gleich, ob Sie zur Bundeswehr oder zum Zivildienst gehen, ob Sie studieren oder eine Lehre beginnen, ob Sie das Elternhaus verlassen oder ob Sie bleiben. Sie werden Leistungen in vielfältiger Weise bringen müssen, geschenkt bekommt Sie fast nichts!

Im privaten Bereich müssen Sie – sicherlich – Kompromisse schließen: mit den Eltern, mit Freundin oder Freund. Sie werden auch da manchmal zurückstecken müssen. Und gemeinsam Lösungen für Probleme suchen. Auch das ist eine Leistung! Im beruflichen Bereich werden Sie ähnliche Problemfelder vorfinden und zusätzlich Prüfungen absolvieren müssen, um zu zeigen, dass Sie gelernt haben. Dass Sie etwas geleistet haben, dass Sie methodische Kenntnisse besitzen!

Im gesellschaftlichen Bereich sollten Sie Zivilcourage zeigen, Partei ergreifen. Sie sind gefordert, anderen die Hand zu reichen, aber auch, sich nicht alles gefallen zu lassen. Das wird, alles zusammengenommen, kein leichter Weg für Sie sein, aber es steht auch nirgendwo geschrieben, dass der Weg in die Zukunft leicht sein soll, und es macht ja auch Spaß, Schwierigkeiten zu überwinden.

Herr Gries, Frau Thümer, Herr Wiemeyer, Herr Meckbach (v.l.)

Vorhin habe ich mit Bedacht gesagt, dass Sie fast nichts geschenkt bekommen. Doch heute ist für Sie ein besonderer Tag, und deshalb will ich Ihnen doch noch ein paar Geschenke für Ihren künftigen Weg mitgeben. Von den vielen Dingen, die mir eingefallen sind, habe ich 5 für Sie ausgewählt – und die sollen Sie jetzt bekommen. Symbolisch, natürlich!

Zuerst ein Taschentuch für die Abschieds- oder Freudentränen, da Sie ja nun diese Schule verlassen müssen.

Als nächstes ein Make-up-Set, damit man morgens nicht so die Folgen der Nacht sieht.

Als Drittes eine Flasche Wasser, denn Sie werden weite Wege zu gehen haben und manche Durststrecke überwinden müssen,

Viertens eine Taschenlampe, die Ihnen den richtigen Weg leuchten kann und Ihnen hilft, dass Ihnen ab und zu ein Licht aufgeht,

und zum Abschluss, ich kann es mir nicht verkneifen, ein Buch von dem Namensgeber unserer Schule, Johann Wolfgang von Goethe, FAUST Der Tragödie, Erster und Zweiter Teil, denn in diesem Buch – oder auch in manch‘ anderem gibt es Antworten auf viele Fragen. Nur lesen müssen Sie – und verstehen.

Unserer ehemaligen Schulsprecher Jingnan Zhu

Ja, das war“s, was ich Ihnen mitgeben wollte. Ich wünsche Ihnen Gesundheit, alles Gute und Glück. Machts gut! (wie der Nordhesse sagt) Und, – und das ist inzwischen Tradition. Ich wünsche Ihnen und unserer Schule, dass Sie sich in 10, 15 oder 20 Jahren hier in der Aula – gesund und hoffentlich mit Ihrem Leben zufrieden wieder treffen um Erinnerungen auszutauschen, zu sagen: Ja – trotz allem: Es war eine gute Zeit, an die ich gerne zurück denke.

In eigener Sache:
Die UMLAUF-Redaktion erstellte eine CD-Rom, die alle Fotos des Abi-Jahrganges 2003/2004 des Goethe-Gymnasiums enthält (volle 700 Mb in druckfähiger Größe). Die CD ist für 5,- EUR über die UMLAUF-Redaktion erhältlich. Der Erlös kommt dem Fond „Schüler helfen Schülern“ zugute.
Interessenten bitte eine E-mail an hjprauss@t-online.de oder Anforderung über das Gästebuch. Auslieferung über das Sekretariat in der letzten Schulwoche bzw. nach den Sommerferien.