Vertrauen ist gut, Kontrolle – unnötig?

von unserer Redakteurin Alisa Schmitz (11.05.2009)

„‚Der Mann weiß selbst am besten, mit welcher Marke er sich am wohlsten fühlt und welche Größe gut sitzt“, erklärt Sex-Experte Claus Mangold. Dieses Zitat stammt aus der Glamoursausgabe Mai 2009 und behandelt das Thema der Verhütung. Doch nicht nur die Verhütung ist immer mehr Teil eines blinden Vertrauens, auch viel gravierendere Themen nehmen wir einfach als selbstverständlich an.

 

 

Die Stars machen es uns vor. Nadja Benaissa, 26 Jahre alt und Mitglied der Girlband „No Angels“, soll mit mehreren Männern ungeschützten Geschlechtsverkehr ausgeübt haben, obwohl sie wusste, dass sie HIV positiv ist. Drei davon sind nun mit HIV infiziert. Diese jungen Männer gingen einfach davon aus, dass die Sängerin gesund ist, wer würde auch nicht so denken? Die Frage nach Körperverletzung und Strafmaß bringt auch noch einen weiteren Aspekt mit sich. Wie weit darf man seinem Partner vertrauen?

 

In einem Artikel der Zeitschrift „Focus“ im Jahre 2008 wurde veröffentlicht, dass rund  13.000 Mädchen unter 18 Jahren jährlich schwanger werden. Laut Wikipedia.de lebten Ende 2007 59.000 Menschen mit dem Humanes Immundefizienz-Virus.

„Ich denke nicht, dass ich meine Freundin fragen würde, ob sie HIV infiziert ist, bevor ich mit ihr Sex hätte“, gesteht Niklas Lottes, Schüler der Jahrgangsstufe 12. Der 17jährige hat sich selbst noch nicht prüfen lassen, wie viele. Er geht einfach davon aus, mit ziemlicher Sicherheit, dass er nicht davon betroffen ist. „Es wäre schon unangenehm nachzufragen, aber irgendwann in einer Beziehung kommt das Thema bestimmt zur Sprache“, erklärt die 12 Klässlerin Kristina Fischer, 18 Jahre alt. Sie hat sich ebenfalls nicht testen lassen, „aber ich will bald mal Blutspenden gehen, dabei stellt man das ja fest.“ Sie würde es ihm gestehen, auch wenn sie sagt, dass sie wohl in den ersten paar Wochen sowieso verhüten würde. „Das Vertrauen muss man doch erst aufbauen, bis man das Kondom weglassen sollte, oder?“

 

Wer hat zu verhüten?

Aber was ist, wenn selbst dieses Vertrauen nicht ausreicht, dass der Partner trotzdem lieber in Kauf nimmt, jemanden zu infizieren, aus Angst vor Zurückweisung? „Es ist auf jeden Fall ein Vertrauensmissbrauch dem Partner zu verschweigen, dass man HIV infiziert ist. Dennoch finde ich es schlimm, dass man immer davon ausgeht, dass die Frau verhüten muss, indem sie die Pille nimmt“, äußert Kristina zusätzlich.

Die große Frage, wer nun wirklich für die Verhütung und den Schutz für sich und andere zuständig ist, liegt nahe bei der Vertrauensdiskussion. Wofür gibt es denn Kondome, wenn Mann davon ausgeht, das Frau die Pille nimmt? In der heutigen Zeit sollte man doch meinen, dass es genug Möglichkeiten gibt an diese Dinge heranzukommen und die Leute gebildet genug sind, diese auch zu nutzen.

 

„Ich denke, beide Partner sind für dieses Thema verantwortlich“, sagt Franziska Rapior, eine 18jährige aus dem 12. Jahrgang. „Auch wenn ich diese ganze Geschichte als Vertrauensbruch sehe, finde ich, die Infizierten tragen eine Mitschuld.“

Das ist genau der Punkt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Man schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere vor einer möglichen Gefahr. Wer Kondome nutzt, ist klar im Vorteil. Heutzutage denkt die Jugend, aber anscheinend auch vermeintliche Erwachsene, immer nur an die Schwangerschaft, weniger an die unzähligen Krankheiten, die auch durch den Liebesakt übertragen werden.

 

Natürlich ist das Geständnis „Ich habe HIV“ schwieriger als jemandem zu beichten, dass man schon mal etwas geklaut hat oder auf rosa Plüschhasen steht. In jedem Fall ist dennoch Vertrauen die Basis für Beziehungen jeglicher Art. Wenn man nicht ehrlich ist, ist nicht nur das Vertrauen, sondern möglicherweise auch die Gesundheit futsch.