United 93

Von unserem Mitarbeiter Yannick Rudolph (02.07.2006 14:05)

Im Film „Flug 93“ geht es um die Entführung des United Airline Flugs am 11. September 2001. Dieses Flugzeug wurde nach Kämpfen zwischen Passagieren und Entführern in der Nähe von Pittsburgh, Pennsylvania zum Absturz gebracht. Sicherlich werden hier Wunden wieder aufgerissen, doch ist es meiner Meinung nach dringend nötig, diesen Vorgang öffentlich zu verarbeiten, aber unter der Voraussetzung einer distanzierten Verarbeitung des Themas. Ist das gelungen?

Im Film gibt es keine Hauptdarsteller, keine bekannten Gesichter, es gibt nur Schauspieler, die vom Regisseur ihrem Original entsprechend ausgewählt wurden; außerhalb der Maschine spielen auch echte Zeitzeugen sich selbst. Warum hat dieser Regisseur nur dieses Schema und diese Art einer Filmproduktion gewählt? Ganz einfach: ein großes Staraufgebot hätte den Film zu einem Blockbuster gemacht. Man würde diesen Film mit Blick auf die Darsteller sehen wollen, weniger auf das Thema bezogen. Dieser Film dient aber weniger zur Unterhaltung, er dient zur Aufklärung über das, was wir zu wissen glauben, aber nie so deutlich vor Augen geführt bekamen.

Das Filmplakat zu „Flug 93“ und…

An Bord des Flugzeugs befinden sich vier Terroristen, die kurzerhand das Cockpit übernehmen und einen Passagier, die zwei Piloten und eine Stewardess erstechen. Dieser Flug ist der letzte der vier Terrorflüge vom 11. September. Einige Passagiere sind über die Situation aufgeklärt, da sie mit Verwandten telefonieren. Doch als sie anfangen sich zur Wehr zu setzen, ist es bereits zu spät. Das Flugzeug verfehlt zwar sein Ziel, doch alle Insassen des United Airline Flugzeugs kommen bei dem Absturz ums Leben.

Den Kinogängern ist klar, dass dieser Film sich auf etwas bezieht, was man nicht genau beweisen kann. Doch Regisseur Greengras hat genügend recherchiert. Er wies mit diesem Film eine Möglichkeit auf, welche Vorgänge sich im Flugzeug abgespielt haben könnten, nachweisen kann er es nicht. Dennoch kann man das nicht als Kritikpunkt nehmen. Es geht nicht um die detaillierten Geschehnisse im Flugzeug, sondern um den Tatbestand, was am 11. September geschah, also ein möglicher Ablauf aus der Perspektive einer Flugzeugbesatzung, die per Funk erfährt, dass sie ihr Ziel nicht erreichen wird.

…das World Trade Center aus der Ferne und…

Diese Geschehnisse wurden hier in diesem Film so realistisch wie möglich verarbeitet. Die Dramatik wurde nicht so hochgeschraubt, dass sie einem Trauerspiel glich. Der Film weist hohe Authentität durch Aufnahmen des World Trade Centers auf, die aus einer Entfernung von einigen Kilometern gemacht wurden. Nichts wurde idealisiert, nichts wurde übertrieben, nichts wurde ausgelassen. Die US-Regierung hat es nicht geschafft, an diesem Tag initiativ zu werden, denn George Bush hat versagt. Greengras berichtet hier nichts, was völlig aus den Wolken gegriffen ist. Viele kennen Michael Moore mit „Fahrenheit 9/11“. Alle sahen dort, wie George Bush während eines Besuches in einer Grundschulklasse teilnahmslos dasaß und nicht wusste, was er angesichts eines Terroranschlags auf die Vereinigten Staaten von Amerika tun sollte. Die Hilflosigkeit vor dem Terror wird hier nochmal deutlich.

…der Nähe.

Nichts ist vorhersehbar, doch dieser Tag macht uns klar, dass die Weltpolitik eine Wendung genommen hat. Diesen Tag verpackte Greengras hier in einem der besten Filme aller Zeiten. Distanziert, geschickt und unglaublich real werden hier Zuschauer sicherlich zu Tränen gerührt, vor allem aber aufgeklärt. Dieser FIlm ist kein Blockbuster, das wird er nie sein. Er ist ein Kunstwerk, doch auf eine Weise, die erschreckend und gigantisch ist. Schlicht, aber im Sinne einer griechischen Tragödie. Besser geht es nicht…