Nix Teuro – Nur ein Euro!

von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (08.11.2010)

Sie hat einen Durchmesser von 23,25 mm, ist 2,33 mm dick und ihr Inneres besteht aus einer schwach magnetischen Kupfer-Nickel-Mischung, die von einem Messingring umgeben ist. Es sind zwar nicht 52 Zähne, aber 3 mal 29 Riffel, die ihren Wert für jeden erkennbar machen. Seit dem 1. Januar 2002 erkundet sie 16 Länder der europäischen Union sowie Monaco, San Marino und den Vatikanstaat: die Ein-Euromünze.

 

Viele Produkte locken zu Dumpingpreisen.

 

Was bekommt man schon für einen Euro? Es scheint, als ginge die Anzahl der erwerblichen Gegenstände für einen Euro gegen null, doch die neuen 1-Euro-Shops belehren uns eines Besseren. Sie sprießen aus dem Boden wie sonst nur die Pilze zu dieser Jahreszeit und Wirtschaftskrise sowie die „Geiz ist geil“-Mentalität spielt den Betreibern in die Hände. „Nix Teuro – Nur ein Euro“ wirbt ein Internetanbieter (nur-ein-euro.de) und was alles für nur einen Euro erhältlich ist, ist wirklich erstaunlich.

 

Haargummis für einen Euro.

Unterwäsche, ein ganzes Bündel Haargummis, Schmuck, Halstücher, Stifte, Dekoartikel, Schweißbänder und sogar Schuhe. Die Produktpalette der Shops ist für jeden nötigen oder unnötigen Artikel offen. Sie stapeln sich in den engen, aus hohen Regalen gestellten Gängen. Alles erscheint unübersichtlich und unaufgeräumt, doch der Reiz, ein Schnäppchen zu machen sorgt dafür, dass die Discounter-Riesen Tedi, EuroShop und Mäc-Geiz auch im nächsten Jahr fleißig weiter expandieren wollen. Aber wie rechnet sich ein Paar Schuhe, das für einen Euro über den Ladentisch gegangen ist?

 

Hier zeigt sich die Kehrseite der in Deutschland mit dem Adler verzierten Münze. Denn um Produkte zu einem so geringen Preis anzubieten, muss kräftig an Produktions- und Personalkosten gespart werden. „Made in China“ ist das Stichwort, doch da fangen die Sparmaßnahmen erst an. Immer günstiger muss es sein und da bleibt die Ausbeutung nicht bei den Arbeitern in China.

 

Ein Paar Schuhe für nur einen Euro?

Auch das Personal in den Filialen sollte für möglichst wenig Lohn besonders effektiv arbeiten, was unbezahlte Überstunden und „Einzelhaft“ in den Filialen bedeutet. KIK ist einer der ersten Konzerne, der durch die schlechten Arbeitsbedingungen auf sich aufmerksam machte. Eine Mitarbeiterin berichtet in einem Fernsehbeitrag der ARD, wie sie vormittags alleine in der Filiale sei und nicht mal auf die Toilette gehen könne, da sie unter keinen Umständen den Verkaufsraum alleine lassen dürfe. Falls es doch nötig sei, müsse sie die Tür weit offen stehen lassen, um so noch die Kontrolle über den Verkaufsbereich zu behalten. Auch die Qualität der Produkte leidet unter dem Immer-Billiger-Wahn, wie auch Babak Aghahassani aus dem Jahrgang 13 feststellt: „Das ist doch alles nur billigste chinesische Massenproduktion und die Artikel werden hier für einen Euro verramscht.“

 

So groß der Reiz auch ist, das ultimative Schnäppchen zu machen und die hohen Gänge nach einem kleinen Schatz zu durchsuchen: realistisch für gute Ware und ist solch ein Preis meist nicht.