In concert: Markscheider Kunst «MSK»

Von unserem Mitarbeiter Jingnan Zhu (25.10.2002 17:15)

Als die UMLAUF-Redaktion mich darauf ansprach, an einem Samstagabend den «Schlachthof» – ein Kulturzentrum Nähe der Holländischen Straße – zu besuchen, um dort eine Band namens «Markscheider Kunst» anzuschauen, war ich erst mal sehr skeptisch. Noch skeptischer wurde ich, als auf meine Frage, woher die Band denn käme, geantwortet wurde, dass die «MSK» eine Band sei, die aus St. Petersburg komme, einen Sänger aus Zaire als Mitglied habe und Weltmusik spiele. Es stellte sich mir die Frage, wie denn der Begriff Weltmusik definiert sei, da ich mir zunächst überhaupt nichts darunter vorstellen konnte. So kam zu der anfänglichen Skepsis auch eine Portion Neugier hinzu.

Ich ließ mich also breitschlagen und traf mich wie verabredet am Samstag, den 28. September mit dem Kulturmanager des Schlachthofes, Herrn Valentin Reinbold. Am Eingang wurde ich prompt von mehreren Leuten begrüßt, die ich überhaupt nicht kannte und die mich über meine Herkunft befragten. Die Atmosphäre schien sehr locker, die Leute weltoffen und die Kneipe ganz gemütlich zu sein.

Ich unterhielt mich mit Herrn Reinbold über die Herkunft der Band. Er erklärte mir, dass die Markscheider Kunst eine russische Band mit afrikanischem Sänger und deutschem Namen sei. Vor sechs Jahren in St. Petersburg habe Bandleader Jefr mit Cousin Kira und zwei Freunden versuchte, den Ska auf Russisch zu kreieren, während Seraphin – Student aus dem damaligen Zaire – mit ein paar afrikanischen Hobbymusikern durch die Clubs tingelte. Dann lernten sich Jefr und Seraphin am Petersburger Bergbauinstitut kennen und gründeten diese Band. Heute verbindet die Band nur noch der Name mit der Universität und „die harte Arbeit unter Tage“, will sagen, die Konzerte in Clubs und auf Festivals aller Art.

Fast 250 Konzerte hat Markscheider Kunst seit 1996 in Moskauer und in Petersburger Clubs gegeben. Man kündigte die Konzerte von Markscheider Kunst als die „beste Party in der Stadt“ an. Und das ist keineswegs übertrieben. Januar 1998 Jahres hatte «MSK» erste Konzerte in Helsinki gegeben, und die Band wurde wiederholt dorthin eingeladen. Die nächsten Konzertreisen gingen nach Berlin sowie in die Schweiz. Im Jahr 2000 waren sie u.a. auf dem Weltmusikfestival in Kassel und in Berlin im Pfefferberg zu Gast.

Als das Konzert anfing, stellte sich schnell heraus, was «Weltmusik», gespielt von «MSK», zu bedeuten hat: Lateinamerikanische Beats gemixt mit afrikanischem Gesang, um nur zwei der vielen Musikstilelemente dieser Welt zu nennen. Kurz formuliert würde ich die Musik der «MSK» so definieren: Musik dieser Erde, interpretiert und gespielt von Erdenbürgern.

Auf der einen Seite ist es ein besonderes Phänomen, dass eine russische Band mit einem afrikanischen Sänger auftritt, auf der anderen Seite jedoch gerät dieses Phänomen immer mehr in den Hintergrund, da ich die Atmosphäre im Schlachthof an diesem Abend als sehr international empfunden habe. Die Band selbst wirkte auf mich sehr professionell. Die Musiker beherrschten ihre Instrumente absolut perfekt und es waren viele Improvisationsteile in den Songs zu finden. Das ganze wurde noch mal stark aufgepeppt durch den feurigen afrikanischen Sänger Seraphin, der mal tanzte, mal auf der Bühne herumsprang und sich ganz der Musik und seinem Rhythmus hingab. Es war einfach Gute-Laune-Musik zum mittanzen, was auch viele Leute aus dem Publikum taten.

Insgesamt würde ich sagen, dass die Markscheider Kunst ein absolut sehenswertes Programm bieten, das sich jeder Musikinteressierte anschauen sollte. Doch auch das Kulturzentrum Schlachthof bietet sehr viel für Kulturinteressierte mit seinem reichhaltigen Programm, natürlich auch Weltmusikinterpreten. Es lohnt sich also immer, mal ins Programm des Schlachthofs hineinzuschauen.

Die Markscheider «MSK»:

Sergej Jefremenko (Jefr) – guitar, songs, vocal
Selenge Makangila (Seraphin) – songs, vocal
Wladimir Matuschkin (Bobo) – guitar, vocal
Kirill Oskine (Kira) – bass, vocal
Sergej Jegorow – drums, vocal
Kolja Gruschenko – Trompete
Iwan Pagarow – Saxophone

P.S.: Wer musikinteressiert ist, gerne Artikel verfasst und sich perspektivisch im Musikbereich engagieren möchte, der sollte sich beim UMLAUF melden.