Nieder mit Fastfood

Anja Anbarchian aus dem WPU Kunst unter Leitung von Frau Coers-Dittmar (02.02.2006 23:23)

„Nieder mit dem Fastfood“ war die Überschrift für die Kochaktion von Björn Müller, Tatjana König und Kim Golla. Sie kochten Spaghetti Bolognese und wollten ausdrücken, dass mehr Menschen sich an den Herd stellen sollen, denn was man selbst gekocht hat, schmeckt auch einfach besser.

Am 20. Januar 2006 wurden die Schüler und Lehrer in der 20-Minutenpause mit einer besonderen Art von Kunst konfrontiert – der Aktionskunst. Im ganzen Hauptgebäude verteilten sich die Akteure des WPU-Kurses Kunst der Klassen 10 in sieben Gruppen, um diesen Kunststil zu vermitteln.

Esskultur und Esskunst

Entfernte man sich von dem gut riechenden Kochstand, so traf man auf eine eher schockierende Darstellung mit der Bezeichnung „Kommt von Herzen“ – Rudi Rapf und Nico Leifheit waren in weiße Schutzanzüge gekleidet und mit Mundschutz versehen. Beide hielten sie einen Faden in der Hand, der in der Mitte an ein Schweineherz gebunden war.

Auf dem „Goethe Grafity“ blickt der Namensgeber etwas verärgert

Daraufhin gelangte man im Erdgeschoss gleich auf drei Aktionen. Zuerst ein Portrait vom Kopf des Namensgebers unserer Schule. Elmira Mohammad-Ali, Kim Christopher Schäfer, Julian Knappe und Laura Jostes fertigten dieses Bild mit Wandfarben unter dem Namen „Goethe Grafity“ an. Dazu sah man Felix Pfaffe mit einem „Stop!“ – Schild in der Eingangstür sitzen und – skandalös – drei Mädchen in der Jungentoilette. Anna-Lina Etzold, Geraldine Klaus und Vera Karnitzschky zogen sich dort in ihrem Projekt „Sind wir hier falsch?“ um; zuerst erschienen sie in normaler Kleidung und dann wie eine Geschäftsfrau gekleidet.

Mareike Bolshausen (unschuldig) und Jennifer Priebe (schuldig)

Im ersten Stock des Hauses stieß man auf die „Schuldfrage“ von Mareike Bolshausen und Jennifer Priebe. Jennifer lag als Leiche mit dem Bauch auf dem Boden und hatte auf dem Rücken ihres schwarzen Shirts die Aufschrift „Schuldig“, neben ihr die Geige von Mareike. Diese saß jedoch auf einem Stuhl mit einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift „Unschuldig?“ mit zugeklebten Mund. Im dritten Stock wurde auf ein alt bekanntes Problem hingewiesen – „Welten“. Weiß, Nadja Habermeier, und Schwarz, Gianna Duthe, kamen zusammen und prallten immer wieder voneinander ab.

Die „Welten“, Nadja Habermeier (weiß) und Gianna Duthe (schwarz) kamen nicht zusammen.

Diese sieben Aktionen waren nicht uninteressant für die Schüler, sie versuchten sogar in das Geschehen einzugreifen. Zum Beispiel bei Felix Pfaffes „Stop!“. Anstatt mit ihm zu reden stiegen einige Schüler einfach über ihn hinweg, um auf den Schulhof zu kommen, oder warfen Geldstücke hin. Auf solche Reaktionen käme es an, meinte später Frau Coers-Dittmar, die Leiterin der Aktion, im Interview. Aktionskunst sei eine Kunstform der 60iger Jahre – bis heute. Es solle eine Aktivität entwickelt werden, die Fragen aufwirft, Aussagen provoziert oder eine Belehrung darstellt. Ebenso soll verdeutlicht werden, dass Kunst etwas alltägliches ist, auch Kochen gehört zum Beispiel dazu – denn es ist eine Wertschätzung des Normalen. So soll die Kunst nicht einfach untergehen, sie soll im Gespräch erhalten bleiben und vermitteln. Sie will, dass zwischen dem Publikum und dem Künstler etwas geschieht, dass die Grenzen verwischt werden und feste Plätze im Publikum und auf der Bühne verschwinden.

Felix Pfaffe versperrt den Eingang.

Der Kurs brauchte zur Vorbereitung acht bis zehn Stunden, davon vier Theoriestunden. Die Schüler hatten die Vorgabe bekommen, dass alle Aktionen mit den drei Figuren Quadrat, Viereck und Kreis zutun haben sollten. Ansonsten hatten die Schüler ihre künstlerische Freiheit, die sie vollkommen auslebten konnten.