Gastbeitrag von Jonas Dereje (17.05.2004 20:46)
Wohin geht’s in den nächsten Ferien? Ab in den Süden? Go West? Bis zu einem bestimmten Alter stellt sich die Frage gar nicht erst, weil man ja Eltern hat, die für einen entscheiden. Irgendwann hat man aber keine Lust, mehr entfernte Verwandte in irgendwelchen abgelegenen Dörfern zu besuchen oder nach Holland an die Nordsee zu fahren und dort nicht wirklich etwas zu tun zu haben.
Bekommt man da nicht Lust auf Urlaub?
Wenn man sich dann endlich mal traut, seinen Eltern die Wahrheit zu sagen („Wie bitte, du magst unseren Familienurlaub gar nicht?!“), kommen diese oft mit Forderungen wie „OK, wenn du schon nicht mit uns kommen willst, dann mach‘ wenigstens etwas Sinnvolles. Und kümmer‘ dich selber drum. Sonst bleibst du zu Hause und lernst für die Schule und damit basta!“, in der Hoffnung, dass man diesen Ansprüchen sowieso nicht gerecht werden kann.
Was gäbe man da nicht alles für eine perfekte Antwort à la „Kein Problem, ich hab‘ mir da schon etwas ausgeguckt. Ich mache bei einem sinnvollen Projekt mit und lerne dabei noch ein bisschen Englisch dazu, außerdem ist es nicht mal teuer“.
So schwer ist es eigentlich gar nicht, eine solche Veranstaltung zu finden. Der Service Civil International (SCI), eine internationale Friedens- und Freiwilligenorganisation, organisiert zum Beispiel in jeden Ferien sogenannte Workcamps. Nicht erschrecken, bei Workcamps handelt es sich nicht um Arbeitslager, sondern um 2- bis 4-wöchige kulturelle, soziale oder ökologische Projekte. In diesen internationalen Projekten arbeiten 10-20 Freiwillige aus verschiedenen Ländern zusammen. Dies ist nicht das einzige Arbeitsfeld des SCI. Er organisiert auch längerfristige Freiwilligendienste im Ausland, Workcamps sind aber gerade für Schüler interessant.
Es werden Camps in West-, Ost- und Mitteleuropa, in den USA, Japan, Südkorea, Australien und in vielen so genannten „Dritte Welt Ländern“ angeboten. In Deutschland finden über 50, weltweit sogar über 800 Workcamps pro Jahr, statt. Der SCI hilft dabei bei der Vermittlung von Freiwilligen, die an einem solchen Camp teilnehmen wollen. Das Mindestalter für Camps in Deutschland ist 16, Camps außerhalb Deutschlands 18 und Camps in Afrika, Asien oder Lateinamerika in der Regel 21 Jahre. Die Anreise zu den Projekten wird von jedem Teilnehmer selbst organisiert und bezahlt, dafür wird Verpflegung und Unterkunft vom Projektpartner gestellt. Im Camp arbeitet man täglich etwa vier bis sechs Stunden im Projekt, der sogenannte Work-Part. In der restlichen Zeit hat man die Möglichkeit, das Gastland kennen zu lernen, Ausflüge zu machen oder einfach ein bisschen mit der Gruppe zu relaxen.
Außerdem gibt es noch den Study-Part, in dem man sich als Gruppe mit den Hintergründen der Projekte auseinandersetzt und zusätzlich etwas über das jeweilige Land erfährt.
Die Inhalte der angebotenen Projekte sind vielfältig und in verschiedenen Arbeitsfeldern angelegt. So kann man z.B. im ehemaligen KZ in Dachau an der „Internationalen Jugendbegegnung“ teilnehmen, in Spanien Freizeitaktivitäten für sozial benachteiligte Kinder organisieren, in Alaska das längste Rollstuhl-Rennen der Welt mitbetreuen, in Japan einen Teegarten anlegen, in Russland bei archäologischen Ausgrabungen helfen und vieles mehr.
Da auch die Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern kommen, lernt man nicht nur Menschen und Kulturen aus dem Gastland, sondern aus aller Welt kennen. Und da alle Camper am gleichen Projekt arbeiten und normalerweise nicht mehr als zwei Teilnehmer aus dem gleichen Land kommen, knüpft man schnell Kontakte. Die Campsprache ist in der Regel Englisch, es werden aber nur Grundkenntnisse erwartet. Eine gute Möglichkeit also, sein Englisch aufzubessern, selbst wenn man an einem Camp in Deutschland teilnimmt.
Also, falls dieser Artikel dein Interesse geweckt hat oder du in einer der nächsten Ferien noch nichts geplant hast, check www.sci-d.de für weitere Informationen. Hier findest du auch ein genaues Workcamp-Programm und kannst dir Anmeldeformulare downloaden. Du kannst dir das aktuelle Workcamp Programm auch in gedruckter Version telefonisch bei der Geschäftsstelle Bonn bestellen unter:
SCI Deutscher Zweig e.V, Blücherstraße 12, 53115 Bonn, 0228/2120867

Also los, informiere dich!