Hat die Waage eine Seele?

(24.01.2003 21:30)

„Wer zuerst an der Tür ist, hat gewonnen!“ Aufgeregt rennen Alexander, Jessica und Maren durch die leeren Gänge des Goethegymnasiums, um zum Chemieunterricht zu gelangen. Diese 9-10-jährigen Kinder haben sich nicht etwa im Schulgebäude geirrt, sondern nehmen seit September letzten Jahres an einer Chemie-AG für begabte und hochbegabte Grundschulkinder teil, die im Rahmen der Kinder- und Jugendakademie Kassel stattfindet.

„Gewonnen!“ ruft Alexander, gefolgt von fünf weiteren angehenden „Chemieprofessoren“ , und stürmt erschöpft, aber erwartungsvoll ins Chemielabor, wo Frau Kühn, die Leiterin des Kurses, bereits mit einer Überraschung auf ihre Schützlinge wartet. Denn die in der Woche zuvor hergestellten Keksdosen der Dritt- und Viertklässler sind bereits trocken und können nun nach Hause gebracht werden. „Wir haben sie letzte Woche mit einem selbst gekochten Kartoffelkleber zusammengeklebt!“, erzählt Jessica stolz. „Und ich habe mir beim Kochen die Finger verbrannt!“, fügt Alexander hinzu und hebt zum Beweis seine Hand.

In dieser Stunde soll es aber nicht allzu turbulent zugehen, da Frau Kühn ihre Chemiezwerge mit „Bildern, die sich selber malen“ begeistern will. Mit Hilfe des Papierchromatographie-Verfahrens versuchen die Teilnehmer des Kinderlabors sich immer wieder mit ihren schönsten Bildern zu toppen, so dass es zu einem regelrechten Konkurrenzkampf ausartet. Dennoch arbeiten die Kinder sehr konzentriert und bringen auch neue Ideen ein, um die Versuche zu variieren und phantasievoller zu gestalten.

„Besonders witzig finde ich es, wenn die Kinder naturwissenschaftliche Phänomene mit ihren eigenen Worten erklären“, meint Frau Kühn. Als wolle er Frau Kühns Aussage bestätigen, fragt Alexander interessiert, ob eine Waage eine Seele habe, da sie auf den kleinsten Windstoß empfindlich reagiere.
Die Kinder interessieren sich allerdings nicht nur für die praktischen Versuche, sondern führen mit Begeisterung Protokoll und fertigen sehr phantasievolle Zeichnungen dazu an. „Dieses Bild von einem ‚Flaschengeist‘ habe ich letzte Woche gemalt“, erzählt Maren stolz und präsentiert ihr Kunstwerk. Laut Frau Kühn ist es sehr wichtig, den Kindern innerhalb ihres Chemieunterrichts von 15.15 Uhr bis 17.00 Uhr für das Zeichnen viel Zeit zu geben.

Als die Klingel das Ende der Stunde bestätigt, packen die ‚Kleinen‘, noch völlig begeistert von den letzten Minuten in der Schule der ‚Großen‘, ihre Gemälde ein, schnappen sich ihre Keksdose, die sie stolz über den Schulhof tragen, und verschwinden um die Ecke.

Am 12.02.03 beginnt das zweite Halbjahr. Ab 15.00 Uhr werden neue Kinder der Jahrgangsstufe 3 und 4 in den Kurs aufgenommen.

Nähere Informationen erteilt Frau Kühn unter 0561/ 817 640.