(28.01.2006 22:29)
Entgegen allen Meldungen, häufiger Umgang mit dem Computer lasse Kinder verdummen, meldet sich nun die Organisation für wirtschaftiche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu Wort. Einer Sonderauswertung der PISA-Studie zufolge zeigten Schüler, die häufiger vor dem Rechner säßen, bessere Ergebnisse in Mathematik.
Der Vorteil der eifrigen PC-Nutzer scheint demnach in Deutschland auch ausgeprägter als im OECD-Durchschnitt zu sein. Der Zugang 15-jähriger Schüler zu Computern stieg von 2000 bis 2003 sowohl zu Hause als auch in der Schule deutlich an. Deutsche Jugendliche nutzen die Rechner allerdings in der Schule weitaus weniger als ihre Altersgenossen in anderen Ländern. Der Großteil sitzt zu Hause deutlich häufiger vor dem PC als in der Schule.
Deutsche Schüler, die zu Hause keinen Computerzugang haben, schnitten den Angaben zufolge bei dem Mathematiktest im Rahmen der PISA-Studie 2003 deutlich schlechter ab als ihre Mitschüler mit PC-Zugang. Selbst bei Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren machte der Leistungsunterschied demnach immer noch fast ein ganzes Schuljahr aus. Noch wichtiger ist aus Sicht der Experten, dass erfahrene Computer-Nutzer in wichtigen Schulfächern besser abschneiden.
Die Matheleistungen von Schülern mit weniger als einem Jahr Computererfahrung entsprechen demnach 436 Punkten auf der PISA-Skala. Dagegen kommen Schüler mit mehr als fünf Jahren Erfahrung auf 533 Punkte. Selbst bei Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren blieben mehr als 50 Prozent dieses Leistungsvorsprungs bestehen.
In Deutschland benutzen 82 Prozent der 15-Jährigen ihre Computer zu Hause mehrmals in der Woche. Nur in Kanada, Island, Schweden, Australien, Korea, Dänemark, Belgien und den USA ist der prozentuale Anteil der intensiven PC-Nutzer höher. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 74 Prozent. Dagegen weist Deutschland mit 23 Prozent den geringsten Prozentsatz von Schülern aus, die den Computer mehrmals in der Woche in der Schule benutzen. Der OECD-Durchschnitt liegt mit 44 Prozent etwa doppelt so hoch.
In Deutschland ist zudem die Zahl der 15-jährigen Schüler, die sich in der Schule einen Computer teilen müssen, doppelt so hoch wie im OECD-Durchschnitt und dreimal so hoch wie in Australien, Korea und den USA. Ein Großteil der Schulleitungen sieht darin allerdings kein Problem: Nur 34 Prozent der Schulleiter geben an, dass ein Mangel an Computern die Unterrichtsversorgung bis zu einem gewissen Grad oder stark beeinträchtigt. Nach Ansicht der OECD könnte dies bedeuten, dass Computer an deutschen Schulen zwar effektiv eingesetzt werden, aber nicht als zentraler Bestandteil des Unterrichts gelten. Für möglich halten die Experten auch, dass sich die Schulleitungen des Potenzials der Computer für Lehren und Lernen nicht so bewusst sind wie in anderen Ländern.
Die Jugendlichen benutzen ihre PCs der Untersuchung zufolge zu Hause nicht nur für Spiele. Die Hälfte der befragten Schüler gab an, häufig Textverarbeitungsprogramme zu gebrauchen oder das Internet als Suchinstrument zu nutzen. Mädchen sind mit Computern laut Studie weniger vertraut als Jungen.
Quelle: RP-Online
http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/wissenschaft/bi ldung/173080