Der Umgang mit dem Tod

Von unserem Religionslehrer Herrn Kräbs (24.02.2003 23:30)

„Was ist eigentlich Aschermittwoch?“ heißt eine der häufigsten Fragen, die ich augenblicklich höre. Kurz und knapp bedeutet dieser Tag den Beginn der Vorbereitungszeit auf Ostern. Die Katholiken nennen diese Zeit „Fastenzeit“ und sie endet am Ostersonntag, dem höchsten christlichen Feiertag.

Das Ende der Narrenzeit heißt Aschermittwoch

Beim Ostersonntag geht es um Auferstehung und Leben, beim Aschermittwoch aber geht es um die Auseinandersetzung mit dem Tod. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich mache mir nicht wirklich gerne Gedanken über den Tod. Gerade der Tod von Menschen, die ich sehr lieb habe, fürchte ich sehr! Der Aschermittwoch versucht, mitten in der Spass- Gesellschaft daran zu erinnern, dass aber der Tod da ist. Klar ist der Tod immer in den Nachrichten, in den Videospielen oder im Kino gegenwärtig. Und der Tod schreckt einen nicht mehr: Er passiert ja immer nur den anderen. Aber am Aschermittwoch ist der Erinnerungstag daran, dass es jeden erwischen wird. Und das es kein Versprechen gibt, dass die anderen oder die alten Menschen zuerst dran sind.

Gute Vorsätze sind rar

Jesus hat sich in seiner 40-tägigen Fastenzeit mit dem Weg bis zu seinem Tod am Kreuz auseinander gesetzt. Die meisten von den Alltags-Christen missverstehen gern (und oft mit Absicht!) das Wort „Fasten“. Neun von zehn versuchen mehrmals im Jahr eine Fastenzeit einzulegen, um Gewicht abzunehmen. Wer dicklich ist – glaubt man -, hat schlechtere Karten beim anderen Geschlecht; und im Sport ist es meist ebenso!

Fasten im christlichen Sinn heißt jedoch: Verzicht zu üben, um einmal herauszufinden, was wirklich wichtig ist im Leben!

Ein Freund von mir isst und trinkt beinahe unverändert in der Fastenzeit, weil das Essen nicht sein schwacher Punkt ist. Also bemüht er sich, 40 Tage lang keine Musik, kein Radio, keine CD, keine Kassette zu hören. Klingt irgendwo dämlich, ist es aber auf dem zweiten Blick überhaupt nicht: Denn er setzt sich der Stille aus, um – nicht mehr betäubt vom Geduddel irgendwelcher Superstars – Gedanken klarer fassen zu können! Diese gewonnene Stille muss man erst einmal aushalten lernen! Worüber denkt man nach, wenn auf einmal Zeit und Raum dafür gewonnen werden? Welche Dinge sind zu klären, wenn die Ablenkungsmanöver von aussen fehlen? Und kann man etwas zum Sinn des Lebens bis Ostern herausfinden? Reichen da 40 Tage überhaupt dazu?

Geburtstage werden vorbereitet, Abiturfeste werd

en vorbereitet und das Weihnachtsfest wird durch die Adventszeit vorbereitet. Ist es da nicht auch vernünftig, sich über den Sinn des Lebens vor dem Tod klar zu werden? Selbst als Atheist?

Die katholischen Christen empfangen in ihrem Aschermittwochs – Gottesdienst ein Aschenkreuz auf die Stirn und den Hinweis des Priesters: „Denke daran, dass Du eigentlich nur Staub bist und irgendwann zum Staub wieder zerfällst!“ Keine wirklich schöne Nachricht, aber eine Grundwahrheit für jeden, gläubig oder nicht. Und wer selber einmal darüber nachdenken will, vielleicht sogar 40 Tage bis Ostern, der ist schon mitten drin im Fasten! Probiert es doch mal!

Michael Kräbs, katholischer Diakon und Religionslehrer an der Goetheschule