Schüleraustausch mit Schwedens „Bästa skolan“

Michael Kräbs, Koordinator für den Schüleraustausch nach Finnland und Schweden (4.6.2007)

Gespannt fuhren 8 Schüler/innen und ein Lehrer 15 Stunden nach Norden in die heimliche Hauptstadt Schwedens: Göteborg. Denn nachdem die schwedische Austausch-Schule aus Ale (knapp 30 km nördlich von Göteborg) Kassel schon im März besucht hatte, waren jetzt wir an der Reihe. Weit aufs Land verstreut, wunderten wir uns zuerst über die weiten Schulwege. Aber in Schweden ist alles weit… besonders die Natur! Nur das Meer ist nicht weit, sondern ganz nah!

 

Im Linienbus fuhren wir schon am zweiten Tag auf die Festung und die Insel Marstand. Hier stellte sich das Schweden-„Feeling“ ein, genauso wie in Smögen! Diese Plätze wären ein ganzer Sommeraufenthalt wert gewesen… Doch wir hetzten weiter! Beim Äxteschleudern im Wikingerdorf von Nödingen konnten wir uns so richtig sportlich austoben. Auch das Baumstammweitwerfen hat uns gut gefallen, besonders den Sportklassenschülern…

Am besten aber ist die Stadt Göteborg selbst! Der Vergnügungspark Liseberg ist zwar sehr teuer, aber sein Geld wert. Und richtig lernen kann man im benachbarten Museum Universeum, das Pflanzen und Tiere(lebend!) aus vier Klimazonen bereit hält. Museen gibt es überhaupt sehr viele… und Kirchen. Sogar eine Fischkirche! Die Innenstadt selbst besticht durch ihre Kungsportanavenue, die der Champs Elysee vergleichbar ist. Da kann man sich so richtig wohlfühlen, wäre man nur zum Vergnügen da…. aber wir waren ja nicht zum Vergnügen da (!), sondern als Schüler/in, die Englisch sprechen und etwas über das schwedische Schulsystem lernen wollten. Und natürlich über die Schweden!

 

Nicht zum Vergnügen, sondern zum Lernen in Schweden!

Schon der erste Schultag überraschte: Der Regelunterricht beginnt um 08.25 Uhr. Eine ausgiebige Mittagspause teilt den Tag zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr. Der Tag endet in der Regel gegen 15.30 Uhr.

 

 
Zu schwedischen Impressionen…  

Vergleicht man die beiden Ganztagsschulen – Kassel und Ale – , so kann man Interessantes feststellen: Die Stundentafeln, das heißt der Pflichtunterricht, sind sehr verschieden. In Schweden würde man den Pflichtunterricht tatsächlich locker in vier bis fünf Stunden pro Tag verpacken können und trotzdem leistet man sich eine Ganztagesschule. Man „leistet“ sich eine Ganztagesschule darf man getrost wörtlich verstehen, denn man lässt sie sich etwas kosten! So gibt es für jeden Schüler in Schweden ein kostenloses Mittagessen in der schuleigenen Mensa. Das Ale-Gymnasium ist auch mit Computer und Internetanschluss in beinahe jedem Raum versehen. Und sehr lange muss man suchen, bis man ein Klassenzimmer findet, das keinen Beamer hat.Obwohl die Schule sehr groß ist, findet man keine „klassischen“ Flure, denn architektonisch geschickt wechseln sich Plätze unterschiedlicher Größen ab, die mal mit einem Bistro, mal mit einer Bühne und dann wieder mit Arbeitstischen ausgestattet sind; selbstverständlich mit Computer- und Internetanschluss. Jeder Schüler hat kostenlos einen großen Spind zur Verfügung, in dem er neben Büchern und Heften auch Schuhe, Wäsche und alles mögliche unterbringen kann.

 

 
…gehören Granitfelsen am Meer und …  
An jedem Tag gibt es mindestens zwei Stunden freie Arbeitszeit, in denen die Schüler/innen je unterschiedlichen Arbeitsaufträge oder Projekte bearbeiten können, unabhängig von einem bestimmten Unterrichtsfach. Diese freie Arbeitszeit wird nicht kontrolliert. Ein Lehrer steht immer als Ansprechpartner für mehrere Klassen und Stufen zur Verfügung. Die Schüler bekommen sogar Schulgeld für ihren Besuch und „Sitzenbleiben“ können sie nicht. Die Lehrer haben zwar nur etwa 15 Stunden Unterricht pro Woche, sie müssen aber 35 Stunden in der Schule verbringen, um als Ansprechpartner der Schüler zur Verfügung zu stehen. Hierfür stehen den Lehrern Büros bereit, die sie sich mit 2-4 Lehrkräften teilen. Diese Büros sind nicht nur mit einem Computer pro Lehrkraft ausgestattet, sondern auch je Lehrkraft mit einem Notebook; alle selbstverständlich mit Internetzugang. Hier ist dann ihr tatsächlicher Arbeitsplatz, 10 weitere Arbeitsstunden werden als „Heimarbeit“ verrechnet.

 
…das braune Schwedenholzhaus und…  

Besonders hervorzuheben ist das Demokratieverständnis innerhalb der Schule. So werden den Schülern/-innen Rechte eingeräumt, die in Deutschland nur der Personalrat hat. Beispielsweise bewerben sich neue Lehrer nicht nur beim Schulleiter, sondern auch bei der Schülervertretung! Die Schülervertretung befragt jeden Bewerber und teilt ihre Entscheidung dem Schulleiter mit. Ohne die Befragung der Schülervertretung kann keine Lehrkraft eingestellt werden.Wir staunten also nicht schlecht, als wir dies alles so nach und nach erlebten. Liegt hier der Schlüssel zum Pisa-Erfolg? Vielleicht sollten wir das auch einführen… Was meint ihr?

Gib Deine Meinung in unserer Rubrik „VOTE“ ab!