Ein hoher Preis für virtuelle Unsterblichkeit

Von unserer Redakteurin Christine Phieler (17.02.2008)

Die meisten halten es für absurd und völlig sinnlos, doch ein virtuelles Leben auch nach dem realen Tod scheint für sieben Jugendliche aus England wert gewesen zu sein, ihr Leben aufzugeben.

 

Eine Selbstmordserie Jugendlicher in der britischen Stadt Bridgend lässt viele Menschen nachdenklich werden. Innerhalb von einem Jahr brachten sich dort sieben Jugendliche um. Alle sieben kannten sich und alle waren Mitglieder der Internetseite „Bebo“. Nach ihren Selbstmorden bekam jeder von ihnen eine Gedenkseite, auf der Freunde Grüße hinterlassen konnten. Als Grund wird deswegen unter anderem vermutet, dass die sieben Jugendlichen sich wegen eben dieser „virtuellen Unsterblichkeit“ umbrachten. Doch ist das wirklich ein Grund sich umzubringen?

 

Selbstmord, ein heikles Thema

Die erste Reaktion der meisten Jugendlichen, wenn man sie fragt, ob sie es sich vorstellen könnten, sich wegen so etwas umzubringen, ist ein Lachen. Zwar ist mit diesem Thema nicht zu scherzen, doch wirklich ernst nehmen es viele erstmal nicht. Denn welcher Jugendliche will schon einfach so sein Leben beenden, nur um eine Gedenkseite von Freunden zu bekommen?

„Also ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass das der Grund sein soll, warum die sich umgebracht haben. Wer macht denn so was schon?“, antwortet eine Schülerin der 9. Klasse auf die Frage, ob sie die Jugendlichen verstehen könne, die sich vielleicht aus diesem Grund umgebracht haben. „Das ist doch Quatsch, man will doch was erleben! Wieso sollte ich mich also deswegen umbringen, wenn ich noch mein ganzes Leben vor mir habe“, erzählt sie weiter.

Ein anderer Schüler gibt an: „Wenn sie meinen, aber ich finde das ziemlich unlogisch. Jeder zweite Jugendliche hat sowieso seine eigene Homepage im Internet. Da sieht man doch, dass man für eine eigene Seite im Internet nicht sterben muss.“

Eigentlich kann sich keiner wirklich vorstellen, sich wegen einer Gedenkseite im Internet umzubringen, doch geklärt ist ja auch nicht, ob wirklich das der ausschlaggebende Grund für die Selbstmordserie war. Es gibt viel einfacherer Möglichkeiten, sich im Internet darzustellen und eine virtuelle Form der Unsterblichkeit zu erlangen. MySpace, SchülerVZ und andere lassen grüßen.