Sechs richtig Unwahrscheinliche

von unserem Redakteur Steffen Engelbrecht (25.11.2010)

„Für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass ich am Montag noch mal in die Schule komme, macht doch bitte noch die Hausaufgaben.“ So beendete Mathematik- und Physiklehrer Christian Dockhorn den Mathematikunterricht seines Grundkurses 13. Ist dieser Kurs wirklich so schlecht, dass Herr Dockhorn keine Lust mehr hat zu unterrichten oder gab es einen anderen Grund, dass er nach dem Wochenende nicht mehr in die Schule kommen wollte?

 

 

 Immer mittwochs und samstags – Lottofee Franziska Reichenbacher

(Quelle: Zeit.de)

 

Tatsächlich ist weder Herr Dockhorns Motivation am Ende, noch ist der Kurs zu schlecht. Nein. Herr Dockhorn rechnete lediglich mit dem Unwahrscheinlichen. Man könnte auch sagen dem Unwahrscheinlichsten. Im Zuge der Unterrichtseinheit Stochastik behandelt der Kurs hypergeometrische Wahrscheinlichkeitsverteilung. Eine realitätsnahe Aufgabe ist eben auch das Rechnen mit dem Lotto 6 aus 49.

 

 
   

Doch hat sich der Kurs verrechnet, dass sie es bei der unwahrscheinlichen Wahrscheinlichkeit von 1 zu 140 Millionen, die von der Werbung angegeben werden, noch immer am Lotto teilnehmen? Im Gegenteil. Das Projekt hat vielmehr auch einen lehrreichen Charakter. Herr Dockhorn: „Ich strebe mit dem Lottospielen an, dass sich meine Schüler dadurch ernsthafter mit dem Lotto-Spiel als Repräsentanten einer hypergeometrischen Wahrscheinlichkeitsverteilung befassen und an einem Beispiel sehen, dass Inhalte des Mathematikunterrichts auch in der ‚realen Welt‘ eine Rolle spielen. Außerdem macht es mir einfach Spaß, mit einem Kurs mal so etwas zu machen.“

 

 

 Die Wahrscheinlichkeit an einem Tag

bei einem Autounfall in Deutschland 

zu sterben (Quelle: Spiegel.de)

1 zu 15000

 

Ein Lottogewinn ist statistisch gesehen zwar wahrscheinlicher als vom Blitz getroffen zu werden, aber dennoch recht unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz schien der Nervenkitzel auf den Millionengewinn, der durchschnittlich  5243931,60 Euro beträgt, größer zu sein. Hätte die Klasse wirklich gewonnen, wäre der  Gewinn gleich unter den 22  Zockern aufgeteilt worden. Dieser Satz impliziert leider schon, dass es nichts wurde mit dem Traum von den Millionen. Der Einzige, der nicht mitgespielt hat ist Musa Karadag: „Am Ende bin ich der Einzige, der sich freuen kann.“  Angesichts einer Wahrscheinlichkeit, die geringer ist, als an einem Hundebiss zu sterben (1 zu 40 Millionen) vielleicht doch vernünftig. Lediglich zwei Schüler hatten zwei der sechs gezogenen Zahlen richtig.

 

In einer Sache konnte sich der Kurs aber sicher sein. Bei 22 Mittippern hätten garantiert nicht alle vergessen den Gewinn abzuholen.  Dennoch  geschah dies  in Nordrhein-Westfalen, wo es seit dem 22. September dieses Jahres einen Lottogewinner gibt, der bis heute noch nicht seinen Gewinn von 8,2 Millionen Euro abgeholt hat.