Kassel im Weihnachtszauber?

von unserer Redakteurin Jessy Franke (16.12.2010)

Abends, wenn es dunkel ist, gemütlich mit den Freunden oder dem Partner auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken. So stellen sich viele Besucher den idealen Abend vor. Doch immer häufiger haben viele ehemalige Weihnachtsmarktbegeisterte keine Lust mehr auf den Markt zu gehen. Wann und wieso hat der Weihnachtsmarkt an Anreiz verloren?

 

Nicht wenige Besucher warten darauf, dass sie endlich ihre Getränke bestellen dürfen.

Egal ob in Dresden, Hamburg, Berlin oder eben Kassel, Weihnachtsmärkte sind in jeder Stadt zu finden. Die Angebote sind weitreichend: von Käse über Wurst bis hin zum Woll- und Stoffstand sind alle Interessen der Kunden vertreten. Das Kultgetränk, was wohl aber die meisten Besucher auf den Weihnachtsmarkt zieht, ist und bleibt der Glühwein.

 

Auf ihn freuen sich die meistens der Besucher. Doch es ist und bleibt erstaunlich, wie es gerade der Glühwein geschafft hat, zu dem begehrten typischen Weihnachtsgetränk zu werden. Denn allzu oft wartet der Glühwein über Stunden in seinem Topf darauf ausgeschenkt zu werden, und er ist es immer wieder, der den Weihnachtsmarktbesuchern am nächsten Tag herrliche Kopfschmerzen oder – gemeinsam mit der allgegenwärtigen Bratwurst – Magenprobleme bereitet. Er ist vollkommen überzuckert und trotzdem wenden sich die Kunden nicht von ihm ab. An seinem Kultstatus ist jedes Jahr aufs Neue nichts zu rütteln, was Glühweinstandbesitzer wohl freuen dürfte.

 

Viel zu früh, dieses Jahr schon am 22. November, öffnete der Kasseler Weihnachtsmarkt seine Pforten. Der Weihnachtsmarkt an sich hat das Ziel, die Kasseler Bewohner auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Für viele Familien, vor allem mit kleinen Kindern im Gepäck, ist es Tradition geworden, mindestens einmal vor Weihnachten einen gemeinsamen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt zu unternehmen. „Ich freue mich jedes Jahr wieder auf den Weihnachtsmarkt, da kann ich mit meinem Enkel einmal ungestört etwas unternehmen und sehe, dass es ihm Spaß macht“, sagt Ursel Albrecht, Oma des kleinen Lukas, dazu.

 

 

Das Getümmel vor dem Getränkestand.

Immer öfter jedoch artet das idyllische Weihnachtströdeln in einen Spießrutenlauf aus. Die unterschiedlichsten Menschen gehen auf den Weihnachtsmarkt, Freunde, Geschäftspartner oder auch Touristen. Sie besuchen den Markt zu genüge und nehmen es sich zum Ziel, ihn einmal komplett erobert zu haben.

 

Doch bereits nach den ersten Metern fällt immer wieder auf, dass das idyllische Schlendern von Remplern und Gedränge anderer Leute getrübt wird. Viel zu viele Besucher sind auf dem Markt und schon bald stecken Viele im Getümmel fest und es geht weder vorwärts noch rückwärts. Die Wartezeiten, um ein paar Meter in der Schlange vorm Glühweinstand oder der Bratwurstbude voran zu kommen, sind extrem, und machen so manchen vorher gut gelaunten Besucher wütend. „Ich meide den Weihnachtsmarkt inzwischen immer mehr, da mir das Gedränge viel zu groß ist. Einmal mittendrin kommt man nie wieder heraus, das macht mir keinen Spaß“, äußert sich Luca Rudolph, Schülerin der Jahrgangsstufe 12 dazu.

Da liegt es nahe sich am Wochenende die Frage zu stellen, ob man am Abend nicht vielleicht doch etwas Ruhigeres unternehmen sollte als sich den Stress auf dem Weihnachtsmarkt anzutun.

 

Auch verliert der Weihnachtsmarkt von Jahr zu Jahr immer mehr seinen ursprünglichen Zauber: „Generell wird er viel zu früh eröffnet und jedes Jahr finde ich dieselben Stände wieder. Glühweintrinken stelle ich mir inzwischen ruhiger und gemütlicher zu Hause vor, auch wenn vielleicht die richtige Atmosphäre fehlt“, so Luca Rudolph.

In der Tat treffen sich sehr viele Bürger und Gäste abends auf dem Markt um gemeinsam Glühwein oder Ähnliches zu trinken. Einzuwenden ist dagegen wenig, doch gerade deswegen sind viele Essens- und Getränkestände wortwörtlich verstopft. Das verdirbt anderen Besuchern daraufhin wieder die Laune am einst so gemütlichen und atmosphärischen Weihnachtsmarkt.