London Calling

(22.09.2001 11:31)

Wie jedes Jahr, so standen auch diesmal wieder die Studienfahrten der 13-er an. Für den Englisch-LK von Herrn Müller hieß das Ziel standesgemäß: London

Links: Herr Müller gibt letzte Anweisung vor dem Abflug
Rechts: Zurücktreten bitte… die Londoner U-Bahn

Samstag, erster September 2001, 6:10 Uhr. Es ist noch dunkel und kalt. Eine Gruppe von 17 Menschen steht im Bahnhof Wilhelmshöhe mit ein paar Koffern herum und begibt sich zu Gleis zwei, um dort den ICE Richtung Frankfurt/Main zu besteigen. Dort angekommen geht es auf zum Flughafen. Als die Maschine um 11:15 Uhr startet steht der unbequemste Teil der Reise sicher noch bevor. Eine Stunde später, allerdings wieder um 11:15 Uhr (diesmal aber eine andere Zeitzone) landet der Airbus der Lufthansa planmäßig in London Heathrow bei bestem Wetter. Gut zwei Stunden später kann man das Flughafengelände verlassen um im Untergrund zu verschwinden. Nach gut einer Stunde Fahrt mit der berühmten Londoner U-Bahn, auch Tube genannt, und zweimaligem Umsteigen kommt man endlich an der Lancaster Gate Station an und erblickt endlich wieder das Tageslicht. Und endlich, fünf Minuten später kann man sich in der Hotelhalle kurz für die letzte Etappe der Anreise ausruhen, dem Aufstieg zu den Zimmern.

Natürlich ist nach der Anreise keinem Schüler mehr ein kulturelles Programm zuzumuten (zumindest aus Schülersicht) und so schlendert die Gruppe um 6 gemütlich vom Oxford Circus (zu dem man natürlich per Tube gefahren ist) zum Picadilly Circus, wo die Gruppe für den Rest des Abends in die Freiheit entlassen wird. Während der eine Teil schnurstracks zum nächsten Pub wandert um Deutschland mit 1:5 gegen England untergehen zu sehen, besichtigt der andere Teil die Plattenläden rund um den Picadilly Circus. Später trifft man sich kurz vor Sperrstunde (also gegen 23:00 Uhr) im Pub gegenüber vom Hotel auf ein „Gute-Nacht-Guinness“ und lässt somit den ersten Abend gemütlich ausklingen.

Links: Ein typisches Bild an der Speakers Corner am Sonntag Morgen
Rechts: Big Ben und sein Turm

Während die einen am Sonntag bereits um 8 Uhr auf den Beinen sind und einige andere erst um 9 zum Frühstück gehen, gibt es natürlich auch Nachzügler, die erst um 10 Uhr aus der Dusche kommen. Und das obwohl man sich genau zu dieser Zeit treffen wollte. Das heutige Programm sieht vor: Speaker’s Corner im Hyde Park (in der Tat recht interessant), Spaziergang zum Wachwechsel am Buckingham Palace (der aber nicht statt fand), langsames Entlangschlendern an The Mall bis zum Trafalgar Square und als Abschluss des offziellen Programms kollektives Geldausgeben auf dem Camden Lock Market, einem sehr interessanten Straßenmarkt in London, der immer Sonntags stattfindet. Dies wird alles zwischen 10:30 Uhr und 15 Uhr abgespult und der Rest des Tages steht wieder einmal zur freien Verfügung. Sehr interessant sind die sich scheinbar schon recht früh entwickelnden Abendrituale. Gruppe A ist jeden Abend zur Sperrstunde im Pub vor der Haustür, während Gruppe B ständig in die Disco gehen will. Tatsächlich kommt es aber erst am letzten Abend zur Vollendung dieses Vorhabens.

