Herr Dr.Gehb gegen alle

von unserer Redakteurin Janina Schmidt (08.09.2009)

Am Montag, den 07.09.2009, zwanzig Tage vor der Bundestagswahl am 27. September, ging der Wahlkampf in eine weitere Runde. Fünf mutige Vertreter der Parteien des hessischen Landtages wagten den Konfrontationskampf mit den gegnerischen Fraktionen und natürlich auch mit unseren Schülern.

 

Die Kandidaten von Die Linke, SPD, Die Grünen, FDP, CDU und unser LK 13

 

Nachdem der Po/Wi-Leistungskurs des Jahrgangs 13 von Herrn Wiemeyer bereits seit einigen Wochen ein Rahmenprogramm und Themenblöcke ausgetüftelt hatte, startete heute die teils hitzige Debatte um die Themenschwerpunkte Innenpolitik, Außenpolitik und Wirtschaftspolitik unter dem Aspekt „Nutzt die Chance, die ihr habt – also geht wählen“.

 

Vertreten waren alle Parteien durch ihre kasselänerischen Spitzenkandidaten, die zugleich hofften, wieder oder endlich einmal am 27. September in den Bundestag gewählt zu werden. Von links nach rechts waren das Norbert Domes für die Linken, Ulrike Gottschalck für die SPD, Nicole Maisch für Bündnis 90/Die Grünen, Mechthild Dyckmans für die FDP und last but not least Dr. Jürgen Gehb für die CDU.

 

Bereits wie bei der letzten Podiumsdiskussion vor den hessischen Landtagswahlen im Januar 2009 übernahmen die Schüler die Führungsrolle. Schon zu Beginn brachten sie die Politiker zum Grübeln. Anstatt wie sonst üblich andere Parteien und deren Programme zu kritisieren, waren die Gäste nun einmal in der Lage, ihre eigene Partei selbst zu kritisieren. Eine für die meisten recht ungewohnte Situation. Die Antworten reichten hier von zu wenigen Frauen in der FDP bis hin zu einem sehr eintönigen Engagement für nur einen Bereich der Politik.  

 

 
Im Vordergrund Herr Gehb  

In der ersten Runde, der Wirtschaftspolitik, schien alles auf ein Alle-gegen-Herr-Domes-Spiel hinauszulaufen. Der fand allerdings alles „ziemlich putzig“, welche Faktoren die anderen Parteien als Grund für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich machten bzw. wie sie Deutschland aus der Krise heraushelfen wollten. Doch auch seine Erklärung zu den Hedgefonds, also der Risikoabsicherung von Wertpapiergeschäften, erntet von Herrn Dr. Gehb nur ein Schmunzeln: „Ich muss Herrn Domes danken, dass er mir endlich mal erklärt hat, was ich in 15 Jahren Politik nicht verstanden habe.“

 

Doch nicht nur mit Herrn Domes schien sich Herr Dr. Gehb am heutigen Tage nicht besonders gut zu verstehen. Auch Frau Maisch und besonders Frau Gottschalck ernteten häufig Kritik für „den Blödsinn“, den sie laut Herrn Dr. Gehb erzählten. Die Anschuldigungen lauteten hier von Potenzfehlern und Missinterpretationen bis zur Bezeichnung der „erneuerbaren Latschenträger“. Herr Dr. Gehb scheint also sehr kreativ zu sein, wenn es um das Thema Atomenergie geht.

 

In einem sind sich aber doch fast alle Vertreter einig, denn mit Ausnahme von Herrn Domes würden vorerst alle dem Afghanistaneinsatz der Bundeswehr zustimmen. Da stört es sie auch nicht, wenn sie, wie im Fall von Frau Maisch, gegen das Gesamtinteresse der eigenen Partei stimmen würden. Nur Herr Domes bleibt dem Motto der Linken treu: Raus aus Afghanistan.

 

 
Herr Domes und Frau Gottschalk  

Als jedoch aus dem Publikum die Frage an Herrn Domes ging, wie die Linken denn in Afghanistan die geplanten Schulen und Kindergärten aufbauen wollten, wenn dort durch ihren plädierten Abzug der Truppen womöglich die Taliban ein Terrorregime aufbauten, war auch er mit seinem Latein beinahe am Ende. Doch er hatte auch hier noch einen Trumpf in der Tasche und erklärte: „Bereits in der Fragestellung steckt die Behauptung, dass die afghanische Regierung ohne die Hilfe der Truppen aus dem Ausland nicht in der Lage ist, zu regieren.“ Hierüber können sich die Politiker ja vielleicht beim nächsten Mal streiten, wenn es wieder heißt  „Herr Dr.Gehb gegen alle“.