Wenn ich einmal reich wär…

Von unserem Mitarbeiter Marcel Laabs ((05.01.2007))

Immer wieder zu Beginn eines Jahres machen sich viele Gedanken, was sie von diesem Jahr erwarten. Viele denken an Villen, Laptops, HDTV-Fernseher, alles Luxusartikel, die man nicht wirklich braucht, aber trotzdem gerne hätte. Zudem wird man neidisch auf diejenigen, die diese Dinge besitzen. Natürlich kann man sich alles kaufen, wenn man reich wäre, aber man kann auch ohne diesen Luxus leben. Ich jedenfalls habe gute und schlechte Erfahrungen im Leben gemacht. Ich habe unten angefangen und war ganz oben. Und das ging so

 

Für Reichtum steht der Geldwechsler, ...

Für Reichtum steht der Geldwechsler, …

 

Alles fing an einem kalten Dezembervormittag an. Ich verlor an diesem Tag meinen Job als Sekretär von Ackermann, Chef der Deutschen Bank, da ich viel Geld bei illegalen Glücksspielen verloren hatte, Drogen kamen hinzu. So war ich auf der Straße gelandet. Manchmal musizierte ich auf dem Platz der Deutschen Einheit mit meiner Mandoline und bettelte um Geld. Wenn ich manchmal genug Geld übrig hatte, kaufte ich mir einen Block, um dann für zwei Euro das Portrait eines Menschen zu malen. Damit lag mein Tageseinkommen bei rund sieben Euro, und das reichte für einige Mahlzeiten. Natürlich gab es auch Tage, an denen ich garnichts verdiente. An solchen Tagen musste ich richtig hungern.

...das Schloss, ...

…das Schloss, …

Regelmäßig ging ich zum Arbeitsamt, um nach einen neuen Job anzufragen. Genau fünf Monate, nachdem ich meine Stelle bei der Deutschen Bank verloren hatte, bot mir das Arbeitsamt einen Ein-Euro-Job an. So wurde ich Fahrradwächter in einer Grundschule. Bei all diesen Tätigkeiten sang ich gerne, aber nur, wenn mir niemand zuhörte. Meiner Meinung nach konnte ich wirklich gut singen, aber ich traute mich damit nicht an die Öffentlichkeit.
Einen Monat später kam ein unbekannter, elegant gekleideter Mann vorbei und legte zwei Euro in meinen Hut. Ich war natürlich überglücklich und fing sofort an zu malen. Als ich fertig war, gab ich ihm das Bild. Er betrachtete es eine Weile. Dann sagte er zu mir:
„Sie haben Talent. In der Tat, sie habenTalent.“
„Ich danke Ihnen Herr……“
„Herr Buschzinsky, Detlev Buschzinsky.“
„Ich danke Ihnen, Herr Buschzinsky.“
„Sie können mich ruhig Detlev nennen.“
Mit diesen Worten nahm er mich mit zu der bekanntesten Künstler-Akademie in Berlin. Ich wurde in den Sparten Tanz, Gesang und Kunst ausgebildet.

...das Luxusauto, ...

…das Luxusauto, …

Nach Wochen erbarmungslosen Trainings führte ich die ersten Tanzrollen vor Publikum auf. Dafür trainierte ich fünfmal in der Woche bis zu sechs Stunden täglich. Ich arbeitete mich hoch und konnte meine Entwicklung förmlich spüren. Zwei Monate später, nach intensivster Anstregung, führte ich den Napoleon Dynamite Dance vor und – nein ich habe ihn nicht imitiert, ich habe ihn besser gemacht! Ich wurde vom Publikum bejubelt. Später erhielt ich auch erste Rollen als Schauspieler und habe berühmte Stücke á la Romeo&Julia aufgeführt.

...selbstverständlich Geld, ...

…selbstverständlich Geld, …

 

Nach einer dieser Vorstellungen kam meine zweite Chance. Wieder überreichte ein unbekannter Mann mir eine Visitenkarte mit folgenden Worten: „Überlegen Sie es sich, es ist Ihre Chance!“ Die Visitenkarte gab mir zu denken: Talentsuche Hollywood GmbH. Am folgenden Tag rief ich dort an. Cool, freundlich und lässig sagte mir die Stimme am Telefon:
„Ja sie müssen der Mann sein, von dem Jordan mir erzählt hat. Sie sollen ein großes Talent sein.“
„Ich danke Ihnen.“
„Ja , sowas höre ich gern. Nun gut, wie dem auch sei, sie bekommen eine Wohnung in Hollywood. Ausserdem zahlen wir ihnen den Flug dorthin. Er startet in Paderborn um 17:00 Uhr, morgen Nachmittag, Flug PDB-875.“
Ohne dass ich auch nur ein Wort sagen konnte, legte der Mann auf. Ich dachte mir:“Nun gut, Paderborn ist nicht weit entfernt, ich fahre einfach mal hin.“

...die Segelyacht, ...

…die Segelyacht, …

Und so saß ich in einem Privatjet, first class auf dem Weg nach Hollywood. Was ich aber nicht wusste, ich sollte den neuen James Bond spielen. Es war eine sehr gut bezahlte Rolle. So konnte ich mir kaufen, was ich wollte: Villa, Immobilien, Fernseher nach neuester HDPC-Technologie. Er machte mir einfach Spaß, viel Spaß, Geld auszugeben. Mein Vermögen wuchs dennoch, aber eines Tages passierte etwas Schreckliches…..

In einer Drehpause zu dem James Bond-Film: „Geld ist nicht genug“, den wir in Las Vegas drehten, spielte ich ein paar der üblichen Glücksspiele. Zuerst verlor ich kleine Beträge, aber meine Einsätze stiegen beständig. Ich konnte nicht mehr aufhören, mein Vermögen schmolz und meine Drogensucht kam hinzu. Ich verlor den Job und wegen einer Gerichtsverhandlung machte ich mich zum Gespött der Presse: Ich erschien nicht zur angesetzten Gerichtsverhandlung und wurde wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. So musste ich einen viel besuchten Parkplatz fegen, wo natürlich die ganze Presse anwesend war und meine Bilder weltweit zu sehen waren.

...aber selten die Barmherzigkeit.

…aber selten die Barmherzigkeit.

Nun, fünf Jahre nach dem Verlust meines ersten Jobs bin ich wieder da, wo ich angefangen habe, auf der Straße. Ich bettle, musiziere und male gelegentlich. Eines Tages kam ein Mann auf mich zu und legte mir zwei Euro in den Hut, ich fing an zu malen…