Projektname: Hausaufgaben

von unserem Redakteur Philipp Dittmar (05.03.2010)

„Heute gibt es mal keine Hausaufgaben!“, ist der Satz, den jeder Schüler gerne am Ende der Stunde hört, doch zu selten fällt er für die Schülerohren, und noch seltener hat die komplette Klasse in der nächsten Stunde die Hausaufgaben fertig. Gerade G8-Schüler stehen oft zu sehr unter Zeitdruck, sodass die Hausaufgaben auf der Strecke bleiben. Doch durch das neue Projekt der SV soll diesem Problem nun Abhilfe geschaffen werden.

 

 

 Blick in ein überfülltes Hausaufgabenheft

 

Der Vorwurf an die Lehrer, sie gäben zu viele Hausaufgaben ist wahrscheinlich schon so alt wie die Hausaufgaben selbst. Doch mit der Einführung von G8 hat die Belastung gerade für betroffene Schüler enorm zugenommen. Und meistens kommt auch noch dazu, dass die Hausaufgaben im Unterricht einfach unter den Tisch fallen, und aufgrund des voll gepackten Lehrplans keine Unterrichtszeit mehr für die Auswertung aufgewendet werden kann.

 

Deswegen hat die Schülervertretung unserer Schule um Schulsprecher Erik Tuchtfeld nun ein Konzept erarbeitet, welches allen Schülern bei diesen Problemen helfen soll. Laut den Plänen soll es im Jahrgang 9 zwei Projektklassen geben, in denen die Lehrer keine, oder nur wirklich sinnvolle und notwendige Hausaufgaben aufgeben. Die Aufgaben sollen aber auch wieder kreativer und anspruchsvoller werden, sodass jeder einen größeren Ansporn entwickelt als für eine Aufgabe, die mit geringen Hirnanstrengungen zu erledigen ist. Viele denken, dies seien nur „lästige Pflichtaufgaben“, und bearbeiten sie daher nur flüchtig oder erst gar nicht. Diese als sinnlos erachteten Aufgabenstellungen, wie Statistiken abmalen, Karten zeichnen oder Ähnliches, sind sehr zeitraubend, und schränken somit den Schüler neben dem Nachmittagsunterricht noch mehr in seinen Freizeitaktivitäten ein.

 

Die nötigen Grundlagen wie Vokabeln lernen, was wohl logischerweise unumgänglich ist, sollen natürlich erhalten bleiben, genauso wie sinnvolle Aufgaben. Es ist nämlich eindringlichst darauf hinzuweisen, dass das Konzept nicht gegen Hausaufgaben im allgemeinen ist; es soll sie weiterhin, wenn auch in „optimierter“ Form und nicht überall geben, da sie oft auch sehr hilfreich sein können.

 

Wichtig für die SV ist auch, dass die Hausaufgaben wieder mehr in den Unterricht eingebunden werden. Das hilft nämlich den Schülern (denen, die das Angebot annehmen) oft ihre individuelle Arbeit bewerten zu lassen, und zu sehen, ob sie den Stoff verstanden haben. Wenn das nicht passiert, nehmen viele Schüler eine externe Nachhilfe an, um den fehlenden Stoff dort zu erarbeiten, was laut SV zu einem „stärkeren Leistungsgefälle zwischen Kindern aus sozial starken und Kindern aus sozial schwachen Familien“ führt.

 

Bei diesen ganzen Überlegungen sind die Vertreter übrigens bei Weitem nicht allein. Es gab schon zahlreiche Studien, die belegen, dass ein Großteil der erteilten Hausaufgaben keinen direkten Lerneffekt bei den Schülern hervorrufen. Dies besagt unter anderem eine Studie der TU Dresden (Johann Gängler) aus dem Jahr 2008, die noch viel weiter geht und behauptet: „Hausaufgaben sind nur ein pädagogisches Ritual“.

 

Professionelle Unterstützung beim Projekt der SV soll durch den Professor der Universität Kassel, Herrn Prof. Frank Lypowski, und die Studentin Karolin Michalski gewährleistet werden. Sie sollen auch drei Befragungen der Projektklassen durchführen, die zeigen sollen, ob und inwiefern sich die Hausaufgaben verändert haben. Außerdem soll laut Konzeptpapier der SV auch ein „Hausaufgaben-Tagebuch“ geführt werden, um die Resultate am Ende des Projekts besser auswerten zu können. Die anderen Klassen des Jahrgangs dienen hierbei als Kontrollklassen.

 

Laut neuesten Informationen ist der Start des Projekts so gut wie gesichert, nachdem die SV eindringlich mit Herrn Becklas am Dienstag darüber beratschlagt hat. Lediglich die Lehrer des Jahrgangs 9 sollen noch im Zuge einer Konferenz über das Projekt detailiert informiert werden. Also kann die SV wohl noch sehr zeitnah zusammmen mit der Schulleitung, den Lehrern, Herrn Lypowski und Frau Michalski den Startschuss für das „Projekt: Hausaufgaben“ geben.

 

Das Ergebnis und die Ausdehnung auf andere Klassen oder Kurse steht wohl noch in den Sternen, doch vielleicht können durch dieses Projekt die Lehrer, die sich um die Entlastung ihrer Schüler bemühen (die gibt es durchaus zahlreich) unterstützt werden, und die Schüler nehmen das Projekt hoffentlich sehr ernst, denn es soll ihnen helfen ihr Leben ein wenig stressfreier gestalten zu können. Dies kann aber nur funktionieren, wenn sie sich selbst aktiv am Projekt beteiligen.