Facebook verschenkt Daten

von unserer Redakteurin Kirstin Appel (20.06.2010)

Facebook ist das größte soziale Netzwerk im Internet, Treffpunkt für Freunde, Verwandte und neue Bekanntschaften. In den letzten Jahren war es auf der Überholspur; während Mitgliederzahlen von anderen Netzwerken wie beispielsweise MySpace stetig sanken, stiegen die Mitgliederzahlen von Facebook innerhalb weniger Jahre auf etwa 500 Millionen Mitglieder. Doch nun gerät auch Facebook in Verruf.

 

Die Startseite von Facebook

 

Geht man heute in eine Klasse einer beliebigen Schule in Deutschland und fragt wer Facebookmitglied ist, wird wohl in nahezu allen Fällen über die Hälfte der Schüler die Hand heben. Neben Studenten und Schülern sind mittlerweile auch Lehrer, Prominente, Politiker und ganze Unternehmen in dem sozialen Netzwerk vertreten. Etwa 500 Millionen Mitglieder zählt es, was zuerst einmal sehr positiv wirkt: Man kann aus dem Blick verlorene Freunde wiederfinden, den Kontakt halten oder vielleicht sogar neue Kontakte knüpfen.

Doch auf den zweiten Blick fällt dem Beobachter auch die Gefahr ins Auge, welche der Umstand birgt, dass ein einzelnes Unternehmen so viele persönliche Daten verwaltet. Und gerade deshalb geriet Facebook auch die Kritik. Mitglieder, die anfangs blind auf die Geheimhaltung ihrer Daten vertrauten, werden nun misstrauisch. Doch Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg scheint der Datenweitergabe kein Ende bereiten zu wollen, im Gegenteil: Datenschutz sei nicht zeitgemäß, sagt er.

 

Seit Dezember sind sowohl Name, Geschlecht als auch Profilbild eines jeden Mitglieds öffentlich, während man diese zuvor noch vor allen nicht befreundeten Mitglieder geheim halten konnte. Außerdem werden persönliche Daten an drei ausgewählte amerikanische Unternehmen weitergegeben, damit diese sich auf jeden Internetbesucher einstellen können. So gibt Facebook beispielsweise Musikvorlieben sowie Namen der Mitglieder an den Musikdienst Pandora weiter, damit Pandora, sollte ein Mitglied die Internetseite aufsuchen, diese sofort auf den jeweiligen Besucher abstimmen kann.

 

Zudem wurde Anfang Mai bekannt, dass aufgrund einer Sicherheitslücke Nutzer die privaten Chats anderer Mitglieder lesen konnten. Entsetzt reagierte darauf Ann-Kathrin Balzer, Schülerin des neunten Jahrgangs unserer Schule. Trotzdem planen weder sie noch ihre Freundin Janina Schreiber, die die ganze Thematik relativ locker sieht, aus Facebook auszutreten.

Anders sieht dies Theresa Markert, die ebenfalls die neunte Klasse besucht; sie kündigte bereits ihre Mitgliedschaft, weil sie um die Sicherheit ihrer Daten besorgt war. Und sie ist nicht die Einzige, immer mehr Mitglieder verlassen das soziale Netzwerk.

Eine Möglichkeit sich selbst zu schützen ist es, vielleicht erst gar nicht den kompletten Namen bei Facebook anzugeben, sondern nur Kürzel. Einziges Problem daran ist, dass Freunden die Suche nach jemandem der nur Kürzel angibt, erschwert wird.

Facebook will auf massiven Druck von europäischen Datenschützern demnächst die Einstellmöglichkeiten zur Privatsphäre verbessern. Schon heute kann man die Veröffentlichung seiner Daten zwar auf unterschiedlichste Weise einschränken, doch sind diese so kompliziert und schwer zu finden, dass die meisten Benutzer die Grundeinstellungen verwenden, und die sind viel zu locker.