Lange Gesichter

Von unserer Redakteurin Mara Liebehenz (03.02.2010)

„Hast du schon mit der Facharbeit in den Ferien begonnen?“ „Nein, noch nicht. Und du?“ So oder so ähnlich hörte man nach den Weihnachtsferien einige Schüler auf den Gängen des Goethe-Gymnasiums. Topthema: die Facharbeit.

 

 Facharbeiten-Streik

 

 

„Ich glaube, viele Lehrer hatten kein großes Interesse an unseren Forderungen, beziehungsweise wollten die Sache nicht noch einmal neu aufrollen. Dass das Ganze unter den Teppich gekehrt wurde wundert mich ehrlich gesagt nicht, da ich so eine Sache schon einmal mitgemacht habe“, erklärt Christian Ullrich aus der Jahrgangsstufe 12. Die Enttäuschung über die Entscheidung der Lehrerschaft, die Schüler nicht selbst entscheiden zu lassen, ob sie die Facharbeit schreiben möchten oder nicht, lässt sich bei vielen Schülern nicht verbergen. Auch das Gefühl mit den Forderungen nicht Ernst genommen zu werden, ist für viele Schüler im Jahrgang ernüchternd. „Das Ziel der Schule ist es doch uns auf das spätere Leben vorzubereiten, da kann es nicht sein, dass wir in der 12. Klasse mit 18 oder 19 Jahren nicht für ‚voll‘ genommen werden und unsere Forderungen mit einem Lächeln in der Schublade verschwinden“, beschreibt die 18-jährige Laura Wetzel. Dieses Verhalten fördere in keiner Weise das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. 

 

Einfach unter den Teppich gekehrt habe man die Forderungen der Schüler laut Organisator Ralph Meist allerdings nicht. „Nach dem Protest wurde das Ganze in der Schulleitung noch einmal besprochen, was die Aufschiebung der Abgabefrist bewirkt hat“, erklärt er. Man komme den Schülern daher entgegen, da sie nun die Facharbeit nicht mehr komplett in den Ferien hätten anfertigen müssen. „Die Schüler selbst entscheiden zu lassen, ob sie nun die Facharbeit schreiben oder nicht ist jedoch vorerst nicht möglich.“ Man müsse erst einmal einen Durchlauf machen, in dem alle eine Facharbeit schreiben, um zu sehen wie die Sache nun tatsächlich funktioniere. Erst dann könne man über eine Freiwilligkeit entscheiden.  

 

„Für die Schüler hätte es die Möglichkeit geben müssen, ihr Thema und Fach auf jeden Fall frei wählen zu dürfen, natürlich in Absprache mit dem betreffenden Lehrer. Es ist auch klar, dass nicht ein Lehrer einen Ansturm von vielen Schülern bewältigen kann, die ihre Facharbeit bei ihr oder ihm schreiben wollen. Deshalb hätte man eine Maximalanzahl von Arbeiten pro Lehrer festlegen sollen und die Schüler hätten sich dann um einen freien Lehrer in ihrem Wunschfach kümmern müssen“, kritisiert auch Luisa Wagenschwanz, selbst Schülerin der Klasse 12.

 

Nun gut, bezüglich der Facharbeit lässt sich die Stimmung im Jahrgang 12 momentan als durchwachsen beschreiben. Sehr durchwachsen sogar. Die Abgabefrist rückt von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde näher. Und plötzlich wird dem einen oder anderen klar, dass die Proteste nicht hartnäckig genug und vor allen Dingen nicht rechtzeitig in die Wege geleitet wurden. „Die Lehrer haben uns Honig um den Bart geschmiert und wir waren nicht imstande unsere klaren Forderungen zielgerichtet durchzusetzen“, äußert sich Luisa Wagenschwanz auch kritisch gegenüber der Schülerschaft.

 

Dennoch wird sie ihre Facharbeit schreiben. „Trotzdem stehe ich in einem Zwiespalt, da ich den Facharbeiten-Streik immer noch sehr unterstütze, aber letztendlich keine andere Wahl habe als meine Arbeit zu schreiben“, räumt Luisa Wagenschwanz ein. „Ich bin der Meinung, dass mindestens 50% der Schüler sich bereit erklären müssten, die Arbeit nicht zu schreiben. Ansonsten bekommen die drei Leute die hartnäckig bleiben Null Punkte und der Streik hat absolut nichts bewirkt!“