Alles auf Zucker

Von unserer Redakteurin Desiree Steppat (31.01.2005 22:33)

Der neue Film von Regisseur Dani Levy „Alles auf Zucker“ ist eine sarkastische Auseinandersetzung mit seiner eigenen Religion. „Endlich lacht man mit, nicht über uns“, sagt Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, über die jüdische Filmkomödie „Alles auf Zucker!“.

Jaecky Zucker (eigentlich Jakob Zuckermann), gespielt von Henry Hübchen ist in ernsthaften Schwierigkeiten

Dani Levy geht die Themen Bruderstreit, Verlierer der Wende und krasse Kulturunterschiede mit einer ironischen Leichtigkeit an, das man die ernsten Probleme, die sich dahinter verstecken, ganz verdrängt. Was nicht wirklich ein Kritikpunkt ist. Wenn man den Film „Alles auf Zucker“ mit einen Wort beschreiben müsste, würde es auf jeden Fall ein altes jüdisches sein: Schlamassel!
Fast schamlos macht sich Jaecky Zucker (eigentlich Jakob Zuckermann), gespielt von Henry Hübchen, über jüdische Sitten und Gebräuche lustig. Dani Levy ist wohl der erste Regisseur, der sich traut Tabus zu brechen. Und man nimmt es ihm in der jüdischen wie in der nicht jüdischen Welt nicht übel, denn er macht seinen Job gut und hat wahrscheinlich einen der besten deutschen Filme dieses Jahres veröffentlicht.

Jaeckie Zucker (Henry Hübchen) und seine Frau (Hannelore Elsner)

Jaecky Zucker, ein krankhafter Spieler und ehemaliger DDR-Sportreporter steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Seine Frau Marlene (Hannelore Elsner) schmeißt ihn raus und will sich scheiden lassen. Der Gerichts- vollzieher, ein Polizist und sein Sohn in Gestalt seines Gläubigers stehen vor der Tür und wollen abkassieren. Zu Jaeckys Rettung findet gerade an diesem Wochenende das mit 100.000 Euro dotierte European Pool Turnier in Berlin statt. Alles scheint gerettet, doch da stirbt Jaeckys Mutter, mit der er seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr gehabt hat. Das heißt erben. Aber das wird Jaecky nicht so einfach gemacht. Er muss sich zunächst mit seinem Bruder Samuel (Udo Samel) versöhnen und nach gut jüdischer Tradition die Mutter bestatten. Das hört sich einfach an, doch für den eingefleischten Kommunisten Zucker, der seit ewigen Zeiten mit seinem Bruder in Streit liegt, ist es beinahe unmöglich. Schon gar nicht, weil er sein Pool-Turnier um keinen Preis versäumen will.

Der Tod der Mutter wird betrauert

Als der Bruder mit seiner Sippe ankommt, prallen zwei Kulturen aufeinander. Jaeckys zurückgekehrte, nicht-jüdische Ehefrau versucht mit einem „Jüdisch-Crashkurs“ die Traditionsdefizite ihres Mannes auszugleichen. Während der vorgeschriebenen 7-tägigen Totenwache der „shiva“ müssen sich Jaecky und sein Bruder aussprechen, doch Jaecky findet immer weitere Deckmäntel um nebenbei am Pool-Turnier teilzunehmen. Dabei verstrickt er sich immer mehr in Lügen, bei denen er die Hilfe seiner Tochter braucht, mit der er auch zerstritten ist. Die Situationen werden immer verworrener, und es eröffnen sich dunkle Familienabgründe, die Jaecky mit gewohnt trockenem Humor nimmt. Und warum alles im Krankenhaus endet, das erfährst du nur, wenn du dir den Film ansiehst.

Ein Film über Juden, einfach lachhaft!

Für Juden und Nicht-Juden ein gleichermaßen unterhaltsamer Film. Durch „Berliner-Schnauze“ und „Jüdische Gebrabbel“ werden beim Zuschauer viele Lacher herausgekitzelt. Es ist schön, ohne ein schlechtes Gewissen einmal über die, übertrieben dargestellte, jüdische Lebensweise lachen zu können. Besonders in Deutschland gibt es bei diesem Thema eine große Hemmschwelle. Doch Dani Levy lädt regelrecht dazu ein. Es ist ein Genuss Jaecky Zucker zuzusehen, wie er von einer Katastrophe in die nächste stolpert.

Mein Fazit lautet daher: wer diesen Film nicht gesehen hat, verpasst eine intelligente Komödie der Kulturen.