Längste Liebeserklärung der Welt

Aus der HNA vom 09.05.2001 (11.05.2001 15:22)

Herzblut hat Sascha Rudat in seinen ersten Film gesteckt Herausgekommen ist ein autobiografisches Werk mit viel Sinn für Emotionen, Musik und schönen Bildern.

Klappe und Film ab: Mit künstlerischer Unterstützung von Christine Lohr drehte Sascha Rudat mit einer Digitalkamera Ende letzten Jahres seinen ersten kleinen Film.

KASSEL: Alexander ist ein wenig verträumt, lebt in seiner eigenen Welt und bezeichnet sich selbst als Künstler. Dass er sich ausgerechnet in Jule verlieben muss, den Schwarm aller Jungen, macht sein Leben nicht gerade einfacher. In lang hingestreckten, das goldene Sonnenlicht reflektierenden Bildern oder auch schwarz-weiß in Zeitlupe, untermalt von bedeutungsschweren Songs, vollzieht sich Alexanders Lieben und Leiden „einen aufgewühlten Sommer lang“.

So lautet der Titel des Films, den Sascha Rudat gemeinsam mit Christine Lohr Ende letzten Jahres gedreht hat. Ein kleines, experimentierfreudiges Werk mit viel Gefühl für – Gefühl eben. Das Besondere dabei: Der Film ist autobiografisch.

„Ich habe das ziemlich genau so selber erlebt“, gibt Sascha Rudat zu. Der Goetheschüler schrieb sich über Wochen hinweg die Seele frei. Bis daraus ein Drehbuch entstand. „Das ist natürlich auch ein Stück Problemverarbeitung gewesen“, meint er freimütig. Eine gute Freundin von ihm, Christine Lohr, bekam die erste Fassung zum Lesen. „Manches war einfach zu lang, zu künstlich. Die Dialoge – so spricht kein Mensch!“ sagt die 19-Jährige.

Sascha schrieb am Drehbuch herum, organisierte ein Casting, trieb die elterliche Telefonrechnung in die Höhe, gab 700 Mark für Requisiten aus. Die Digital-Kamera besorgte er sich von der Schulzeitung „UMLAUF“, bei der er als Ressortleiter der TV-Redaktion tätig ist. Die Dreharbeiten liefen in den Herbstferien.

Acht Tage anstrengender Dreh, über 100 Stunden, teilweise 14 Stunden am Stück ohne Essen. „Ich habe ganz schön gescheucht, hatte so viele Ideen im Kopf“, meint der 19-Jährige begeistert. Christine habe ihm derweil den Rücken frei gehalten. „Ich habe Korrektur gelesen, organisiert, beraten oder auch mal die Schauspieler gepudert und Kabel getragen“, erklärt die Abiturientin. Mit dem Ergebnis der Filmarbeiten sei sie teilweise immer noch etwas unzufrieden, hauptsächlich wegen mancher Dialoge.

Doch der Regisseur ist glücklich. 400 Stunden Bild- und 300 Stunden Tonschnitt hat er hinter sich, bis im Dezember die Rohfassung vollbracht war. Sein Film-Ich streitet und liebt, leidet und philosophiert, und das mit Open End. So wie im wahren Leben eben. Viele schöne, melancholische Bilder hat das Debut, und auch einen Hauch von Hollywood.

Bei der Premiere in der Schule vor 250 Leuten Anfang Februar kam der Film gut an. Es sei „die längste Liebeserklärung der Welt gewesen“, habe Jemand gesagt.