Lernschwester Heiderose D.Schicksal zwischen Mull und Macht – Folge 3

(Fortsetzungsroman)

Erinnert Ihr euch noch? Das arme Waisenkind Heiderose D. beginnt eine Ausbildung als Lernschwester In der Privatklinik „Vitaquell Schon von der ersten Begegnung an empfindet sie tiefe Zuneigung für ihren Chef, Professor Dr. Knorr in einer Gewitternacht kommen sich die beiden zum ersten Mal näher.
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Gerade zog ich im Schwesternzimmer meinen Kittel über, als mir jemand die Hand auf die Schulter legte. Erschrocken fuhr ich herum und lächelte erleichtert, als ich in das freundliche, mondrunde Gesicht des Stationsarztes Julius Hackeberg blickte. „Na, Heideröslein, du schönste aller Rosen“, scherzte er. „Wie geht es uns heute?“ Das war typisch Dr. Hackeberg, immer hatte er ein freundliches Wort für mich bereit. Stets nahm er mich in Schutz, wenn Verena Bausch mich mit Bosheiten und Sticheleien verfolgte. Seine mausgrauen Augen hinter der randlosen Brille blinzelten vergnügt, als er sagte: „Röslein, wirf deine Dornen ab, du sollst zum Professor kommen!“ Dabei klopfte er mir kameradschaftlich auf die Schulter. Seine letzten Worte hatte wohl gerade noch Frau Dr. Bausch mitgehört, und sofort kam von ihr folgender Kommentar mit vor Hass triefender Stimme: „Unser Professor glaubt wohl, sich um arme Waisenkinder kümmern zu müssen!“ Diese Worte wurden noch durch ein bösartiges Lachen unterstrichen. Ich dachte nur: „Wenn Blicke töten könnten, hätte ich schon längst tot sein müssen.“ Eine Antwort schuldig bleibend, eilte ich zu Professor Knorr.

Nachdem ich die Tür seines Zimmers hinter mir geschlossen hatte, hörte ich den sonst so selbstbewussten Chefarzt fragen: „Heiderose, habe ich nur geträumt, was in der Gewitternacht geschehen ist, oder darf ich hoffen…?“ Cornelius brauchte den Satz nicht zu vollenden.
Mit leiser, glücklicher Stimme erwiderte ich: „Du darfst!“, und unsere Blicke versanken ineinander, und jedes Gefühl für Zeit und Raum ging uns verloren. Wie erwachend fuhr sich mein geliebter Professor über seine hohe, intelligenz ausstrahlende Stirn und sagte: „Heiderose, ich habe lange über uns nachgedacht, und ich bin mir sicher, dass du die Rose meines Lebens bist. Meine Liebe zu dir ist tief wie das Meer und weit wie die Steppe. Doch du, meine Rose, bist fast noch ein Kind.“ – „Conni, ich bin zwanzig!“, warf ich dazwischen. „Noch nie habe ich geliebt, bis ich dich traf.“ – „Gerade deshalb, Heiderose“, erwiderte er mit fester Stimme, „sollst du drei Monate Bedenkzeit haben. Bitte unterbrich mich Jetzt nicht“, fuhr er fort, „du sollst dir wirklich sicher sein, ob du dein junges Leben an mein schon halb gelebtes ketten willst. In drei Monaten werde ich dich fragen: ‚Heiderose, willst du meine Frau werden?, und dann erst wirst du dich entscheiden!“

Doch plötzlich sah ich die hasserfüllten, eiskalt gletscherblauen Augen von Verena Bausch vor mir, und zitternd entfuhr es mir: „Was wird Frau Dr. Bausch sagen, wenn sie von unserer Liebe erfährt?“ „Heiderose, mein Liebes, hast du Angst vor Verena? Nie war sie etwas anderes für mich als eine hochqualifizierte Anästhesistin und verlässliche Kollegin. Nie gab ich ihr Grund für irgendwelche Hoffnungen. Nutze du nur die drei Monate, um deine Liebe zu prüfen.“

Nur widerwillig akzeptierte ich seinen Vorschlag. Schließlich hatte ich zwanzig Jahre ohne Liebe gelebt. Würde ich auch diese drei Monate noch ertragen kennen?

Als ich nach der für mich so entscheidenden Aussprache das Zimmer des Professors verließ, stieß ich fast mit Verena Bausch zusammen. Hatte sie etwa gelauscht? Eiskalter, messerscharfer Blick aus ihren glasklaren, blassblauen Augen ließ mir fast das Blut in den Adern gefrieren. Mit scharfer Stimme befahl sie mir: „Kümmern Sie sich gleich um unseren Patienten in Zimmer 7, Herr Marc‘ O’Solo ist ein persönlicher Freund von mir, und er gehört zu unseren VIP-Patienten. Sie verstehen, was ich meine, VIP wie Very Important Person.“ Erstaunt traf mich ihr Blick, als ich dazwischenrief: „Ich spreche auch Englisch, Frau Dr. Bausch! Es ist mir wie eine zweite Muttersprache.“ Als hätte sie meinen Einwand überhört, führ sie fort: „Marc ‚O’Solo ist gerade aus seinem Tiefschlaf erwacht, in den ich ihn für vierzehn Tagen versetzt hatte, damit er seine überflüssigen Pfunde loswerden konnte. Überprüfen sie für die nächste Zeit seinen Kreislauf!“

In Zimmer 7 erwartete mich Marc‘ O’Solo, ein unsympathischer Endvierziger. Seine verlebten, schwammigen Gesichtszüge ließen auf einen unsoliden, ausschweifenden Lebenswandel schließen. Sein schütteres, fahles Haar konnte nur schwer die kahlen Stellen auf seinem Kopf bedecken. Seine kleinen, in den Fettpolstern seines Gesichtes fast verschwundenen Fischaugen musterten mich in einer Weise, die mir die Schamröte ins Gesicht trieb. Ich setzte mich voller Unbehagen an sein Bett, um ihm den Puls zu fühlen. Seine haarigen Arme erinnerten mich an einen Menschenaffen. „Na, du schönes Kind“, flüsterte er mit heiserer Stimme, „merkst du, wie mein Blutdruck steigt bei deinem Anblick?“, und ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, riss er mich mit dem anderen Arm auf das Bett. Plötzlich sah ich über mir sein Gesicht, zu einem faunischen Grinsen verzogen, und er versuchte, mich mit seinen wulstigen Lippen zu küssen. Ich war gelähmt, erstarrt, erschrocken! Regungslos vor Angst und Ekel hing ich in seinen Armen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass hinter mir die Tür aufgegangen war, und Dr. Bausch und Cornelius Knorr ins Zimmer getreten waren.

Nun denn, welche Konsequenzen würde diese peinliche Szene nach sich ziehen? Wie wird Cornelius Knorr reagieren? Dies alles erfahrt Ihr in der tränenreichen und überaus depressiven Folge von: Lernschwester Heiderose D. – Schicksal zwischen Null und Macht.