Umlauf sprach mit der Leiche

(17.11.2002 23:34)

Interview mit Amira D., die in dem Fernsehfilm «Tödliches Vertrauen» in einer kleinen Rolle mitwirken durfte.

Unser Kassel-Krimi !

Umlauf: Wie kam es, dass du im «Kassel-Krimi» mitwirken durftest?

Amira: Das ist eine lange Geschichte. Meine 20-jährige Schwester und ihre Freundin haben in der Zeitung eine Anzeige zum Casting des Films entdeckt. Die beiden haben sich natürlich sofort beworben, wurden aber leider nicht angenommen. Als meine Schwester schließlich erfuhr, dass sie dringend noch eine 10-16jährige Leiche benötigten, schlug sie sofort mich vor und brachte mir noch einen Bewerbungsbogen mit, den ich schnellstmöglich ausgefüllt und mit einem Foto versehen zurückgeschickt habe. Gleich am nächsten Abend bekam ich einen Anruf von der Regisseurin, ob ich denn noch an der Rolle interessiert sei. Ich habe natürlich sofort zugesagt.

So sah die Leiche aus

Umlauf: Du hast also eine Leiche gespielt?

Amira: Ja, aber ich wurde auch noch im Burger King eingesetzt und musste eine Runde durchs Polizeipräsidium laufen. Dabei bin ich natürlich nicht gut zu sehen. Und wenn ich ehrlich sein soll, musste ich zweimal hinschauen, um mich zu erkennen. Auf den Leichenfotos, die im Polizeipräsidium hängen, bin ich aber etwas deutlicher auszumachen.

Umlauf: Wieviel hast du für diese doch eher kleine Rolle verdient?

Amira: Als mir mein Lohn ausgezahlt wurde, war ich sehr erstaunt. Ich habe nämlich 400 Euro verdient.

Umlauf: Für so viel Geld, musst du ganz schön lange gedreht habe, oder?

Amira: Wir haben ziemlich lange für diese Fotos gebraucht. Dabei ging natürlich auch viel Zeit für das Schminken und Stylen drauf. Allein 2,5 Stunden saß ich in der Maske und eine Stunde in der Garderobe. Als ich mich dann aber im Spiegel sah, war ich kaum mehr wiederzuerkennen, denn die drei Stylisten und die Visagistin hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Von meinen Haaren, die ich mir extra noch gewaschen hatte, war nicht mehr viel zu sehen, sogar meine Hände und Arme waren geschminkt und mein Gesicht sah echt total gruselig aus. Insgesamt war ich ganze 13 Stunden am Set.

Umlauf: Und wie lief der ganze Dreh schließlich ab?

Amira: Das war wirklich eine aufregende Sache, denn alle waren echt nett zu mir. Wir haben dann viele Fotos im Wald gemacht. Doch da der Film schon letzten Winter gedreht wurde und es zu der Zeit natürlich sehr kalt war, wollten meine Augen wegen der Kälte einfach nicht aufhören zu tränen. Das war natürlich ein Problem, denn Leichen weinen schließlich nicht mehr. Der Fotograf und die Visagisten haben das dann aber doch irgendwie hinbekommen.

Umlauf: Das hört sich aber sehr stressig an.

Amira: Das war es auch. Am nächsten Tag in der Schule war ich echt total müde und genervt, da der ganze Dreh auch bis 5.30 Uhr morgens gedauert hatte.

Umlauf: Hast du einen der großen Stars getroffen?

Amira: Leider nicht viele. Lediglich Barbara Rudnik lief einmal total gestresst an mir vorbei. Hallo gesagt hat sie aber leider nicht, denn sie war ja auch schon einige Stunden zu spät dran.

Mein persönlicher «Star» war jedoch die Regisseurin, denn sie hat sich wirklich toll um mich gekümmert, obwohl sie eigentlich andere Sachen hätte machen können. Wusstet ihr zum Beispiel, dass «Tödliches Vertrauen» erst ihr zweiter Film war? Vorher war sie nämlich für die Ausstattung der Drehorte und für die Betreuung der Kinder zuständig. Nachdem sie dann bei Castings helfen durfte, wurde ihr dann vor zweieinhalb Jahren ein Job als «Aushilfsregisseurin» bei einer Soap angeboten.

Umlauf: Danke für dieses Interview.

(Das Bildmaterial wurde dem Fernsehfilm entnommen.)