Dass es am Sonntag abend nicht dazu kam, war allerdings so schlimm nun auch wieder nicht. Schließlich war am Montag bereits um 8:30 Uhr der Startschuss für das Programm. Auf zum Globe Theatre, dem Nachbau des Original Globe Theatre aus Shakespeares Zeiten. Um 10 Uhr wird dort eine Shakespeare Lecture stattfinden, und zwar nur für uns. Ein Schauspieler aus dem Ensemble des Globe versucht uns dabei zu erklären, was Theater früher war. Nichts mit Kultur oder Anspruch. Im Gegenteil, Eintertainment für die Masse. Nebenbei reibt er uns natürlich einmal mehr das 1:5 unter die Nase (irgendwie haben sich die Engländer sehr über den Ausgang dieses Länderspiels gefreut. Fragt sich nur warum). Und wenn wir eh schon mal in der Gegend sind, können wir natürlich anschließend gleich einmal die St. Paul’s Cathedral besichtigen. Leider war der Großteil so dämlich (mich eingeschlossen) sich zu einer Besichtigung der Kuppel überreden zu lassen. Und wir sprechen hier von der zweitgrößten Kirchenkuppel der Welt. Bis auf einige wenige besuchte der ganze Kurs im Anschluss noch Old Bailey. Denn da kann man Gerichtsverhandlungen live miterleben. Denn dort werden noch die typischen, klischeehaften Perücken getragen. Herr Müller versprach bereits im Vorfeld, wir würden einer Mordverhandlung beiwohnen können. Wenn man noch hinzufügt, dass man vorher nicht weiß, was man für eine Verhandlung sehen kann, wird es doch recht witzig, wenn man bedenkt, dass Herr Müller sein Versprechen eingehalten hat, wenn auch ohne eigenes Verschulden. Und einmal mehr stand uns der Rest des Tages zur Verfügung. Einmal mehr verlief der Abend so, dass Gruppe A ein Bierchen in „The Mitre“, dem netten Pub von nebenan, trank, während Gruppe B zu einem Discobesuch aufbrach, der dann allerdings nicht stattfinden sollte.

Links: Der Piccadilly Circus wie man ihn aus unzähligen Reiseführern kennt
Rechts: Invasion der Bayern (im Hintergrund der Buckingham Palace)

Am Dienstag durften wir dann wieder etwas länger schlafen. Um 10 ging es dann zur Tate Galery. Genauer gesagt: Tate Britain. Denn es gibt noch eine Tate Modern in der Nähe des Globe Theatre, Tate Liverpool im Nordwesten von England und Tate St Ives in Cornwall. Dort zeigte uns Herr Müller einige interessante, aber auch ein paar eher uninteressante Werke verschiedener Künstler. (Man möge mir als Kunstbanause verzeihen, dass ich die Namen der Künstler nicht mehr weiß). Danach machten wir einen kleinen Spaziergang an der Themse entlang Richtung Westminster Abbey und Houses Of Parliament. Beide Sehenswürdigkeiten wurden aber aus Kostengründen nicht besichtigt. Danach gab uns Herr Müller einmal mehr den Rest des Tages zur freien Verfügung, auch wenn ihm der Kurs zuerst noch die Whitehall entlang folgte zur Downing Street 10, wo zwar eine recht große Menschentraube vor dem bewachten Eisentor stand, aber dennoch nichts zu sehen war, außer den Sicherheitsvorkehrungen für den Premierminister. Etwas weiter die Whitehall runter konnte man die Horse Guards sehen, die ähnlich wie die Guards am Buckingham Palace sich nicht bewegen dürfen. Dies gestaltet sich allerdings etwas schwieriger bei den Horse Guards, da sie, wie der Name schon sagt, auf Pferden sitzen. Dennoch ein recht interessanter Anblick.

