A Christmas Carol

(15.12.2000 16:40)

Am Freitag, dem 8.12.2000 um 20 Uhr, wurde im Staatstheater Kassel das Stück „A Christmas Carol“ von Charles Dickens in Originalsprache aufgeführt. Es geht in diesem Stück, das in der Vorweihnachtszeit spielt, um einen geizigen, kaltherzigen, alten Mann namens Ebenizer Scrooch. Mr. Scrooch ist so geizig, dass ihm die Kohle für den Ofen zu teuer ist und er lieber seinen Angestellten frieren lässt, als das Feuer zu entzünden. Er ist pedantisch und unfreundlich und vor allem hasst er Weihnachten. Scrooch ist, was man einen „alten Griesgram“ nennt. Resignierend geht er an bettelnden Leuten auf der Straße vorbei und von weihnachtlichen Spenden für Bedürftige hält er gar nichts. Die Einladung seines Neffen zum Weihnachtsessen lehnt er ab, weil er vermutet, dass alle hinter seinem Vermögen her sind. Vom weihnachtlichen Flair seiner Umgebung bekommt der einsame Mann nichts mit.
Doch des Abends tritt sein verstorbener Geschäftspartner als Geist zu ihm, um ihn zu warnen. Er sollle sein Leben verändern, wenn er nicht dahin kommen will, „wo es wirklich heiß ist“. Daraufhin treten drei weiter Geister zu ihm. Der Erste zeigt ihm Szenen aus seiner Vergangenheit; wie er sich mit seiner Schwester freut Weihnachten im Kreis der Familie zu feiern, wie er mit seinem Kommilitonen und Mädchen am Weihnachtsabend tanzt, aber auch wie ihn seine Freundin verlässt. Der zweite Geist zeigt ihm wie trostlos die Gegenwart ist; wie sein Angestellter mit seinem kranken Kind und seiner Familie am spürlich gedeckten Tisch feiern muss, wie sein Neffe sich mit seinen Freunden über ihn lustig macht und seine ehemalige Freundin mit ihrem Mann feiert. Scrooch erlebt die Szenen mit und sieht seine Fehler.
Dann erscheint der letzte Geist, der Sensenmann, der zeigt ihm wie grauenvoll die nahe Zukunft aussehen kann: wie sich Arme schadenfroh über seinen Hinterlass hermachen, wie sich Unbekannte und sein Neffe und dessen Frau recht unberührt über sein Ableben unterhalten und wie die Familie seines Angestellten über den Tod ihres kranken Sohnes trauert. Scrooch bekommt Angst, er fürchtet sich vor dem Tod. Doch am nächsten Tag bekommt er die Chance sein Verhalten zu verändern. Und die nutzt er auch. Er grüßt seine Mitmenschen auf der Straße, lässt seinem Angestellten anonym ein Weihnachtsmahl zukommen, schickt ihn Kohle kaufen und nimmt die Einladung seines Neffen an. Letztendlich tritt er mit einem Schmunzeln im Gesicht der weihnachtlichen Welt entgegen und wünscht: „Frohe Weihnachten!“
Dieser alte, griesgrämige Mann wurde von seinem Darsteller hervorragend gespielt. Nicht nur der Tonfall stimmte, auch die Körpersprache war eindrucksvoll. Eine große Leistung des Schauspielers, der als zunächst verbitterter, resignierter, dann verängstigter und schließlich lebensfroher Darsteller ein Repertoire an Gestik und Mimik zeigte, das selten zu sehen ist.
Ein großes Lob auch an die anderen Schauspieler, die unterschiedliche Rollen zu spielen hatten und an die Masekenbildner, Bühnen- und Musikgestalter, die dem Stück die weihnachtliche Atmosphäre einhauchten.
Ganz besonders bemerkenswert war auch, dass die Schauspieler Englisch nicht „herunter rasselten“, um zu zeigen, wie gut sie es beherrschen, sondern deutlich und in einem angemessenem Tempo sprachen, so dass es leicht verständlich war, auch für die zahlreichen Schüler im Publikum.
Eine wirklich gelungene Darbietung des Staatstheaters Kassels. Also dann: „Frohe Weihnachten!“