Hart aber fair

von unseren Redakteuren Marco Sivori und Michael Brehme (26.01.2008)

Die Hessischen Landtagswahlen am kommenden Sonntag bieten vielen Schülern der Jahrgangsstufen 12 und 13 erstmalig die Gelegenheit, ihre Stimme bei einer politischen Wahl abzugeben. Daher stellten sich bereits am Montag die Abgeordneten geladener Parteien bei einer Podiumsdiskussion in der Aula des Goethe-Gymnasiums vor.

 

Jörg Hildebrandt (CDU) und Marjana Schott (Die Linke) v.l. im Gespräch

 

Die Aula der Schule war voll besetzt und überall herrschte gespanntes Murmeln, als die Moderatoren zum Mikrofon griffen und die Podiumsdiskussion anlässlich der kommenden Landtagswahlen eröffneten. Zur Diskussion, die durch die Initiative des PoWi-Leistungskurses 13 unter der Leitung von Politik-Lehrerin Heike Lühmann zustande gekommen war, waren namhafte Vertreter geladener Parteien geladen: Wolfgang Decker (SPD), Jörg Hildebrandt (CDU), Andreas Jürgens (Grüne), Matthias Nölke (FDP) und Marjana Schott (Die Linke) gaben sich die Ehre.

 

 
Matthias Nölke (FDP) und Wolfgang Decker (SPD) v.l.  

Vor mehr als zweihundert zuschauenden Schülern begann die Debatte um die künftige Führung des Bundeslandes. Bereits im Vorfeld hatte sich der Leistungskurses Politik auf die drei Themenschwerpunkte Umwelt, Wirtschaft und Bildung geeinigt, den Auftakt machte die Frage nach der Umweltpolitik. Spätestens jetzt wurde auch den letzten Schülern klar, wie wohl überlegt sie ihre Stimme würden abgeben müssen, unterschieden sich doch die verschiedenen Konzepte stark voneinander. Kritik zu diesem Thema musste insbesondere die CDU von Seiten der Grünen über sich ergehen lassen. Die CDU stünde, so der Vorwurf von Andreas Jürgen, „auf der Bremse“, was die Energiepolitik beträfe. Auch Marjana Schott von den Linken äußerte sich kritisch zur derzeitigen Lage und forderte ein baldiges Abweichen von der Kernenergie hin zu erneuerbaren Energien.

 

 
Andreas Jürgens (Grüne)
 

Mit dem zweiten Schwerpunkt wurde der Blick der Schüler stärker auf die umliegende Region gelenkt, befasste er sich doch mit dem Ausbau des Flughafen Kassel-Calden. Mit diesem Thema begannen sich die Diskussionsteilnehmer in zwei Lager zu teilen. Während SPD und CDU konsequent die Meinung vertraten, dass der Ausbau für die Attraktivität der Region und für die ansässigen Unternehmen entscheidend sei, kritisierten besonders FDP und Grüne den Ausbau aufgrund seiner Kosten, die sich ihrer Meinung nach nicht rentieren würden. Während sich Marjana Schott zu diesem Thema mehr im Hintergrund hielt, zeigte sie umso mehr Einsatz bei der darauf folgenden Debatte um die Einführung von Mindestlöhnen. Verstärkt von Seiten der SPD legte sie Bespiele aus eigener Erfahrung vor, um jedem deutlich vor Augen zu führen, dass Mindestlöhne durchaus gerechtfertigt seien. Dem entgegen stand jedoch die CDU, die den Vorsatz vertrat, die Tarifparteien zwar zu unterstützen, allerdings nicht aktiv einzugreifen, da sie sonst befürchtet, dass die Gewerkschaften in der Bedeutungslosigkeit versinken würden.

 

 
die Moderatoren Ronald und Nawid v.l.
 

Den Abschluss bildete das für unsere Schüler wohl wichtigste Thema, die Bildungspolitik der Parteien; ein Thema, bei dem die CDU Kritik beinahe aller über sich ergehen lassen musste. Den Auftakt machten Marjana Schott und Andreas Jürgens, die dazu aufriefen, Bildung als öffentliches Gut zu betrachten, das jeden offen stehen sollte. Bei den derzeitigen Studiengebühren handele es sich um einen klaren Verfassungsbruch, bekräftigte Schott und empörte sich zugleich über den Zustand, dass junge Berufsanfänger gleich mit einer hohen Verschuldung ihr Berufsleben aufnehmen müssten. Hildebrandt jedoch beharrte konsequent auf dem Problem der Finanzierung von Bildungsinstituten, wenn die Gebühren entfallen würden. SPD-Abgeordneter Decker sah die Angelegenheit gelassener und verkündete, der erste Schritt nach dem möglichen Wahlsieg seiner Partei sei die Streichung der Gebühren.

 

 
Die Ergebnisse der Umfrage
 

Welchen Eindruck die Podiumsdiskussion auf unsere Schülerinnen und Schüler hatte, zeigte sich schließlich am Ende der Veranstaltung. Bereits beim Eintritt war jeder Schüler aufgefordert worden, anonym für seine favorisierte Partei zu stimmen. Beim Ausgang sollte am Ende der Diskussion erneut ein jeder eine Stimme abgeben, sodass geprüft werden konnte, ob sich das Meinungsbild der Schüler aufgrund des Tages geändert hatte. Dabei zeigte sich die CDU als klarer Verlierer der Veranstaltung. Von ursprünglichen 15, 8% fiel sie auf 9% zurück, während sich die SPD mit insgesamt 55,1% deutlich an die Spitze setzte. Auch für die Linke sollte es keinen Grund zur Klage geben, stieg ihr Wähleranteil in dieser Zeit von 3,6% auf 8,1%, während die Grünen mit 13,4% und die FDP mit 4,9% nur geringe Veränderungen aufzeigten.