Theaterkritik – Hass und Liebe

(11.05.2001 17:22)

„Hass ist die sehr starke Abneigung gegen jemanden. Liebe ist die sehr starke Zuneigung zu jemanden.“ (Definition laut Wörterbuch). Die Theater-AG der Jahrgänge 9 und 10 der Goetheschule hat diese beiden Motive in ihrem Stück „Hass und Liebe“ in Anlehnung an Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ letzte Woche sehr überzeugend aufgearbeitet.

Die reiche Porzia sucht nach dem Tode ihres Vaters verzweifelt einen Mann, weil sie das Vermögen ihres verstorbenen Vaters nur erhält, wenn sie verheiratet ist. Doch die, von ihrem Vater testamentarisch festgelegte Probe, die den Freiern gestellt wird, besteht keiner der reichen, arroganten Bewerber und so bleibt es Porzia verwehrt einen Ehemann zu finden. Bis Bassanio, ein Freund des reichen, venezianschen Kaufmannes Antonio, davon erfährt und beschließt die Probe auf sich zu nehmen, um Porzia für sich zu gewinnen.

Für die edle Kleidung, um standesgemäß auftreten zu können, will sich Bassanio von Antonio 3000 Skudi leihen. Da dieser aber derzeit kein Bargeld hat, weil alle seine Schiffe ausgelaufen sind, tritt er als Bürge für seinen Freund ein und nimmt einen Kredit bei seiner Erzfeindin Sivia auf.

Silvia knüpft an den Kreditvertrag jedoch eine teuflische Bedingung, die von Antonio verlangt, wenn er nicht rechtzeitig zahlen könne, dass sie sich ein Stück Fleisch aus seiner Brust schneiden dürfe. Bassanio besteht die Probe als einziger und verlobt sich so mit Porzia.

Allerdings kehren Antonios Schiffe nicht rechtzeitig zurück und er gerät in Zahlungsschwierigkeiten. Daher fordert Silvia die Einlösung der von ihr gestellten Bedingung. Porzia gelingt es aber durch eine List auf der Gerichtsverhandlung vor dem Doge von Venedig Antonios Schicksal abzuwenden.

Auch das zweite Shakespeare Stück in diesem Jahr an der Goetheschule war ein voller Erfolg. Die Theater-AG hat ihr Stück in zeitgenössischen Kostümen überzeugend dargeboten und einen hohen Grad an schauspielerischer Präzision bewiesen. Die Aufführung blieb weitgehend verschont von üblichen Flüchtigkeitsfehlern im Schultheater wie z.B. zu leisem Sprechen.

Eine sehr facettenreichen Rollenverteilung und gut ausgeprägte Einzelcharaktere ermöglichten es der Gruppe dem Zuschauer viel Witz, Gefühl und Tragik deutlich zu vermitteln.

Mit begeistertem Applaus würdigte das Publikum die gelungene Premiere am Dienstag, den 8. Mai nach 90 Minuten Spieldauer. Bravo!