Von unserem Redakteur Felix Fischer (05.05.2005 13:29)
Es ist Muttertag, doch bis auf meine Mutter hat das in unserem Haushalt niemand bemerkt – dachte ich. Wir, das sind drei echte Kerle, mein Vater, der kleine Bruder und ich. In diesem Haushalt, der in festen Männerhänden liegt, ist es üblich, alle möglichen Feste, die insbesondere Frauen einbeziehen, grundsätzlich zu vergessen, angefangen beim Valentinstag über den Hochzeitstag bis hin zum Muttertag.
Unsere Mütter im Mittelpunkt: Harmonie wechselt ab…
Das ist nicht besonders erträglicht für eine sonst harmonische Ehe, die unsere Eltern eigentlich führen. An diesen oben genannten Tagen ist dann der Hausfrieden häufig gestört, und unsere Mutter ruft oft tränennahe ihre beste Freundin an, um ihr das widerfahrene Unglück zu schildern.
An diesem besagten Morgen war alles anders. Die Mutter ist nicht wie üblich lange vor uns wach, auch das Frühstück war noch nicht gemacht. Dabei dachte ich mir aber noch nichts. Also machte ich mich selber auf die Jagd und erbeutete eine große Schüssel mit dem leckeren Schokomüsli. Ich wollte mich gerade vor den Fernseher setzen, um den Morgen mit den neusten Nachrichten zu beginnen, da sah ich meinen Vater. Er mähte den Rasen in aller Herrgottsfrühe: „Ist was passiert?“, fragte ich mich.
Ich ging ans Fenster und wollte das Geschehen mit gebührendem Sicherheitsabstand beobachten, denn dieses Verhalten war für mich völlig neu. Mein Vater mäht selten den Rasen – und so früh schon garnicht. Als ich den ersten Schock überwunden hatte, kam mein Bruder aufgeregt in mein Zimmer: „Ich glaube, Mama ist krank!“ Wir rannten in das Schlafzimme, doch da lag unsere Mutter seelenruhig in ihrem Bett mit einem Frühstückstablett. Ich fragte sie verdutzt: „Warum hast du denn dein Frühstück nach oben gebracht? Das musst du doch nachher wieder hinuntertragen, vollkommener Schwachsinn!“
Unsere Mutter lachte und antwortete schnippisch: „Was für ein Tag ist denn heute?“ Ich antwortete: „Keine Ahnung, Jesu Geburt, Vatertag, mein Geburtstag, das 25-jährige Bestehen des Schrebergartenverein, keine Ahnung, wirklich.“ Dann hörte ich eine laute Stimme aus dem Garten. Es war mein Vater: „Alles Gute zum Muttertag, Schatz, schau doch mal raus, dein Geschenk wartet. Als wir alle gespannt zu unserem Vater hinunterschauten, sahen wir kunstvoll in den Rasen gemäht:
!!! ICH LIEBE DICH !!!