‚Sport ist Mord‘ – Ist da was dran?

von unserer Redakteurin Marie Thiede (22.03.2009)

Gerade im Moment ist Waffensport sehr umstritten. Der Amoklauf von Winnenden rüttelt zum wiederholten Male die Diskussion über Waffengesetze auf. Dabei lässt sich schlecht zwischen bloßem Spaß am Sport und Aggressionsabbau oder sogar geplanten Rachetaten unterscheiden.

 

Harmloses Sportgerät oder gefährliche Schusswaffe – mit solch einer 9mm Beretta tötete Tim K. 15 Menschen

Nach einem Amoklauf sucht jeder nach Erklärungen. „Diese nicht zufriedenstellenden Erklärungen werden meistens auf die einfachsten, naheliegendsten Gründe geschoben: Computerspiele und Zugang zu Schusswaffen“, so Kurt Schneider.

Kurt Schneider ist überzeugter Sportschütze und Hobbyjäger, der die Argumentationen nur teilweise nachvollziehen kann. „Für Menschen, die sich nicht mit Waffen auskennen, mag es unerklärbar, ja sogar unverantwortlich sein ca. 15 Waffen oder auch mehr im Schrank deponiert zu haben, wie der Vater des Amokläufers aus Winnenden. Doch ein aktiver Sportschütze benötigt für jede Disziplin, an der er teilnimmt, eine andere Waffe. Man kann Waffen sammeln wie Briefmarken. Ein Waffenschütze kann einen Briefmarkensammler nicht nachvollziehen, der seinen Schrank voller kleiner Papierfetzen hat; und umgedreht ist ebenfalls kein Verständnis vorhanden.“

 

Doch sind Briefmarken um einiges harmloser als Schusswaffen. Vorschläge über die Verschärfung von Waffengesetzen werden momentan ebenfalls heiß diskutiert. Denn natürlich schwirrt immer wieder der Gedanke im Kopf: Hätte diese Waffe nicht im Schrank gelegen, wäre das Unglück vielleicht vermeidbar gewesen. „Sicherlich hat die Waffe im Schrank die Tat erleichtert. Allerdings ist es schwer zu beurteilen, ob die Tat ohne sie verhindert worden wäre oder nicht. Wir wissen nicht ob es sich um einen durchdachten Racheplan handelt oder ob der Täter beim Anblick der Waffe Hass und Aggression verspürt hat und somit eine Kurzschlussreaktion ausgelöst wurde“, so der 19-jährige Julian Bieniek.

 

Des Weiteren sind Psychologen der Meinung, dass die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen durch Zugang zu Waffen und virtuelle Erfahrungen mit Waffen steigt. „Meiner Meinung nach ist es nicht  der Schießsport, der die Gewaltbereitschaft fördert, hierbei geht es um Technik und den Sport. Man sollte die Gründe in der Gewalt verherrlichenden Medienindustrie suchen“, verteidigt Schneider den Schießsport.

 

Eine Antwort, die die gesuchten Erklärungen für solche grausamen Taten zufrieden stellend beantwortet, wird es wohl kaum geben. Dafür sind die Ursachen zu vielfältig und komplex.