Was blüht mir da?

Von unserem Biologielehrer Werner Waldrich (23.3.2007)

Jedesmal, wenn ich nach dem Unterricht am Goethe-Gymnasium auf dem Weg zu meiner zweiten Dienststelle, dem Schulbiologiezentrum im ehemaligen Botanischen Garten der Stadt Kassel unterwegs bin, frage ich mich, was mir dort heute wohl wieder blüht. Mal ist es die Schlange, eine über einen Meter lange Kornnatter, die aus ihrem Terrarium schon wieder ausgerissen ist, mal ist es der Hilferuf einer Grundschule, bei ihnen sei ein Schmetterling – kurz vor Weihnachten! – aus dem Kokon geschlüpft, mal ist es wieder die Schlange, die nach ihrer eigenmächtigen Überwinterung im Freien freiwillig wieder in ihr Terrarium zurück will, aber vor verschlossener Türe schlängelt. Also kein Tag ohne neue Überraschungen.

 

Was mir heute blüht ist jedoch sonnenklar, es sind die Frühblüher. Nach den vorfrühlingshaften Tagen explodieren die als Zwiebeln oder Knollen überwinternden Gewächse förmlich. Für sie kommt es ja darauf an, die ersten Sonnenstrahlen des Jahres für ihr Überleben zu nutzen, da sie ab Mai, wenn die Bäume „ausschlagen“ und Blätter bekommen, von dieser Energiequelle nicht mehr zehren können. Dann ziehen sie sich wieder in ihre Zwiebeln oder Knollen zurück und verschwinden von der Oberfläche.

Schneeglöckchen

 

Die Winterlinge sind bereits jetzt weitgehend verblüht. Die Schneeglöckchen sind schon fast durch mit der Blüte. Sie hatten in diesem Jahr kaum gegen eine Schneedecke anzukämpfen, durch die sie sich sonst hindurchschmelzen müssen. Ähnlich wie Schneeglöckchen sieht auch ein anderer Frühblüher aus, der allerdings größere Blüten hat und mit der Blüte erst im März beginnt, der Märzenbecher.

 

Osterglocken

 

Die Osterglocken scheinen der Sonne Konkurrenz machen zu wollen. Sie leuchten besonders vor einem strahlend blauen Himmel und ihre Blüten öffnen sich nach Süden, der Sonne entgegen. Sie sind in diesem Jahr aber etwas zu früh – oder Ostern ist zu spät -, denn bis Ostern halten sie wahrscheinlich nicht durch.

 

Hasel

 

Neben den Osterglocken sind auch die Krokusse farbbestimmend. Sie blühen intensiv blau, gelb, orange und weiß ebenso wie die Hyazinthen, die blau-, rosa- und weißblühend die Besucher des ehemaligen Botanischen Gartens mit einem betörenden Duft einfangen. Blausterne übersäen mancherorts den Boden unter den Sträuchern. Auch einige frühblühende Sträucher wie z.B. die Hasel bereichern das Farbspektrum noch.

 

Hyazinthe

 

Was mir in den nächsten Wochen im Schulbiologiezentrum wieder blüht, kann ich nur erahnen. Aber den schon blühenden Pflanzen folgen in den kommenden Wochen Anemonen, Buschwindröschen und noch einige andere Frühblüher, ehe dann im Mai die Bäume und Sträucher loslegen und die Frühblüher sich damit für dieses Jahr verabschieden müssen.

 

Krokusse

 

Und wer eigene Naturbetrachtungen bevorzugt oder weitere Informationen über den ehemaligen Botanischen Garten und das Schulbiologiezentrum erhalten möchte, sollte uns an diesen Frühlingstagen besuchen. Ein Spaziergang lässt die kühlen Wintertage schnell in Vergessenheit geraten und gibt einen Vorgeschmack auf sommerliche Temperaturen.

 

Werner Waldrich, Biologielehrer am Goethe-Gymnasium und Leiter des Schulbiologie-Zentrums

 

Homepage des Schulbiologie-Zentrums