Skateboarding als neuer Jugendstyle

von unserer Redakteurin Luisa Jung und Martin Beinhoff (09.09.2007)

Skatboarding ist kein einfacher Freizeitsport, wie einige Eltern vielleicht denken, und Skater keine ruhestörenden Randalierer, wie Anwohner z.B. am Scheidemann-Platz behaupten. Skater haben ein gemeinsames Hobby zu einem großen Lebensinhalt gemacht.

 

Kasseler Skater und ihre Boards

 

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Skateboarden, auch Skaten genannt, zu einer Sportart entwickelt, die in einer Vielzahl von Kunststücken betrieben wird. Meistens sind das Sprünge, die oft in Kombinationen mit Drehungen des Boards und des Körpers, auch Tricks genannt, ausgeführt werden.

Heutzutage ist das Streetskaten eine der beliebtesten Varianten des Skatens. Hier werden die Tricks an den im städtischen Raum vorzufindenden Hindernissen wie Mauern, Treppen und Geländern ausgeführt oder in einer künstlich angelegten Hindernislandschaft wie dem Skatepark ausprobiert. Ein geeignetes Skategelände nennt man auch Spot; in Kassel kann man die Skater an folgenden Spots antreffen: an der Hall of Fame, auf der Marbachshöhe, vor dem Dock 4 und neuerdings auch auf dem Philipp-Scheidemann-Platz.

 

Tricks sind nicht immer ungefährlich

„Dieser Spot ist erst neuerdings zu einem Anziehungspunkt für die Skater geworden. Denn dieser Platz wurde renoviert und von der Stadt Kassel finanziert. Weil dieser Platz vom Design der Sitzgelegenheiten und vom Platz her auch sehr gut fürs Skaten geeignet ist, gehen dort viele Skater hin.“, wie Patrick O., einer der dortigen Skater, zu berichten weiß. Weiterhin berichtet er: „Der Verein Mr.Wilson, hat sich mit dem Bürgermeister über diesen Platz unterhalten und er war damit einverstanden, dass sich hier Skater treffen können.“

 

Doch das wird von den Anwohnern nicht gern gehört. Eine Frau, die sich des öfteren dort aufhält, sagt: „Sie machen unnötig viel Lärm und stören den Frieden der Menschen, die sich dort auf den Platz hinsetzen wollen um sich zu entspannen. Wenn sie ihre Tricks, oder was auch immer sie machen, tun und auf dem Boden landen, machen sie ein ungeheuren Lärm damit.“ Raimon G., ein weiterer Skater wie Patrick O., bestätigt: „Es kommen öfters ältere Menschen vorbei und beschweren sich, wir wären zu laut, oder machten den Platz kaputt und verschandelten ihn.“

 

Außer dem Streetskaten gibt es auch noch das Vertskaten (vert=vertikal). Hier wird in einer speziell dafür geschaffenen Halfpipe gefahren. Die Tricks werden im Vertskaten entweder als Flugtricks (airs) oberhalb der Steilwand, oder an der meistens mit einem Stahlrohr (coping) versehenen Abschlusskante der Steilwand (liptricks) gemacht. Eine andere beliebte Abwandlung der Halfpipe ist die Miniramp, ohne vertikalen Anteil der Steilwand.

Da es beim Skateboarden an Ligen oder Verbänden fehlt, kann man es kaum mit anderen Sportarten vergleichen. Die Organisation „Mr.Wilson“ ist der erste Kasseler Skateboardverein und beschäftigt sich mit den Interessen der Skater und setzt sich für deren Möglichkeiten ein. Als die alte Skaterhalle 2006 unter den trauernden Augen der Skater abgerissen wurde, machte sich die Organisation „Mr.Wilson“ daran Sponsoren zu finden, damit die Skater auch für den Winter etwas finden, wo sie ihr Lebensgefühl ausleben können.

 

Für die Meisten ist Skaten kein sportlicher Wettkampf, sondern ein „Fun-Hobby“ mit unglaublich hohem Spaßfaktor. „Es ist einfach schön, seine Zeit zusammen mit anderen netten Skatern draußen an der frischen Luft zu verbringen, ohne Stress oder Anforderungen“, sagt Skater Kevin R. (Name ist der Redaktion bekannt). Trotzdem ist es auch für Skater immer wieder eine Herausfordung neue Tricks zu lernen, zum Beispiel Flip Tricks, Grabs, Slides oder Grinds. Es gibt nämlich auch nationale und internationale Contests, bei denen man sein Können vergleichen kann. In Deutschland gibt es unter anderem den „Mastership“ in Münster, welcher eine Art Weltmeisterschaft ist, oder die X-Games in Kalifornien. Das Team „Horny Housewifes“ aus Kassel hat z.B. die nationale Ausscheidung des Red Bull Skate Shot gewonnen und wird dieses Jahr vom 1.-5. November nach Istanbul zum internationalen Finale fahren. Auf Wunsch des IOC-Präsidenten Jacques Rogge soll auch das Skateboarden 2012 in London bei den olympischen Spielen eine Wettkampfdisziplin werden.