7 Tage ohne Zucker

von unserer Redakteurin Lea Techen (24.05.2009)

Lange habe ich es vor mir hergeschoben: eine Woche ohne Zucker. Ich, die sich niemals auch nur einen Tag gesund ernährt, die immer Hunger hat und ohne Süßes nicht überleben kann. Können wir uns das überhaupt noch vorstellen? Für fast 7 Millionen Diabetiker in Deutschland ist es Alltag. Aber wie schwierig ist es wirklich von einem auf den anderen Tag ganz auf den Süßstoff zu verzichten?

 

Meiner Meinung nach ein guter Grund um aufzugeben: das süße Paradies

 

Der erste Morgen beginnt schlecht: kein Müsli, kein Toast mit Nutella – ich esse Haferschleim. Die Bissen gehen schwer runter, der Brei klebt mir im Hals, ich schmecke nichts und in meinem Hinterkopf formt sich schon jetzt das Wort „aufgeben“.

In der Schule fällt mir auf, dass ich eine Flasche Apfelschorle mitgenommen habe, laut Etikett beinhaltet diese aber 32,5 g Zucker. Allein mit 90g Zucker kommt ein Erwachsener am Tag zurecht und diesen nimmt er nur in Form von Lebensmitteln auf. Während mein Freund nachmittags zum Berliner greift, muss ich an einem Apfel knabbern.

 

Schon am zweiten Tag schlafe ich in den letzten beiden Stunden Unterricht fast ein, obwohl ich nachts genügend Schlaf hatte. Energie bekommt unser Körper durch Zucker, kein Wunder also, dass ich Chemie nur zur Hälfte mitbekomme.
Statt zu meinen Schokoriegeln zwischendurch greife ich jetzt zum Apfel oder der Banane. Die haben zwar auch Zucker, aber in Form des „gesunden“ Fruchtzuckers. Morgens bin ich mittlerweile auf Naturjoghurt mit Banane umgestiegen.

 

Am Nachmittag des dritten Tages muss ich meinen Milchkaffee mit dem meiner Freundin tauschen – wie immer hatte ich zwei Tütchen Zucker hinein geschüttet. Auf Eis, Kuchen oder Kekse muss ich ganz verzichten. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt.
Die ganze Zeit muss ich ans Essen denken, beachten was ich zu mir nehmen darf und was nicht, lese mir immer wieder die Zutaten der einzelnen Lebensmittel durch. Nie hätte ich gedacht, dass meine Gedanken sich so intensiv mit dem Thema Süßigkeiten beschäftigen könnten. Der Schmerz geht vom Kopf in den Bauch, der mich um wenigstens ein kleines Bonbon anfleht. Allerdings denke ich kaum ans Aufgeben, jetzt, wo ich doch schon drei Tage dabei bin, will ich auch den Rest der Zeit schaffen.

 

Vierter Tag. Meine beste Freundin feiert Geburtstag. Ich stelle mich darauf ein mit einem Mineralwasser den Abend auf der Couch zu verbringen, während die anderen sich mit Chips, Gummibärchen und Schokolade den Bauch vollschlagen und Alkohol trinken.
Bier mit Cola oder Limonade, Fruchtbowle, Likör – alles hat Zucker.
Im Partygeschehen angekommen, sehe ich nur noch den Tisch mit tausend Leckereien, rieche die Pizza und sehe die Cola vor mir. Mein Kopf verbietet es mir, doch mein Bauch befiehlt meinen Händen zuzugreifen.Ich überlege einen Moment und beschließe aufzugeben. Schnell mache ich noch ein Foto, als Beweis des unüberwindbaren, süßen Hindernisses.

 

Schon stürze ich mich auf alles – wild durcheinander genieße ich die leckersten Süßigkeiten. Eine Hand voll Chips macht mich plötzlich unbeschreiblich glücklich. Schokoladenriegel, Gummibärchen, Fruchtbonbons, nochmal Chips, Schokopudding, Cola, Eistee. Nach fünf Minuten muss ich allerdings eine Pause einlegen, da mir ein bisschen schlecht wird.

 

Am nächsten Morgen begreife ich erst richtig, dass mein Selbstversuch gescheitert ist und ich nicht erreichen konnte, was ich mir vorgenommen hatte. Ein bisschen enttäuscht bin ich schon von mir, nicht einmal 7 Tage ohne meinen geliebten Süßkram ausgekommen zu sein. Aber es waren ja nicht nur die Süßigkeiten – Cola, Saft, Toast, Marmelade – sogar in Nudeln, Soßen und fast allen Fertigprodukten ist Zucker.
Ernährungsberater meinen zwar, dass eine Ernährung mit wenig Zucker durchaus gesund sein kann, und das ein Großteil der Deutschen unbewusst abhängig nach dem Süßstoff ist, doch ich möchte mir meine Wunschernährung nicht nehmen lassen.