Bob DylanLove And Theft

(Musik)

Der Meister ist nach vier Jahren zurück. Nachdem schon das letzte Album ?Time Out Of Mind? Dylan in sehr guter Stimmung zeigt, scheint er mit ?Love And Theft? noch einen drauf zusetzten.

Der in den sechziger Jahren als politischer Protestsänger verehrte Folkpionier huldigt mit seinem neuesten Werk vor allem historischen Musikstilen wie Country-Swing, Blues und Rockabilly. Das Album stellt eine Hommage an längst verstorbene Musiker und ihre Lieder dar. Der mittlerweile selbst zur Legende gewordene Dylan verbeugt sich vor Musikern der Zwanziger- und Dreißigerjahre wie Charlie Patton, Chubby Parker oder Blind Lemon Jefferson. Dies geschieht in einer ihm typischen Intensität, an die kaum ein anderer zeitgenössischer Musiker anknüpfen kann.

Dylan ist einfach mehr als ?BlowinZ In The Wind? oder ?Mr. Tambourine Man?. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten für die aktuelle Popmusik an sich zeigt, dass er von seinem Können nichts verloren hat und sich selbstredend weiterentwickelt hat.
Auf dem 43. Album legt Dylan auch endlich selbst Hand an die Mischpultregler und versucht sich als Produzent. Ein durchaus gelungenes Unterfangen, da die neue Platte in einem wirklich klaren und kraftvollen Soundgewand daherkommt.

Außerdem klingt die Platte jetzt endlich so, wie Dylan es wirklich wollte. Wurden nahezu alle bisher erschienen Platten im Klang von dem jeweiligen Produzenten mitbestimmt, kann man jetzt endlich erkennen, wie ein Bob Dylan Album zu klingen hat. So ist seine Stimme hier genauso rauh, wie man sie von seinen Konzerten kennt; es wurde nichts geglättet oder angepasst.

Eingespielt wurde das Werk von seiner Liveband, die das letzte Mal auf dem 74er Album ?Planet Waves? selber einspielen durfte. Die langjährige Erfahrung und Zusammenarbeit merkt man der Platte an jedem Ton an. Die Jungs harmonieren einfach perfekt, was bei der großen Anzahl an Liveauftritten des Meisters auch niemanden verwundern dürfte. Somit rockt und swingt die Platte an allen Ecken und Enden.

Dylan selbst bezeichnet die zwölf Stück der vorliegenden CD als Variationen von Bluesschema und Bluesmelodien. Letztendlich finden sich auf dem Album kraftstrotzende Bluesnummern wie „Lonesome Day Blues“ oder „Cry A While“. Diese steigern sich in „Summer Days“ zu einem Rockabilly, in dem Leadgitarrist Charlie Sexton voll zur Geltung kommt. „Floater“ wird von einer Geige verziert, „High Water“ wird mit Banjotönen versetzt und in den Cocktail-Balladen schwellen die Orgelakkorde von Augie Meyers. Besonders zu erwähnen ist die ergreifende Ballade ?Mississippi? , die Dylan vor vier Jahren komponierte und die er jetzt neu aufgenommen hat.

Dylans neue Songs könnte man als Montagen bezeichnen, da jedes Stück mit Dutzenden von Zitaten und Anspielungen versehen wurde. So zitiert der Meister Tennessee Williams, Hemingway, Shakespeare, William Blake und natürlich die Bluessänger aus dem Delta wie Blind Willie McTell oder Bukka White.

?Love And Theft? ist ein großes Album geworden, das alles bietet, was man von einem Meister seines Faches erwarten kann. Jedoch bleibt die Innovation aufgrund der Huldigung von klassischen Stilen auf der Strecke. Man merkt dem Album an, dass es Dylan Spaß machte, die Stücke einzuspielen. Die Gefühle des Meisters werden somit perfekt konserviert und sind es, Wert gekauft zu werden.