Zwischen Schein und Sein

von unserem Redakteur Martin Beinhoff (27.02.07)

Seit diesem Schuljahr gibt es auch an unserer Schule die Unterrichtsgarantie plus (U+). Das bedeutet, dass für fehlende Lehrer Studenten oder pensionierte Lehrer kurzfristig eingestellt werden. Doch wie ist es dazu gekommen? Das Problem entstand durch massive Unterrichtsausfälle z.B. bedingt durch Grippewellen, die durch unzureichendes Lehrpersonal nicht ausgeglichen werden konnten. Der kritische Punkt ist jedoch, dass fehlende Fachlehrer nicht ohneweiteres vertreten werden können. Am Anfang von U+ stand also das Ziel, dass kein Unterricht mehr ausfallen sollte – zur allgemeinen Begeisterung der Eltern, Lehrer und vielleicht auch Schüler.

 

Die Vorstellungen der Kultusministerin

 

Leider sieht die Realität anders aus. Ramona Hoppe, Schülerin des Goethe-Gymnasiums in der Jahrgangsstufe 10, weiß, was Unterrichtsgarantie plus bedeutet. Sie ist, wie viele andere der Meinung, dass Unterrichtsgarantie plus eine gute Idee ist, aber schlecht umgesetzt wird. Als besseres Beispiel verweist sie auf Russland, in dem es eine Selbstverständlichkeit ist, fehlende Lehrer des gleichen Fachs vertreten zu lassen.

 

 
Vertraut auf ihre Garantie: Kultusministerin Karin Wolff  

In Deutschland wirkt das wie ein Traum und doch ist Unterrichtsgarantie plus traurige Realität. Völlig zu Recht empört sich Ramona, dass sie bei gerademal 20 Vertretungen nur in einer etwas gelernt habe. Damit steht sie nicht allein, denn andere Schüler erwägen, ob sie nicht einfach nach Hause gehen sollten, weil U+Käfte keinen qualitativ guten Unterricht machen würden. Statt vernünftigem Unterricht werden Schülern Aufgaben zu alten Themen gegeben, um diese zu vertiefen. Dabei werden sie meist eher beaufsichtigt, denn wie soll z.B. ein Germanistik-Student, der nicht für den Mathematik-Unterricht qualifiziert ist, den Schülern so etwas beibringen. Das Gute an der Sache ist, dass Schulen wie das Goethe-Gymnasium, das direkt in der Nähe einer Universität liegt, sich von dort leicht entsprechende studentische Lehrkräfte anwerben können.

 

 

 
Müssen bald Schüler Schüler unterrichten?  

Die Eltern, die sich früher darüber beschwert haben, dass ihre Kinder durch Lehrerausfall ganze Tage zu Hause bleiben, sind jetzt skeptischer und vermuten, dass ihre Kinder auch nicht mehr lernen. Ist U+ also nur ein große Täuschungsmanöver der Landesregierung für die Eltern? Sollten wir für das Recht auf Bildung auf die Straße gehen und für eine umfassende Unterrichtsversorgung protestieren? Ist Unterrichtsgarantie plus nur eine billige Masche oder können wir irgendwann wirklich aufatmen?