7 Tage ohne meine rechte Hand

von unserer Redakteurin Christine Phieler (13.05.2009)

Zuerst sollte ich wohl klarstellen, dass ich Rechtshänderin bin, und zwar eine von der Sorte, die sich mit Links nicht mal vernünftig ein Brot schmieren kann (dachte ich zumindest immer). Im Anschluss berichte ich über meine Zeit, die ich ohne meine rechte Hand verbracht habe. Eine Woche ist es nicht ganz geworden, sondern nur vier Tage, aber schon vier Tage mit nur einer Hand, und dann auch noch meiner Linken, haben mir wirklich gereicht. Ich habe bei meinem Selbstexperiment aber auch Positives erkannt, zum Beispiel, dass ich doch nicht ganz so ungeschickt mit meiner linken Hand bin, wie ich immer gedacht habe.

 

So sah es aus, wenn ich in Mathe mitgeschrieben habe…

 

 

Tag 1:

Meine morgendlichen Rituale habe ich erstaunlicherweise gut alleine und nur mit meiner linken Hand gemeistert. Zwar hat alles etwas länger gedauert (wie eigentlich alle anderen Aktivitäten auch) und der halbe Inhalt meiner Shampooflasche hat sich in der Dusche verteilt, aber für 6:30 Uhr am Morgen, und das an meinem ersten Tag ohne rechte Hand, hat es doch ganz gut funktioniert.

In der Schule stand ich dann vor meinem ersten wirklichen Problem: Mitschreiben im Unterricht! Grobmotorisch, wie ich mit meiner linken Hand bin, sollte ich im Unterricht Bilder von der Tafel abmalen und Texte schreiben. Viel erkennen kann man nicht, und zeitweise hatte ich den starken Drang einfach mit der rechten Hand weiterzuschreiben. Disziplin war also angesagt!

Weitere Erkenntnisse des ersten Tages: An der Supermarktkasse wird man schräg angeschaut, wenn man sich abmüht mit einer Hand das Geld aus dem Portemonnaie zu befördern, während die andere Hand in der Hosentasche verweilt; es ist durchaus von Vorteil eine nette Sitznachbarin zu haben, die einem ihre Aufzeichnungen in Mathe kopiert, wenn man seine eigenen nicht lesen kann und außerdem ist es fast unmöglich (zumindest für mich) eine Banane mit nur einer Hand zu schälen.

 

Tag 2:

Gestern war es noch lustig, aber heute nervt mich der Verzicht auf meine rechte Hand schon. Alles dauert länger, es ist ziemlich mühselig und viel zu oft bin ich auf fremde Hilfe angewiesen. Manchmal benutze ich die rechte Hand auch, ohne dass ich es in dem Moment merke. Vorhin habe ich mir zum Beispiel einen Zopf gemacht und erst danach ist mir aufgefallen, dass ich meine rechte Hand benutzt habe.

Manchmal schläft meine Hand auch ein. Mal sehen wie lange ich noch durchhalte.

 

Tag 3:

Heute habe ich geschummelt. Ich musste neues Shampoo kaufen, da meines ja am ersten Tag ohne meine rechte Hand in der Dusche gelandet ist, und an der Kasse hatte ich dann ehrlich gesagt keine Lust das Geld wieder nur mit der linken Hand aus dem Portemonnaie zu kramen, was wirklich nicht so einfach ist. Da habe ich ganz kurz mal meine rechte Hand zur Hilfe genommen. Aber noch gebe ich nicht komplett auf. Auch wenn ich eigentlich wirklich keine Lust mehr habe, sehe ich schon einen kleinen Erfolg: Ich habe das Gefühl, dass das Schreiben mit der linken Hand schon besser klappt als am Anfang. Zwar schreibe ich manchmal die Buchstaben immer noch falsch herum aber ich glaube, man kann mein Geschriebenes mittlerweile besser lesen als zu Beginn.

 

Tag 4:

Abbruch! Heute Morgen habe ich noch durchgehalten, aber in der Schule hatte ich dann einfach wirklich keine Lust mehr. Das Schreiben mit der linken Hand ging mir einfach zu sehr auf die Nerven. Jetzt bin ich froh meine rechte Hand wieder benutzen zu können. Aber eins fällt mir auf: Ich benutze immer noch bei vielen Dingen die linke Hand, bei denen ich vor meinem Selbstexperiment noch die rechte Hand benutzt habe. Mal sehen ob das so bleibt.

 

3 Tage danach: Ich habe mich größtenteils wieder auf meine rechte Hand umgestellt und benutze sie auch wieder bei den meisten Dingen. Aber manchmal denke ich immer noch: „Oh Mist, du benutzt gerade deine rechte Hand!“, bis mir dann einfällt, das mein Selbstexperiment ja schon längst wieder zu Ende ist.