M’era Luna 2001

(22.09.2001 03:13)

Mit einem vollbepacktem Auto kamen wir gegen 9.00 Uhr auf dem Festivalparkplatz an, einem riesigen Feld, das an den Flughafen angrenzt. Die Parkübungen erwiesen sich als überaus holprig, wurden aber von allen Besuchern mehr oder weniger perfekt durchgeführt.

Justin Sullivan und Paradise Lost

Voll beladen, trotz Hilfe von schon anwesenden Freunden, stolperte man Richtung Campinggelände. Da man sich aufgrund von organisatorischen Problemen kurzfristig trennen musste, begannen meine Freundin und ich eine über eine Stunde andauernde Suchaktion nach dem Rest der Festivaltruppe, die schon vorgegangen war.

So konnte man sich schon einmal einen Überblick verschaffen und das anwesende „Volk“ begutachten. Was hierbei sofort auffiel waren überraschend viele „Marilyn Manson“ Kiddies, die bei uns für den ein oder anderen Erheiterungsanfall sorgten (Blut, Blut und nochmals Blut). Fragte man sich vor dem Festival noch, ob es nicht ein fataler Fehler sein würde, „Manson“ überhaupt zu einem Gothik Festival einzuladen, so wurde man jetzt doch eines besseren belehrt. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, begaben wir uns zum ersten Mal auf das eigentliche Festivalgelände, um vor allem „Clan Of Xymox“ zu sehen und zu hören, die mit ihrem getragenen Elektro Gothik Pop durchaus zu überzeugen wussten.

Anschließend gönnten wir uns einen Gang durch die Einkaufsstraße des Festivals. Hier wurde alles verkauft, was irgendwie dem Gothik-Bereich zuzuordnen ist. Im Weiteren fand man auf dem Gelände auch reichlich Stände, die für das leibliche Wohl sorgen sollten. Nach einer kleinen Grillsession am Zelt kam ich das nächste Mal erst wieder zu „Goethes Erben“ auf das Festivalgelände. Diese spielten einen gelungenen Querschnitt ihres Schaffens und wussten mit ihren überschwenglich vorgetragenen Stücken vollends zu überzeugen – Pathos pur. Die „Erben“ schaffen es also auch noch im Jahr 2001 das Publikum einer Hauptbühne völlig in ihren Bann zu ziehen. „Lucyfire“ spielten im Hangar, einer kleineren Innenbühne. Das Nebenprojekt von Johan „Tiamat“ Edlund rockte und machte einfach Spaß.

Peinlich wurde es dann bei „Theatre Of Tragedy“, die früher noch mit zwar Klischee beladenem, aber klassischen Gothicmetal positiv auffielen. Die Band versuchte mit peinlichen Elektrosounds erwachsener zu klingen, was aber komplett nach hinten losging. Nach diesem Schock mussten wir uns erst einmal wieder regenerieren, um schließlich bei „Letzte Instanz“ wieder präsent zu sein. Die Band wusste wie immer zu gefallen und wurde von den Massen gut abgefeiert. Direkt im Anschluss durfte ich mir noch einige Stücke von „The 69 Eyes“ antun, die aber mit ihrem „Möchtegern Him Sound“ nur lächerlich wirkten.

Ein weiterer Höhepunkt des Festivals war ohne Frage der Auftritt der Legende „Justin Sullivan“, der den „Folk Music Corner“ eröffnete. Ohne seine „New Model Army“ ging es hier eher bedächtig zur Sache. Wie immer erzeugte der Mann aber eine einmalige Atmosphäre, die einfach jeden in seinen Bann schlug – perfekt. Ähnliches gelang auch „The Inchtabokatables“, die vor allem ihr neues, gigantisches Album „Mitten im Krieg“ zelebrierten. So ging es zwar nicht mehr so ab wie einst, jedoch wurde dies durch die einzigartige Stimmung mehr als ausgeglichen. Nach einem kurzen Blick bei den mittelmäßigen Mannen von „Wolfsheim“ ließ man den ersten Festivaltag langsam ausklingen.

Subway to Sally

Nach mehreren halbwegs gelungenen Acts am Vormittag sorgten gegen Mittag „Atrocity“ mit gegrunzten Liedern über Schmetterlinge für spontane Erheiterungsausbrüche. So wurde man also perfekt für den folgenden „Subway to Sally“ Auftritt vorbereitet.Jedoch gelang es ihnen nicht, die Intensität von Tourauftritten auf die Festivalbühne zu bringen. Sicherlich hat die Band Klasse, dennoch wirkt mittlerweile alles sehr routiniert. Dennoch machte es wieder Spaß, ihre mittelalterlich angehauchten Lieder mitzugröhlen.

„Paradise Lost“ wurden leider „nur“ positiv aufgenommen. Wie bei leider viel zu vielen Festivals im Gothik Bereich stand die Menge einfach nur reglos vor der Bühne, anstatt ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. So wurde das rumspringen unseres Festivaltrupps von vielen nicht verstanden und dementsprechend auch nicht akzeptiert. Den Auftritt der Gothik Metaller kann man trotzdem als durchaus gelungen bezeichnen, und vor allem die schlechte Laune des Frontmannes Nick Holmes und die damit verbundenen Kommentare lockerten den frühen Abend erheblich auf.

Allmählich in Aufbruchstimmung gebracht wurden die Reste gegrillt, die Zelte abgebaut und die Autos beladen. Genau wie schon ein Jahr davor kann man also von einem sehr gelungenen Festival sprechen, zumal die Temperaturen diesmal erträglicher waren. Hoffentlich wird das Festival auch nächstes Jahr wieder ein so fulminanter Spaß. Man darf gespannt sein…