Zwischen Wahrheit und Zweifel

Von unseren Redakteuren Julia Pfannkuch und Sina Muhammed-Ali (11.06.2006 00:28)

Sakrileg oder auch Tempelraub, wie es von dem lateinischen Wort sacrilegium übersetzt wird, bezeichnet die Entweihung heiligen Bodens oder heiliger Gegenstände durch Raub, Schändung oder Missbrauch, aber auch ein Angriff auf geweihte Personen.

Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci, ein Schlüsselbild im Film

Doch weltweit verbinden Millionen von Menschen das Wort Sakrileg mit einem Bestseller von Dan Brown. Seit vorletzten Donnerstag ist die Verfilmung des Buches nun auch in den deutschen Kinos zu sehen und bereits in den ersten Tagen wurde der Film von knapp 3,3 Millionen Zuschauern gesehen. Doch ist diese Hollywoodverfilmung lediglich ein weiterer Kassenschlager oder wird das größte Rätsel, das die Menschheit je gesehen hat, offenbart?
Für die Verfilmung holte Erfolgsregisseur Ron Howard seinen „Apollo 13“-Star Tom Hanks, Frankreichs Top-Exporte Audrey Tautou und Jean Reno sowie Ian McKellen, den „Ring“-Zauberer Gandalf, an Bord.

Der Besteller hat eine Flut weiterer Bücher ausgelöst

Und trotzdem erntete der Film haufenweise schlechte Kritiken. „Die dem Medium geschuldete Straffung und Verknappung erweckt den Eindruck, Hanks und Tatou seien in einem für Kinder entworfenen Rätselparcours unterwegs und nicht auf der Spur einer jahrhundertealten Verschwörung“ berichtet www.critic.de. Und auf www.filmkritik.de wird kritisiert: „Überraschenderweise ist es jedoch ausgerechnet Audrey Tautou, die sich als große Schwäche des Films entpuppt. Ihr Charakter bleibt lange Zeit viel zu blass, sie ist nur das Anhängsel an Robert Langdons Rockzipfel. Und als sich dann die große Schlusswendung offenbart, verrichtet sie nicht mehr als Dienst nach Vorschrift.“

Der Mord im Louvre, Ausgangsort einer verwirrenden Verkettung von Vorgängen

Doch was viele Kritiker stört, stößt bei zahlreichen Zuschauern auf große Begeisterung. Lediglich für die Leser des Buches hält der Film keine Überraschungen parat, da er sich streng am Buch orientiert. Dennoch, viele Zuschauer verstehen die schlechten Kritiken nicht und loben den Film in den höchsten Tönen. Insbesondere die Verbindungen mit geschichtlichen Abläufen und die Rätsel führen wie eine Leitlinie durch den Film und erhalten die Spannung bis zum Schluss, der letztlich als Höhepunkt des Filmes alle noch offenen Fragen klärt. Somit ist der Film nicht als bloßer Thriller zu sehen, sondern eher als Krimi mit geschichtlichem Hintergrund, der die Zuschauer immer wieder zum Nachdenken und Miträtseln auffordert.

Eine überraschende Wendung

Der einzige unumfochtene Kritikpunkt ist die Länge des Filmes. Mit rund 150 Minuten ist der Film ein wahrer Überlängenfilm! Doch am Ende des Films, wenn man dankbar aufstehen darf, stellt sich die Frage, wie viel Wahrheit in dem Film steckt. Mal abgesehen davon, dass Maria Magdalenas sterbliche Überreste sehr wahrscheinlich nicht unter dem Neubau des Louvres liegen, kann es doch durchaus sein, dass Jesus seine Gene auch weiter verbreitet hat. Wieso sollte die Person, die am meisten von der Nächstenliebe sprach, nicht auch in der Lage gewesen sein zu lieben – also Liebe zu machen?

Tom Hanks im Film als Robert Langdon mit Frankreichs Top-Export Audrey Tautou im Film als Sophie Neveu

Tatsache ist, dass die Tempelritter damals etwas hatten, was ihnen von heute auf morgen zu uneinge- schränkter Macht seitens der Kirche verhalf. Was mag das gewesen sein? Wer glaubt schon an einen magischen Kelch? Heute gehen Geheimdienste über Leichen, damit die Wahrheit nicht herauskommt und früher wird es wohl kaum anders gewesen sein. Tatsächlich regen sich leichte Zweifel über die Rolle der Kirche. Das zeigt auch die Riesenauflage der Romanvorlage und das sieht auch der Vatikan, der entsprechende deutliche Warnungen vor dem Filmstart ausgesprochen hat.

Das Ende gibt zu denken: Tom Hanks neben der Louvre-Pyramide