Parkour- Weit mehr als nur ein neuer Trendsport

Janina Schmidt (03.10.2007)

Es ist früh morgens: Junge Menschen in Sportoutfits dehnen sich, nehmen Anlauf und rennen los. Doch anstatt gemütlich zu joggen, lassen sie ihrer Kreativität und Akrobatik an Mauern und Geländern freien Lauf. Auf ihrem eigenen Spielplatz tauchen sie in ihr Element ein und wagen Sprünge- halsbrecherisch, akrobatisch, atemberaubend – einfach nur Parkour.

 

Schwungvoll und dynamisch: So sehen Traceure bei ihrer Arbeit aus.

 

Von David Belle, dem Sohn eines ehemaligen Vietnam-Soldaten begründet, wurde Parkour vorerst nur in dessen Heimatland Frankreich betrieben, bevor es auch weit jenseits der Landesgrenze Anhänger fand. In Anlehnung an die Szenarien der Flucht, des Rettens anderer Personen oder des Fallens, wie sie auch in einem Krieg an der Tagesordnung sind, lernen die Traceure (die Läufer des Parkour) die richtigen Techniken, um sicher zu Landen. Dabei stehen „cool“ Aussehen und tolle Showeffekte nicht im Vordergrund, sondern die kontrollierten Bewegungen und das schnellstmögliche Überwinden des Hindernisses.

 

Zu den Grundtechniken des Parkour zählt man heutzutage zum Beispiel den „saut de chat“, einen Katzensprung über ein Hindernis, doch allgemein sind die Traceure (zu Deutsch: Der-den-Weg-ebnet) in ihren Bewegungsabläufen völlig frei und können somit ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Dem entsprechend gibt es eine Vielfalt von Bewegungen, wo die Sicherheit höchste Priorität hat. Doch da die Traceure sehr selbstbewusst sind und eine ziemlich genaue Vorstellung ihrer Fähigkeiten haben, kommt es selten zu schweren Unfällen.

 

Sie versuchen immer den schnellsten Weg zu finden.

Das Ziel des Straßensports ist die kontinuierliche Selbstverbesserung und das Wissen, wie man mit seinem Körper umgehen und ihn kontrollieren kann. Des Weiteren verbindet er die verschiedenen Faktoren Sport, Disziplin, Technik und Bewegungskunst mit einander verbunden, so dass man Parkour vielmehr als eine Art kreative Kunst betrachten kann, wobei als Ziel nicht das Beeindrucken anderer im Vordergrund steht, sondern eher die Förderung des Selbstbewusstseins und der Körperkontrolle. Deshalb legen die Traceure auch nicht viel Wert auf ein „Entertaining“ des Publikums, eher auf elegante und flüssige Bewegungsabläufe. Und gerade deswegen ist es nur „Bewegung- rein und einfach“, wie Jerome, ein Traceuer aus Lisse, den Parkour beschreibt.

 

Inzwischen fand Parkour auch schon Einsatz in den ersten Kinofilmen oder auch in Musikvideos, unter anderem von Madonna. Doch auch bei solchen Aufsehen erregenden Stunts geht die Sicherheit der Traceure vor. Ramon, 22 Jahre und Traceur aus Bern sagt: „Bei nur 1% Selbstzweifel springe ich nicht“.

 

Momentan mangelt es jedoch an weiblichen Traceurinnen, denen sich ganz neue und unbekannte Herausforderungen bieten und die ihre körperliche und geistige Fitness verbessern können. Auch in Kassel gibt es verschiedene Gruppen und Vereine, in denen man die Grundtechniken des Parkour erlernen kann, damit man sich nicht an anderen Menschen orientieren muss, sondern dem Sport Schritt für Schritt näher kommt. Darunter befinden sich der Dynamo Windrand und der FSV Dörnhagen, bei denen man erfahrene Fachkräfte zur Hand hat.