Into the Jungle

Von unserem Redakteur Henning Engelbrecht (21.12.2011)

Selbst Indiana Jones hätte wohl Probleme im bürokratischen Dschungel mit Namen Schulpolitik, welcher den sagenumwobenen Tempel der Klarheit und Transparenz umschließt, letztere aber mitnichten zur Geltung kommen lässt.

 

In einer neuen Ausführung erreicht den ahnungslosen Schüler, der schon mehrfach den metaphorischen Baum vorm Kopf hatte und trotzdem nicht aufgegeben hat, die nächste Nachricht wie eine kolossale Steinkugel, die ihn zu zerquetschen droht: Frau Schöpe verlässt bzw. hat unsere Schule nach einem kurzem Jahr schon wieder verlassen – und zwar so schnell, dass es fast scheint, als wäre da eine höhere Macht am Werk. Ein spannendes Rätsel, nicht nur für Schüler, sondern für die gesamte Schulgemeinde.

Um sich den Weg durchs Unterholz zu bahnen, vertraut man am besten auf die Eingeborenen. In solchen Fällen können die Lehrer oftmals weiterhelfen. Doch zunächst wäre eine Erklärung für den Grund dieser Schnitzeljagd angebracht, denn offen gestanden kennen viele Schülerinnen und Schüler Frau Schöpe gar nicht. Diese kam letztes Jahr frisch vom hessischen Kultusministerium in die Fuldametropole, um den Posten als stellvertretende Schulleiterin am Goethe-Gymnasium zu übernehmen. Damit war sie ebenfalls verantwortlich für den Vertretungsplan, auch bekannt als Überraschungsei des Unterrichts.

 

 Ein kaum durchdringbarer Dschungel?
 

Das darauf folgende, also das aktuelle Halbjahr, hielt zu Beginn auch noch nichts Hollywood-Verdächtiges bereit: Frau Schöpe übernahm, völlig unspektakulär, zum Beispiel einen Deutschkurs in der Q-Phase. Doch dann stellte sich das erste Rätsel im Schul-Dschungel: Wie aus dem Nichts hieß es, Frau Schöpe sei nicht mehr an unserer Schule! Wer hat denn da die Büchse der Pandora geöffnet? Plötzlich wurde es hochspannend. Die Gerüchteküche des Goethe-Gymnasiums brodelte bis zum Anschlag. Dabei spuckte sie wie immer so manch spannende Unwahrheiten aus. Doch wie soll der aufrichtige Schnitzelsuchende da durchblicken?

 

Die bereits erwähnten Eingeborenen helfen ihrer Natur gemäß gerne bei solchen Mysterien und wissen die hieroglyphenähnlichen Informationsstücke aus allen möglichen Quellen normalerweise zu deuten und zusammenzusetzen. Doch in diesem Fall stellt sich alles Bemühen als ein frustrierendes Fischen im Trüben heraus, das zum Ergebnis nur Unverständnis und Ärger hat. Denn durch Frau Schöpes zirkusreifen Verschwindetrick bleibt nun noch mehr an den Eingeborenen hängen, die sich über die Mehrbelastung gar nicht freuen und sich vom Kultusministerium im Stich gelassen oder gar verkaspert fühlen. Der ein oder andere äußert ganz offen seinen Unmut über diesen Zustand: „Es machte schon von Beginn an den Eindruck, dass Frau Schöpe ihre Zukunft nicht am Goethe-Gymnasium sah. Und durch ihr Fehlen entstehen natürlich Probleme und Kritik, zumal ein Großteil des Kollegium dies über einen Aushang herausfinden musste, da sie vom einen auf den anderen Tag einfach weg war. Auf jeden Fall schadet ein solches Verhalten der ganzen Schule.“

Den Letzten beißen aber bekanntlich die Hunde, und so wird der Abschied Frau Schöpe wohl nicht besonders schwergefallen sein, da sie ihn selbst eingeleitet hat. Sie folgt dem Ruf des Ministeriums, und der (all-)gemeine Schüler prognostiziert ihr dabei schon mal, dass so viel Karrierebewusstsein nicht gerade beliebtheitsfördernd sei.

 

 Der Schauplatz neuer Mysterien

Wenn man der „Indian-Jones“-Metapher treu bleiben möchte, passt es, den Vergleich zu dem häufigen Schluss der berüchtigten Abenteuer zu ziehen: Am Ende geht meistens alles den Bach runter, manchmal auch wortwörtlich. Der Schatz der Wahrheit, der in unserem mysteriösen Fall nicht einmal in greifbarer Nähe war, versinkt wieder im Dschungel. Dennoch: An der momentanen Situation kann zwar nichts mehr geändert werden, doch irgendwo am Horizont erahnt der Schatzsucher plötzlich Transparenz und Klarheit. Denn es stellt sich das Gefühl ein, dass auf einmal wieder mit Verlässlichkeiten gerechnet werden kann, die der ein oder andere, Schüler oder Lehrer, im letzten Schuljahr an dieser zentralen Stelle schmerzlich vermisst hat. 

Treue UMLAUF-Leser müssen aber an diesem ungelösten Rätsel nicht verzweifeln, denn die Redaktion bleibt für euch am Ball!