Droge Verwöhnung – Plädoyer für eine andere ErziehungAntwort zum Artikel „Schlaffis und Jammergestalten“ von Albert Wunsch

Von Mareike Schultheis (Klasse 11) (06.04.2001 19:46)

In den meisten Gesichtspunkten stimme ich dem Artikel zu. Auch in einigen Familien meines Freundeskreises wird auf das Austragen freier Konflikte verzichtet. Die Kinder werden entweder von Anfang an „in Watte gepackt“ oder können machen, was sie wollen. Auch konnte ich beobachten, wie die Erfüllung von Wünschen das Anspruchsdenken fördert. […]
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Auch z.Zt. des 19. Jahrhunderts hatte der Erzieher seine Zöglinge nicht immer „im Griff“!
(Ausschnitt aus: Ferdinand-Georg Waldmüller: Dorfschule, 1867)

Ein zentraler Punkt ist die Maßlosigkeit an Geschenken und Süßigkeiten. Es spricht nichts dagegen, einem Kind auch mal zwischendurch ein Geschenk zu machen. Aber müssen das teure Geschenke sein? Mit einer Kleinigkeit kann man auch eine Freude machen und die teureren Sachen können doch schließlich bis zu einem gewissen Anlass (Weihnachten, Geburtstag) warten. […]

Am schlimmsten finde ich es, dass ich dem Autor auch betreffend der zukünftigen Generation zustimmen muss. In meinem Bekannten und Freundeskreis habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder, die alles bekommen ohne dass sie den Mund aufmachen müssen, schnell sehr faul werden. Sie sind kraftlos und missmutig und viele hatten auch „keinen Bock zu arbeiten“. Sie drifteten ab und begannen sich in den „falschen Kreisen “ aufzuhalten. Auch in der Schule gaben sie sich weiter keine Mühe. „Papa macht das schon!“

Vor allem verloren diese Jugendlich ganz schnell den Bezug zum Thema Geld. Da die Eltern ihnen wirklich jeden Wunsch von den Augen ablasen, und auch immer für Verschlissenes Ersatz gesorgt wurde, hatten diese Jugendlichen gar keine Vorstellung mehr davon, wie teuer irgendwelche Gegenstände sind. Ich kenne wirklich nicht viele Jugendliche, die 400 Mark im Monat nur für sich zur Verfügung haben. Und „zur Verfügung haben“ heißt, dass davon keine Schulsachen oder Kleidungsstücke gekauft werden mussten. Wenn dann in ihrem Freundeskreis jemand nicht mit ins Kino kam, weil das Taschengeld nicht reichte, wurde er schnell ausgegrenzt.

In meiner eigenen Erziehung bin ich mit Sicherheit nicht übermäßig verwöhnt worden. Natürlich hat mein Vater mir von seinen Reisen immer eine Kleinigkeit mitgebracht bzw. auch meine Mutter brachte mal etwas Besonderes mit. Aber sie versuchten immer, mich auf dem Boden der Tatsachen zu halten und sagten auch mal ‚nein‘, wenn etwas unpassend war. Außerdem erklärten sie mir schon früh, wie ich mit meinem Geld umzugehen hatte. Wenn aber nach einem halben Monat kein Geld mehr da war, gab es auch kein neues. Genauso lief es mit anderen Dingen. Meine Eltern ließen mich erst einmal immer selber probieren, bevor sie einschritten und mir halfen.

Und das war auch gut so. Heute bin ich meinen Eltern sehr dankbar, denn ich selbst sehe mich in der Lage eigene Problem auch selbst zu lösen.
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