Die Suche nach der Einheit

Ein Kommentar von unserem Redakteur Marco Sivori (03.03.2008)

Kaum ein politisches Thema spaltet derzeit die EU-Staaten so sehr wie die selbst erklärte Unabhängigkeit der serbischen Region Kosovo. Während sich diese bereits als eigenständig ansieht, verlangt Serbien nach einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Derweil zieht die Wirkung der Spaltung immer größere Kreise.

 

 
Die einstige Region Serbiens  

Im Laufe der Jahre und mit Ausweitung übergreifender Organisationen auf immer mehr europäische Staaten entwickelte sich mit der Zeit der Gedanke der europäischen Einheit, von der noch heute oft gesprochen wird, wenn es darum geht, politische Entscheidungen und Verordnungen im Plenum zu beschließen. Wie diese Einheit zu betrachten ist – geographisch, politisch, wirtschaftlich – sei einem jeden selbst überlassen. Mit der erklärten Unabhängigkeit des Kosovo jedoch scheint diese europäische Einheit erneut ins Wanken zu geraten. Noch immer gibt es keine einheitliche Position der EU, lediglich die Zusagen oder Absagen einzelner Nationen.

Bei genauerer Betrachtung wirkt es doch erstaunlich, dass seit dem Gedanken eines „vereinten Europas“ unser Kontinent zerstückelter wirkt als jemals zuvor. Dies zeigt sich deutlich an der Entwicklung der betroffenen Region, dem Zerfall des einstiegen Vielvölkerstaates Jugoslawien. Die südosteuropäische Region zerfiel seit 1991 bis zum Jahre 2006 in sechs unabhängige Staaten. Mit seiner Forderung nach Unabhängigkeit würde der Kosovo der siebte Staat sein, der aus dieser Teilung hervorgeht. Auch wenn sich Slowenien mittlerweile zu den EU-Staaten zählen darf und sich auch Mazedonien und Kroatien auf der Liste der Beitrittskandidaten befinden, zeigt sich doch immer mehr der Zerfall der europäischen Einheit mit jedem neuen unabhängigen Staat.

   
   

Neben der geographischen Teilung durch immer neue Staatengrenzen, scheint auch Europas politische Einheit ins Wanken zu geraten. Während sich ein Großteil der europäischen Staaten für eine Anerkennung des Kosovo entschieden hat, trifft besagte Trennung in anderen Ländern auf starke Einwände. Insbesondere Spanien und südosteuropäische Staaten, die an Serbien grenzen, verweigern oder verschieben bislang die Anerkennung aus Angst vor weiteren Spaltungen in der gefährdeten Region.

Wo soll dies nun enden, mag sich der interessierte Leser fragen? In wie viele Teile muss Europa noch zerfallen, bevor es schließlich zu der lang ersehnten Einheit kommt? Wird es überhaupt jemals zu einer Einigung kommen? Was die Römischen Verträge von 1957 hervorbrachten, waren erste wirtschaftliche Bündnisse europäischer Staaten zur nachbarschaftlichen Unterstützung. Ist eine wirtschaftliche Einheit im Sinne der EWG nicht genug? Wie viel Einheit kann Europa vertragen? Und müssen wir uns in Europa wirklich die USA zum Vorbild nehmen und selbst zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ werden?