Rückbesinnung zu den Wurzeln

Von unseren Redakteuren Felix Fischer und Sebastian Szczepaniak (28.09.2003 20:10)

Wenn die Frage nach der größten Metalband der Welt gestellt wird, fällt meistens der Name Metallica. Keine Band des Metalgenres konnte auf künstlerischem und kommerziellem Gebiet solche Erfolge verbuchen wie die „four horsemen“ aus der „Bay Area“ in der Nähe von San Fransisco.

Seit ihrem letzten Album S&M sind nicht nur fast vier Jahre vergangen, die Band musste auch eine ihrer wohl schwersten Krisen durchmachen. Bassist Jason Newsted verließ die Band und der singende Rhythmusgitarrist James Hetfield drohte an seiner Alkoholsucht zu zerbrechen. Die Band stand kurz vor ihrem Aus. Doch sie rappelten sich wieder auf und beschlossen ein neues Album aufzunehmen, St. Anger entstand. Es wurde als bislang härtestes Album der Bandgeschichte und als Rückbesinnung zu ihren Wurzeln als Trashmetalband angekündigt. Mit dem neuen Bassisten Robert Trujillo (früher bei Ozzy Osbourne und den Suidicial Tendencies) ist das „Bandlineup“ auch wieder komplett.

Um es gleich vorweg zunehmen, vergleichbar mit den alten Metallica Alben ist St. Anger nicht. Schon der erste Titel „Frantic“, der gleichzeitig Metallicas zweite Single-Auskopplung ist, hat einen gewaltigen Klang. Charakteristisch sind die tiefgestimmten Gitarren, ein, im Vergleich zu den vorigen Alben, schnellerer Rhythmus, der auf einem blechern klingendem Schlagzeug gehämmert wird. Auch der vollere Bass ist klar zu hören, sowie die häufigen und abrupten Tempowechsel. Gitarrensoli wie auch Balladen sind auf der neuen Platte nicht zu finden.

Der Sound ist härter und geradliniger geworden im Gegensatz zu den etwas „Bluesigen“ Alben „Load“ und „Reload“. Metallica machen endlich wieder harten Metal. Dennoch hat das neue Album zu heftigen Diskussionen unter den Fans gesorgt. Anmerkungen wie zum Beispiel: „Lars Ullrich (Schlagzeug) spielt auf Mülltonnen“ oder „James Hetfield, fang an zu trinken, damit deine Stimme besser wird“ zeigen, wie viele Fans sehr erbost über den neuen Klang sind. Es war den Jungs von Metallica schon klar, dass sie auf Widerstand seitens der Fans stoßen könnten, doch nach so einer langen Pause von immerhin drei Jahren kann der alte Stil nicht reanimiert werden. Vielmehr ist St. Anger ein Experiment, welches aus Jamsessions entstanden ist. So entstand der Track „Frantic“ an einem einzigen Nachmittag. Außerdem musste ausprobiert werden, ob die neue, alte Band überhaupt noch einmal musikalisch zusammenfinden kann.

St. Anger zeigt, dass sie es kann, auch wenn der Sound gewöhungsbedürftig ist. Die Songs sind deutlich amelodischer als bei den Vorgängern. Dafür kriegt der Hörer ein hartes, energiegeladenes Album, das auch nach mehrmaligem Hören neue Facetten offenbart, obwohl das „Songwriting“ in manchen Songs „schwächelt“ (häufige Wiederholung von nur zwei Strophen siehe „Dirty Window“).

Fazit: Die ca. 15¤ für den „heiligen Zorn“ sind durchaus gerechtfertigt. Dafür wird ein gewöhnungsbedürftiges, aber gutes Album an den Hörer ausgeliefert. Natürlich ist St. Anger nicht das beste Album der Metalgiganten, aber es besticht durch seine „erfrischende“ Kompromisslosigkeit. Wer weiß, womit uns Metallica als nächstes überraschen?