von unserer Redakteurin Mabelle Franke (14.03.2010)
Die derzeitige Fastenzeit im Christentum war für mich der Anlass einen Selbstversuch zu starten – 7 Tage ohne Essen.
Als Fastenzeit wird im Christentum der Zeitraum der sieben Wochen vor Ostern bezeichnet. Sie erinnert an das vierzigtägige Fasten Jesu Christi zur Vorbereitung seines öffentlichen Wirkens. Ihr Beginn, der Aschermittwoch, stellt zugleich das Ende des Karnevals bzw. Faschings dar.
Fasten ist eine Form menschlicher Kultur entweder mit verminderter Nahrungsaufnahme oder vollständigem Nahrungsverzicht, d. h. als Leben aus körpereigenen Reserven. Letzteres habe ich eine Woche lang ausprobiert.
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Nichts wünschte ich mir am Ende meines Selbstversuches mehr. |
Erster Tag: Der erste Tag meiner neu entdeckten Idee zu fasten war kein großes Problem für mich. Da ich zum Frühstücke nie etwas esse, blieb diese Mahlzeit aus. In der Schule konnte ich mich gut ablenken und die kleinen Mahlzeiten zwischendurch ließ ich auch einfach weg. Am Abend bekam ich ein leichtes Hungergefühl, aber auch das konnte ich gut durch Sport unterdrücken.
Zweiter Tag: Morgens wachte ich mit einem leichten Hungergefühl auf. Obwohl ich sonst nichts zum Frühstück esse wünschte ich mir etwas zu frühstücken. In der Schule konnte ich mich dann zum Missfallen meiner Lehrer nicht gut konzentrieren weil ich so hungrig war. Die Mittagspause war dann das Schlimmste: Alle meine Freunde aßen lecker aussehendes Mittagessen und ich musste daneben sitzen ohne etwas zu essen, was meine Freunde sehr amüsant fanden. Immer wieder musste ich mir anhören, wie lecker etwas war oder wie schade sie es für mich fanden, dass ich nichts essen durfte.
Dritter Tag: Wochenende – und natürlich ohne Essen. Zum Glück konnte ich lange schlafen, wodurch ich erstmal nicht an Essen denken musste. Den restlichen Tag über sah das allerdings schlechter aus. Überall sah ich nur noch Essen. Jeglichem Anderen schenkte ich kaum meine Aufmerksamkeit und egal wo ich gerade lang lief oder saß blendete ich alles außer dem Essen aus. Ich versuchte mich jedoch immer wieder selbst aufzuheitern, indem ich an die Grundsätze des Fastens dachte. Im religiösen Kontext dient das Fasten unter Anderem der Reinigung der Seele, der Buße im Christentum, der Abwehr des Bösen und dem Streben nach Konzentration, Erleuchtung oder Erlösung. Vergebens hoffte ich darauf, dass vielleicht eins von alledem auf mich zutreffen könnte.
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Auch dieser Apfel konnte mich nicht verführen. |
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Vierter Tag: Sonntag war ein sehr düsterer und deprimierender Tag für mich. Ich hatte nichts zu tun und versuchte mich ein wenig mit Hausaufgaben abzulenken, aber zu meiner Enttäuschung funktionierte das auch nicht, obwohl ich dachte, dass Fasten mehr Konzentration bringt. Ich ging schon sehr früh zu Bett und zu meiner Überraschung spürte ich mein Hungergefühl gar nicht mehr. Allerdings war es jetzt die Müdigkeit, die mich übermannte, und die Lustlosigkeit noch irgendetwas zu tun.
Fünfter Tag: Das ich mich auf die Schule freue, ist mir wohl noch nie passiert. Und trotzdem tat ich es, weil ich dachte, dass ich mich so gut ablenken könnte. Allerdings steckte ich meine Erwartungen ein wenig zu hoch, denn wie bereits erwähnt spürte ich meinen Hunger nicht mehr, aber ich merkte, dass mir viele Nährstoffe fehlten und ich mich dadurch nicht konzentrieren konnte. Langsam merkte ich, dass das Fasten für mich nur Nachteile brachte.
Nach 6 Tagen gab ich endgültig auf. Zwar nicht weil ich so hungrig war, aber weil ich die Nebenwirkungen des Fastens nicht mehr ertragen konnte. An meiner Entscheidung konnte selbst Hippokrates von Kós nicht mehr ändern: „Sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe täglich Hautpflege und Körperübung […] und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“
Alles in allem war die Woche ohne Essen zwar interessant, aber garantiert kein Grund es noch einmal zu wiederholen.