Links: Die Kuppel der St. Pauls Cathedral
Rechts: Blick über London von eben jener Kuppel aus

Nachdem der Nachmittag zur freinen Verfügung stand, mussten wir uns allerdings um 19 Uhr am Globe Theatre einfinden. Kulturschock durch eine Aufführung von Macbeth. Diese war trotz des tragischen Charakters des Stücks sehr erheiternd. Es gab vor allem zwei Ereignisse die dazu beitrugen. Vor dem eigentlichen Beginn wurde darauf hingewiesen, dass fotografieren und filmen verboten sind und Mobiltelefone auszuschalten sind. Verkündet wurde dies durch drei Schauspieler, die abwechselnd je eine Silbe sprachen und den Text dennoch recht fließend vortrugen. Das zweite Ereignis war wieder einmal typisch englisch. Der Hauptdarsteller fällt mitten in einer Szene aus seiner Rolle, schaut ins Publikum und fragt einen der Zuschauer (natürlich auf englisch): „Woher kommst du?“ Antwort des natürlich total verstörten Zuschauers: „Deutschland“. Der Schauspieler hakte daraufhin nach, ob der Zuschauer denn bald nach Hause fahren werde. Als er das bejahte, wies der Schauspieler in dezent per Handzeichen auf die 1:5 Niederlage der deutschen Fußballmannschaft hin. Nach dem fantastischen Stück ließ die Kurs in der Innenstadt den Abend in einem Pub bei einem Guinness, Bitter oder Ale ausklingen.

Der gesamte Leistungskurs Englisch vor St. Pauls

Der Mittwoch darauf sollte der letzte Tag mit einem offiziellen Programm werden. Dieses war aber bunt gemischt. Zuerst ging es per Tube zur Bond Street, die wir dann entlang schlenderten. Danach besuchten wir eine der gehobeneren Einkaufspassagen und schließlich noch das Lebensmittelgeschäft, in dem laut Herrn Müller die Queen einkauft. Ich bezweifle das allerdings. Meiner Meinung nach lässt sie dort einkaufen, aber das ist nebensächlich. Nachdem wir nun also alle gesehen hatten, dass die doch recht hohen Preise im Supermarkt in der Nähe unseres Hotels spottbillig waren im Vergleich hierzu, machten wir uns auf zur National Prtrait Galery um uns ein (in Worten: ein) Bild von Queen Elizabeth I anzusehen. Danach ging es auf zum British Museum. Das für Historiker wohl interessanteste Museum Londons sollte den Abschluss unseres Pflichtprogramms darstellen. Nachdem man sich also am Anblick der Mumien und Sarkophage aus dem alten Ägypten ergötzt hatte und auch den Stein von Rosetta gesehen hatte, mit dem man ja bekanntermaßen die Hieroglyphen entschlüsseln konnte, durfte man nun den Rest des Tages und den Donnerstag frei durch London herumlaufen, wie man wollte.

Diese restliche Zeit wurde allerdings zu unterschiedlich gestaltet, um darüber berichten zu können. Eine recht große Gruppe besuchte am Mittwoch Nachmittag noch das Madam Tussaud’s und am nächsten Tag den Tower und die Tower Bridge sowie Covent Garden, eine andere besichtigte am Donnerstag Vormittag einen Hindu Tempel. Donnerstag Abend gingen dann aber beinahe alle noch ins Hard Rock Café und ließ sich auch von den gesalzenen Preisen nicht davon abhalten, tatsächlich etwas zu essen.

Am Freitag traf man sich dann halb 10 in der Hotelhalle, um den Rückweg anzutreten. Vom Hotel aus liefen wir nun zur Paddington Station und fuhren von da aus zum Heathrow Airport, wo um 14:05 Uhr unser Rückflug startete. Um halb 5 landete das Flugzeug sicher in Frankfurt, wo wir auf dem Flughafen noch zwei Stunden totschlagen mussten, da unser Zug nach Kassel erst um 19:21 Uhr von Frankfurt Hauptbahnhof abfuhr. Als wir dann um 21:28 Uhr in Wilhelmshöhe ankamen, zerstreute sich der gesamte Kurs in alle Himmelsrichtungen um todmüde, aber zufrieden ins heimische Bett zu fallen und erstmal zu schlafen.

Die Fahrt nach London war insgesamt sehr angenehm. Was mich allerdings etwas traurig gestimmt hat, war die Tatsache, dass man kaum englisch sprechen musste. Der größte Teil der Wortwechsel mit Einheimischen lief auf ein „How much is this?“ mit dazugehöriger Antwort hinaus. Das englische Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und entpuppte sich als besser als sein Ruf. Kurz und bündig also: London was fun!